Massachusetts verpflichtet Behörden zur Nutzung des OpenDocument-Formats

Ab 2007 dürfen Behörden und öffentliche Verwaltungen im Ostküstenstaat nur noch Office-Programme einsetzen, die auf dem freien OpenDocument-Format basieren.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Regierung des US-Bundesstaats Massachusetts macht keinen Hehl daraus, dass sie im behördlichen IT-Umfeld offene Standards statt proprietäre Lösungen einzelner Unternehmen bevorzugt. So hatte der 2002 gewählte republikanische Gouverneur Mitt Romney schon nach wenigen Monaten im Amt verfügt, dass Gelder für IT-Ausgaben aus dem Staatshaushalt in Zukunft vorrangig in Open-Source-Produkte zu investieren sind. In einem Strategiepapier wurde zudem festgehalten, dass Behörden und Verwaltungen des Ostküstenstaats künftig ausschließlich mit Programmen arbeiten sollen, die es erlauben, Dokumente in nicht lizenzpflichtigen Formaten zu bearbeiten und abzuspeichern.

In den vergangenen beiden Jahren widmete sich die dem Finanzministerium des Landes zugeordnete Information Technology Division insbesondere der Frage, welche offenen Standards sich für die Dokumenten-Bearbeitung, -Weitergabe und -Archivierung in Behörden unter den genannten Prämissen am besten eignen. Die Ergebnisse wurden in einem Enterprise Technical Reference Model (ETRM) zusammengefasst, das derzeit in Version 3.5 als Draft Policy (PDF-Datei) vorliegt und am 9. September verabschiedet werden soll. Die Autoren kommen in dem Bericht zum Schluss, dass vor allem das OpenDocument-Format sowie der Industriestandard PDF die geforderten Bedingungen erfüllen.

Das auf dem offengelegten Dokumentenformat von StarOffice/OpenOffice beruhende OpenDocument wurde Anfang Mai von der Organization for the Advancement of Structured Information Standards (OASIS) als offizieller Standard für Office-Anwendungen verabschiedet. Es basiert auf einem XML-Format von OASIS und ermöglicht einen problemlosen Dateiaustausch mit unterschiedlichen Applikationen. Änderungen an den Dokumenten lassen sich selbst mit einfachen Texteditoren vornehmen. Als Dateiendungen wurden .odt für Texte, .ods für Tabellen, .odp für Präsentationen, .odg für Zeichnungen sowie .odb für Datenbanken festgelegt. OpenDocument wird unter anderem Bestandteil von OpenOffice.org 2, StarOffice 8 und KOffice 1.4 sein.

Massachusetts' Chief Information Officer (CIO) Peter Quinn begründete die für 2007 vorgesehene ausschließliche Nutzung des OpenDocument-Formats für Office-Anwendung in den Behörden des Bundesstaats gegenüber US-Medien damit, dass man gewährleisten wolle, dass elektronische Dokumente auch dann noch verarbeitet werden können, wenn die Hersteller proprietärer Software längst vom Markt verschwunden seien. Der eingeschlagene Weg sei eine langfristige Entscheidung zum Wohl der Bürger. "Bei der neuen Richtlinie handelt es sich keineswegs um eine Anti-Microsoft-Initiative", stellte Quinn klar, vielmehr hoffe man, dass auch der Hersteller der bislang marktbeherrschenden Office-Suite künftig die Erzeugung von Dokumenten im OpenDocument-Format ermöglicht.

Brian Jones, bei Microsoft mit der Office-Entwicklung beschäftigt, hatte in seinem Weblog zuletzt jedoch die Entscheidung des Unternehmens verteidigt, beim neuen Office 12 auf ein eigenes Dokumentenformat zu setzen. Dieses werde zwar wie OpenDocument auf XML und ZIP basieren, doch sei Microsoft gegenüber seinen 400 Millionen Office-Anwendern dazu verpflichtet, die Konvertierung ihrer Dokumente von früheren Office-Versionen in die neueste Ausgabe zu gewährleisten, und das könne man nur mit einem eigenen Format. Sollten sich andere US-Bundesstaaten Massachusetts allerdings zum Vorbild nehmen -- dessen Regierung die Einsparung von Lizenzgebühren in den Haushaltsplänen längst berücksichtigt hat -- könnte diese Zahl aber womöglich bald deutlich sinken. (pmz)