"Microsoft kann von Linux auch lernen"

Microsoft kann nach Einschätzung des Deutschlandchefs Jürgen Gallmann durchaus von Open-Source-Software lernen; Novells Europa-Chef Richard Seibt betonte, Linux profitierte vor allem in Sachen Sicherheit vom Prinzip der Open Source.

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Von
  • dpa

Microsoft kann nach Einschätzung des Deutschlandchefs Jürgen Gallmann durchaus von Open-Source-Software wie dem alternativen Betriebssystem Linux lernen. "Beide Geschäftsmodelle befruchten sich auch", sagte Gallmann in einem vom Hightech-Presseclub veranstalteten Streitgespräch mit Richard Seibt, dem neuen Europa-Chef des amerikanischen Softwareunternehmens Novell. Gallmann war im Herbst 2002 von IBM, wo er zuletzt den Posten als Vizepräsident und Leiter der IBM Software Group Central Region inne hatte, als neuer Chef zu Microsoft Deutschland gewechselt; Seibt, früher einmal General Manager des IBM-OS/2-Geschäftes, war auf den Posten bei Novell gerückt, nachdem Novell den deutschen Linux-Distributor Suse übernommen hatte, dessen Chef Seibt seit November 2002 war.

Microsoft gewähre bereits mit seinem "Shared Source"-Programm Kunden, Partnern und Regierungen Einblick in die Quellcodes seiner Programme, meinte Gallmann. Während Microsoft den Quellcode seiner Produkte als meist streng gehütetes Unternehmenseigentum sieht, ist der Quellcode der Open-Source-Software Linux komplett für alle einsehbar. Vor allem in Sachen Sicherheit profitiere Linux von dieser Tatsache, sagte Seibt. "Auf diese Weise können mögliche Fehler viel schneller behoben werden." Bei Microsoft seien dagegen sechs bis sieben Sicherheitslöcher stets aktuell, deren Beiseitigung länger als 60 Tage dauerte.

Microsoft habe bereits eine Menge für die IT-Sicherheit getan, hielt Gallmann dagegen. "Das Thema IT-Sicherheit ist aber mittlerweile zu einem Problem der gesamten Industrie geworden." Generell sei Microsofts Windows in Sachen IT-Sicherheit aber nicht mit einer IBM-Plattform oder mit Linux vergleichbar, sagte Gallmann. Bei der weiten Verbreitung von Windows vom Smartphone über Personal Computer bis hin zu großen Unternehmensservern habe nahezu jeder mit Microsoft-Produkten zu tun. Mit der Popularität von Windows sei es ähnlich wie mit der Fußball-Nationalmannschaft. "Bei jedem Spiel weiß jeder, wie er die Mannschaft viel besser als Rudi Völler aufgestellt hätte", sagte Gallmann.

"Bei der Inflation von Sicherheitslöchern unter Windows ist es fraglich, warum man weiterhin immer nur die Löcher stopft", sagte Seibt. "Aber vielleicht ist etwas anders gar nicht möglich bei einem so betagten Betriebssystem." Viele Unternehmen entscheiden sich Seibt zufolge neben dem Kostenfaktor auch wegen des Sicherheitsaspekts für Linux. Nach Angaben der Marktforschung Metagroup soll im Jahr 2006 Linux statt wie zurzeit auf 15 bis 20 Prozent auf 45 Prozent aller ausgelieferten Unternehmens-Server installiert sein. (dpa) / (jk)