Messenger-Krieg um AOL flammt wieder auf

Der kleine Startup Odigo überlistet AIMs Netzsperre immer wieder mit Patches für seinen Messenger-Client.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Holger Bleich

Die Auseinandersetzung um die Vorherrschaft am Instant-Messenger-Markt (IM) geht in eine neue Runde: Odigo, ein junges Startup-Unternehmen, hatte den Nutzern seines Messenger-Clients vergangene Woche Zugang zu AOLs Instant-Messenger-Netz AIM verschafft. Als AOL davon Wind bekam, sperrte der Konzern sein Netz für Odigo-Nutzer. Odigo reagierte bereits einen Tag später mit einem Patch, der AOLs Blockade überlistet. Es folgte eine erneute Sperre und gestern postwendend der nächste Patch.

In der Vergangenheit blockierte AOL mit Hinweis auf Sicherheit und Privatsphäre seiner AIM-Nutzer immer wieder andere Messenger-Clients. Das AIM-Netz ist mit über 90 Millionen eingetragenen Usern bei weitem der größte Messenger-Dienst im Internet. Als sich AOL außerdem den Hauptmitbewerber Mirabilis (ICQ, 62 Millionen Nutzer) einverleibt hatte, sprachen Kritiker bereits vom Messenger-Monopol. Sogar Microsoft mußte seine Niederlage eingestehen, nicht aber, ohne kräftig auf AOL wegen deren angeblicher Blockade jeglicher Internet-Standardisierungsbestrebungen zu schimpfen.

Besonders erfreut vom Aufstand des kleinen Startups zeigte sich die FreeIM-Organization, eine von Tribal Voice angeführte Koalition von IM-Clientanbietern, die zusammen mit der Internet Engineering Task Force (IETF) einen verbindlichen, offenen Messenger-Standard erarbeiten wollen. "Es ist großartig, dass sie's drauf ankommen lassen", kommentierte etwa eine MSN-Sprecherin.

Auf der Bostoner Konferenz "IM 2000" im vergangenen Monat hatte FreeIM eine Anfrage an die amerikanische Federal Trade Commission (FTC) formuliert, in der die Organisation darum bittet, eine eventuelle Genehmigung der AOL/Time-Warner-Fusion unter dem Aspekt des "Messenger-Monopols" nochmals zu überprüfen. Daraufhin forderte die FTC in der vergangenen Woche von AOL tatsächlich die Herausgabe aller relevanten Informationen zum Messenger-Netz. Unter anderem hat die Behörde AOL nach konkreten Gründen gefragt, warum sich der Konzern einem offenen Protokollstandard verweigert und ob sich das in absehbarer Zeit ändern werde. (hob)