Medica 2014: Gesundheit im Zeichen von IT

Vom Head-mounted Display für den Chirurgen bis zu individuell angepassten Implantaten aus dem 3D-Drucker – die größte Messe für Medizin und Medizintechnik zeigt viele interessante Anwendungsfelder.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 14 Kommentare lesen
Medica 2014: Gesundheit im Zeichen von IT
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Bräuchte man eine Messgröße für die Bedeutung von Gesundheit – die Medica 2014 wäre prädestiniert dafür: Mehr als 4800 Aussteller aus 67 Nationen zeigten bis zum Wochenende neue Produkte und Dienstleistungen rund um das Gesundheitswesen und belegten auf dem Düsseldorfer Messegelände jeden freien Zentimeter der insgesamt 18 Messehallen.

Allein die deutschen Medizintechnikhersteller und -zulieferer, die in Düsseldorf mit gut 1000 Ausstellern vertreten waren, kommen 2014 voraussichtlich auf einen Umsatz von mehr als 25 Milliarden Euro – was nicht weit entfernt von den Gesamtausgaben für Consumer-Electronics-Produkte in Deutschland ist, die sich im Jahr 2013 auf knapp 27 Milliarden Euro beliefen.

Unverkennbar ist der Trend zum Einsatz von noch mehr Informations- und Kommunikationstechnik im Gesundheitswesen – von der vernetzten Kliniksteuerung über verbesserte Bildgebungsverfahren und (teil-)robotische OP-Techniken bis hin zu neuen Telemedizin-Projekten und Gesundheits-Apps für Smartphones und Tablet-PCs.

Medica 2014: Ein Messerundgang in Bildern (22 Bilder)

Messegelände

Auf der Medica in Düsseldorf zeigten bis zum Wochenende mehr als 4800 Aussteller aus 67 Nationen neue Produkte und Dienstleistungen rund um das Gesundheitswesen
(Bild: Peter-Michael Ziegler / heise online)

Einen enormen Entwicklungsschub hat es zuletzt vor allem bei medizinischen Visualisierungsverfahren gegeben, insbesondere bei Ultraschallgeräten. Mussten Ärzte lange mit krisseligen 2D-Schwarz-Weiß-Bildern vorlieb nehmen, warten moderne Sonographiesysteme heute mit 3D-Darstellung, hoher Detailgenauigkeit und Mehrfarbdarstellung auf. Einige Systeme können zudem auf Datenbanken mit anatomischen Stukturmodellen zugreifen, was die Visualisierung rechnergestützt zusätzlich verbessert.

Sony präsentierte in Düsseldorf das vor allem für chirurgische Eingriffe gedachte 3D-Visualisierungssystem HMS-3000MT. Live-Videobilder einer chirurgischen Kamera werden dabei an eine vom Arzt getragene Datenbrille weitergeleitet, die zwei unabhängige OLED-Displays zur stereoskopischen Darstellung enthält. Gegenüber traditionellen Videosystemen hat das Head-Mounted-System den Vorteil, dass der Chirurg während einer OP nicht mehr zwischen der Operationsfläche und einem Monitor hin- und herblicken muss.

Eine immer wichtigere Rolle spielen 3D-Druckverfahren im medizinischen Bereich. Hergestellt werden vor allem individuell angepasste Implantate und Prothesen aus den unterschiedlichsten Materialien, Bohrschablonen zur Unterstützung bei chirurgischen Eingriffen, aber auch künstliche Stützgerüste zur Herstellung von biologischem Gewebe (Tissue Engineering) etwa in Form von Blutgefäßen oder Herzklappen.

Schwerer tun sich Mediziner hingegen mit der Wearables-Welle, die gerade aus der Consumer-Electronics-Ecke rüberschwappt. Was aber nicht heißt, dass Wearables in der klassischen Medizin generell verpönt sind. Im Gegenteil: Wearables (also Elektronik, die am oder im Körper getragen wird) kommen ja aus der Medizin, etwa Herzschrittmacher oder Hörgeräte.

Dagegen sind die meisten neumodischen Wearables keine zuverlässigen medizinischen Messinstrumente, sondern Low-Cost-Gadgets, bei denen nicht selten Design- und Hipness-Faktoren im Vordergrund stehen. Entwickler von Consumer-Electronics-Wearables wie etwa Rooti Labs weisen dann im Kleingedruckten darauf hin, dass man keine Garantie übernehme, dass mit den eigenen Geräten präzise Daten erhoben werden.

Die Verantwortung, einen Krankheitsverlauf auf Basis vager Quantified-Self-Daten zu beurteilen, will kaum ein seriös praktizierender Arzt übernehmen. Vielleicht waren die neumodischen Gadgets auch deshalb in einem eigenen, kleinen Bereich auf der Messe untergebracht. (pmz)