Microsoft-Prozeß: Vergeßlicher Gates

Im Kartellverfahren gegen Microsoft sind am Montag erstmals Ausschnitte eines Videos mit Aussagen von Microsoft-Chef Bill Gates gezeigt worden.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Im Kartellverfahren gegen Microsoft sind am Montag erstmals Ausschnitte eines Videos mit Aussagen von Microsoft-Chef Bill Gates gezeigt worden. Die Videoausschnitte wurden danach auch im Internet veröffentlicht, unter anderem bei www.broadcast.com, www.real.com und www.c-span.org .

In der mit Spannung erwarteten Aufzeichnung zeigte die Anklagevertretung dem Gericht einen recht vergeßlichen Bill Gates. An diverse Emails und Memos zum strategischen Vorgehen Microsofts gegen die Konkurrenten Apple, Netscape oder Sun konnte sich Gates nach eigenem Bekunden nicht erinnern. Unter anderem sagte Gates unter Eid aus, von Drohungen gegenüber Apple, das Office-Paket einzustellen, habe er nichts gewußt. Dies steht im Widerspruch zu einer Email des Microsoft-Managers Ben Waldman an Gates, in der es heißt, Apple nehme eben diese Drohung sehr ernst.

Microsoft-Sprecher Mark Murray nannte die Video-Vorführung einen persönlichen Angriff auf Gates. Das US-Justizministerium habe nur Ausschnitte vorgeführt, die Gates in einem negativen Licht erscheinen ließen. Richter Jackson hatte nach Einsprüchen der Microsoft-Anwälte entschieden, daß Microsoft am Mittwoch vorteilhaftere Ausschnitte aus dem Video vorführen darf.

Unterdessen sind neue Indizien in den Prozeß eingebracht worden, die Microsoft schwer belasten. Ein Memo des Microsoft-Managers Paul Maritz läßt darauf schließen, daß Microsoft seinen Internet-Explorer nicht aus technischen Gründen in Windows integriert hat, sondern um dem Konkurrenten Netscape zu schaden. (wst)