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Microsoft ändert Internet Explorer wegen Eolas-Patenten

Jürgen Kuri

Eolas wirft Microsoft vor, mit Techniken wie ActiveX im Webbrowser ein Patent über das Einbetten von Plug-ins oder Applets in Webseiten zu verletzen. Ein Gericht verurteilte Microsoft deshalb zu Schadenersatz.

Die Patentklage, mit der Eolas Technologies [1] (Embedded Objects Linked Across Systems) gegen Microsoft erfolgreich war, führt in Redmond nun zu Konsequenzen: Microsofts Webbrowser Internet Explorer wird angepasst, um gegen Forderungen von Eolas geschützt zu sein. Die Firma hatte Microsoft vorgeworfen, mit Techniken wie ActiveX im Webbrowser das Patent Nr. 5,838,906 [2] über das Einbetten von Plug-ins oder Applets in Webseiten zu verletzen. Ein Gericht verurteilte Microsoft im August deshalb zu einem Schadensersatz von 521 Millionen US-Dollar.

Microsoft will nun nach eigenen Aussagen "moderate Änderungen" am Webbrowser und an Windows vornehmen. Dies soll etwa darin bestehen, dass vor dem Aufruf eines Plug-ins im Webbrowser eine Dialogbox erscheint -- was wohl dem durch das Patent geschützten automatischen Aufruf nicht entspräche. Diese neue Verhaltensweise beschreibt Microsoft bereits in einem Dokument [3], das Programmierer bei der Anpassung ihrer Anwendungen unterstützen soll. Auch dem Einbau dieser Funktionen in Webanwendungen ist ein eigenes Dokument [4] gewidmet. Des Weiteren sollen Entwicklern Methoden bereitgestellt werden, mit denen sie die durch das Eolas-Patent geschützten Methoden beim Aufruf von Plug-ins vermeiden können. Damit Entwickler die neuen Funktionen testen können, stellt Microsoft [5] entsprechende Unterlagen und Test-Versionen des Internet Explorer bereit. Microsoft will zusammen mit seinen Partnern auch Informationen liefern, wie man das Eolas-Patent auch ohne die Dialog-Box beim Aufruf von Plug-ins umgehen kann.

Die Änderungen sollen auf jeden Fall bis Anfang 2004 durchgeführt werden und beträfen neben Plug-ins anderer Hersteller (etwa Flash, Acrobat Reader oder Quicktime) auch Microsofts eigene Produkte wie die Java Virtual Machine oder den Media Player, heißt es in Redmond. Microsoft hofft, dass die Änderungen ohne große Auswirkungen auf das Web bleiben, da der Übergang so einfach und nahtlos wie möglich gestaltet werden soll. Ob dies gelingt, wird sich allerdings zeigen müssen: Selbst das Worldwide Web Consortium (W3C [6]) sah durch die erfolgreiche Patentklage von Eolas bereits Gefahren für Internet-Standards [7] und den nahtlosen Betrieb des Web heraufziehen; das W3C richtete eine eigene Arbeitsgruppe und eine Diskussionsliste ein, um die Auswirkungen zu studieren. Microsoft betonte zudem, man werde auf jeden Fall weiter vor Gericht gegen das erstinstanzliche Urteil vorgehen. (jk [8])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-86421

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.eolas.com
[2] http://164.195.100.11/netacgi/nph-Parser?Sect1=PTO1&Sect2=HITOFF&d=PALL&p=1&u=/netahtml/srchnum.htm&r=1&f=G&l=50&s1='5838906'.WKU.&OS=PN/5838906&RS=PN/5838906
[3] http://msdn.microsoft.com/ieupdate/activexchanges.asp
[4] http://msdn.microsoft.com/ieupdate/activexwebbrowser.asp
[5] http://msdn.microsoft.com/ieupdate/
[6] http://www.w3.org
[7] https://www.heise.de/news/W3C-sieht-Gefahr-fuer-Internet-Standards-84517.html
[8] mailto:jk@heise.de