Medizintechnik: 3D-Hologramm erleichtert Eingriffe am Herzen​

Ein interaktives 3D-Echtzeit-Hologramm des Herzens hilft Ärzten im Herz- und Diabeteszentrum NRW während der Operation.​

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Kardiologe neben einem Herz-Hologramm

Näher als erwartet: Live-Hologramm des Herzens hilft bei Operationen.

(Bild: PopTika/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Imke Stock

Als erste Klinik in Europa führt das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen ein dreidimensionales Echtzeit-Hologramm im Operationssaal ein. Dabei kommt die holografische Medizintechnik HOLOSCOPE im Herzkatheterlabor zum Einsatz, teilte das HDZ NRW diese Woche mit.

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Das virtuelle Operieren bekommt durch diese Hologramm-Technik eine zusätzliche, interaktive Dimension in Echtzeit, müsse jedoch noch erprobt werden. Während der Operation kann der Arzt das schlagende Herz seines Patienten als originalgetreues Abbild über dem Operationstisch schwebend betrachten, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Das Herz-Hologramm lässt sich im Raum drehen und über eine Zoom-Funktion können Teilbereiche detaillierter betrachtet werden. Das Tragen eines Headsets entfällt mit dieser Technik.

Die Projektionseinheit des "Holoscope" befindet sich am Ende eines Geräte-Arms, unter dem sich der Arzt positioniert. Das Hologramm wird dann in Armlänge in seine Sichtrichtung projiziert und reagiert auf Fingerspitzen-Interaktion. Nun kann der Arzt das Herz, dessen strukturellen Zustand und mögliche Besonderheiten während der Operation von allen Seiten betrachten. Diese mehrdimensionale Ansicht des Operationsfeldes soll dabei helfen, perspektivische Fehler zu vermeiden und Katheter-Eingriffe verbessern.

Bisher wurden während der Operation nur Bildrekonstruktionen des Herzens auf einem Monitor angezeigt. Das neue Hologramm-System "Holoscope" stammt von der israelischen Firma RealView Imaging. Generiert werden die Hologramme mit Ultraschalldaten, die während des Eingriffs per Schluckecho (transösophageale Echokardiographie) durch die Speiseröhre von Herzklappen und Vorkammern aufgenommen werden. Damit lassen sich auch kleinste Blutgerinnsel und mögliche Auflagerungen exakt darstellen und lokalisieren.

Der Leiter der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie, Professor Volker Rudolph, sagt, sie hätten sich am Anfang noch gar nicht richtig vorstellen können, was die Vorteile der neuen Technik seien, aber "im Hologramm ist es tatsächlich so, als würde man in die Brust des Patienten hineinschauen und kann dort ganz natürlich diese Katheter steuern".

Am Herzklappenzentrum des HDZ NRW werden jährlich mehr als 2100 Eingriffe zur Behandlung von strukturellen Herzerkrankungen durchgeführt, bei denen die Funktion des Herzens infolge des Klappenschadens beeinträchtigt war. Dazu kommen knapp 100 Verfahren bei angeborenen Herzklappenerkrankungen am Zentrum für angeborene Herzfehler.

Eine Herzklappenerkrankung tritt auf, wenn eine oder mehrere Herzklappen undicht, verkalkt oder eingeengt sind. Das kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens entstehen. Herzklappenerkrankungen treten in Deutschland vor allem im Alter durch Verschleiß auf. Das Herz kann verengte oder undichte Klappen oft über Jahre oder Jahrzehnte hinweg ohne größere Probleme kompensieren.

(mack)