Lieferkette: Winziger Chip im Parmesan soll Echtheit beweisen – und essbar sein

Die Produktion von Parmesan ist ein Milliardengeschäft, auch deshalb gibt es viele Nachahmer. Ein eingelassener Mikrochip soll nun die Echtheit nachweisen.

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Parmesanlaibe in Salzlake

Parmesanlaibe mit dem QR-Label, das den Chip aufnehmen soll

(Bild: Consorzio del Parmigiano Reggiano)

Lesezeit: 4 Min.

Original norditalienischer Parmesan wird mit essbaren Mikrochips ausgestattet, um ihn "dank Blockchain-Technik" besser von in der EU illegalen Kopien unterscheiden zu können und jeden einzelnen Käse zu seinem Ursprung nachverfolgbar zu machen. Das geht aus mehreren Medienberichten und Angaben des Herstellers des Chips selbst hervor. Dieser wird demnach in kleine, essbare Etiketten eingelassen, die schon seit mehr als 20 Jahren auf jedem einzelnen Käselaib angebracht werden, um denen eine einzigartige ID zuzuweisen. Ausgelesen werden kann er dem Hersteller namens p-Chip zufolge mit einem Laser und anders als etwa RFID-Chips soll er die gesamte Lebenszeit des Parmesans überdauern. Zu jeder Zeit könne damit überprüft werden, dass es sich um ein Original handelt.

Laut der EU-weit geschützten Ursprungsbezeichnung darf echter Parmesan nur in einer kleinen Region in den italienischen Provinzen Parma, Reggio Emilia, Modena, Bologna, sowie Mantua produziert werden. Der Käse muss dabei einen jahrelangen Reifeprozess durchlaufen, ein einzelner Käselaib kann am Ende über 1000 Euro kosten. Allein im vergangenen Jahr wurde laut dem Guardian originaler Parmesan im Wert von 2,9 Milliarden Euro verkauft. Gleichzeitig werde der Umsatz mit gefälschtem Parmesan aber auf zwei Milliarden Euro geschätzt. Grund genug, für einen besseren Schutz des Originals jetzt auf moderne Technik aus den USA zu setzen.

Wie das US-Unternehmen p-Chip erläutert, sind die hauseigenen Chips so groß wie ein Salzkorn und werden in ein kleines Schild aus Käseprotein am Rand des Käselaibs eingebracht. Seit 2022 seien schon über 100.000 der etwa 40 kg schweren Räder zu Testzwecken so ausgestattet worden. Mit einem Laser lassen sich demnach Informationen wie die ID und der Herstellungszeitpunkt auslesen. Das Label findet sich an einem Teil des Käses, der nicht mitgegessen wird, aber selbst wenn der Chip einmal aus Versehen im Magen landen sollte, wäre das kein Problem, schreibt das Wall Street Journal. In Tests habe der Chip auch nach drei Wochen in Magensäure keine gefährlichen Stoffe abgesondert. Bill Eibon von p-Chip habe als Vertrauensbeweis einen gegessen.

Weil der kleine Chip nur mit einem Laser und direkt am Rand des Käses sitzend ausgelesen werden könne, bestehe keine Gefahr, dass er aus der Distanz oder gar im Magen eines Menschen getrackt werden könne, versichert p-Chip außerdem. "Wir wollen nicht als die Firma bekannt sein, der vorgeworfen wird, Menschen zu verfolgen", zitiert das Wall Street Journal Eibon: "Ich habe einen der Chips gegessen und niemand verfolgt mich, außer meine Ehefrau und die benutzt andere Methoden." Mithilfe der in dem Chip abgelegten ID werde ein "digitaler Zwilling" jedes Parmesans geschaffen, der eine bisher nicht gekannte Rückverfolgbarkeit über die gesamte Lieferkette ermögliche.

Mit der geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U., englisch PDO) wird in der Europäischen Union festgeschrieben, dass bestimmte Produkte aus einer geografisch definierten Region stammen müssen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Käsesorten, Fleisch- und Wurstprodukte, Weine und andere Nahrungsmittel. In Deutschland fallen beispielsweise der Allgäuer Emmentaler und die Stromberger Pflaume unter diesen Schutz, in Österreich die Pöllauer Hirschbirne und die Steirische Käferbohne. Der Markt für derart geschützte Produkte umfasst inzwischen mehr als 80 Milliarden Euro, was den teilweise begangenen Aufwand für den Schutz der Produkte erklärt. So werden Behälter mit vorgeschnittenem San-Daniele-Schinken in Italien mit QR-Codes individualisiert.

(mho)