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Microsoft programmiert keine neue Itanium-Software mehr

Christof Windeck

Windows Server 2008 R2, SQL Server 2008 R2 und Visual Studio 2010 sind die letzten neuen Microsoft-Produkte, die auf Intels IA-64-Prozessoren der Baureihe Itanium laufen.

Die letzte Version des Microsoft-Serverbetriebssystems für Intels IA-64-Prozessoren der Baureihe Itanium [1]wird das aktuelle Windows Server 2008 R2 sein, wie Microsoft-Manager Dan Reger in seinem Blog mitteilt [2]. Auch Microsoft SQL Server 2008 R2 und Visual Studio 2010 sind die jeweils letzten Versionen dieser Programmpakete für den seit Mitte der 90er-Jahre von HP und Intel gemeinsam entwickelten Serverprozessor.

Obwohl Intel betont, dass die Server-Hersteller mit Itanium-Produkten mittlerweile insgesamt mehr Umsatz erzielen als etwa mit Servern, in denen SPARC-Prozessoren oder auch AMD-Opteron-Prozessoren stecken, springen immer mehr Server-Hersteller ab. Die Firmengruppe Itanium Solutions Alliance [3], die vor vier Jahren noch Investitionen in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar in die IA-64-Technik versprach [4], verlor mittlerweile wichtige Mitglieder: Außer HP und Intel sind bloß noch Bull, Fujitsu, Hitachi und NEC übrig, hinzu kommt der Mainboard- und Server-Barebone-Hersteller Supermicro. Zwar zählt SGI noch zur IA-64-Allianz, doch die neuen SGI-Eigner [5] zeigen wenig Interesse am Itanium. Unisys ist vor einem Jahr ausgestiegen [6].

Microsoft hatte bereits vor 5 Jahren die Itanium-Unterstützung auf ganz bestimmte Server-Einsatzbereiche reduziert [7]. Auf der Linux-Seite sind zwischenzeitlich Red Hat Enterprise Linux (RHEL [8]) und Spezialversionen wie CERNs Scientific Linux CERN ia64 [9] abgesprungen [10].

Bei Microsoft soll der Mainstream-Support für die IA-64-Versionen von Windows Server 2008 R2 noch bis Juli 2013 laufen und der eingeschränkte "Extended Support" bis Juli 2018. Interessanterweise begründet auch Microsofts Dan Reger das Auslaufen der IA-64-Windows-Versionen indirekt mit der geringen Itanium-Performance, über die Intel bei der Vorstellung [11] der jüngsten Tukwila-Baureihe 9300 schon gar nicht mehr sprach. Laut Reger habe NEC soeben einen Datenbank-Rekordwert (im Benchmark TPC-E) mit einer x64-Maschine veröffentlicht, somit seien IA-64-Systeme eigentlich unnötig. Windows Server 2008 R2 unterstütze zudem die Machine Check Architecture der neuen [12]Nehalem-EX-Xeons, womit ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Itaniums für hochverfügbare Maschinen schwindet. (ciw [13])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-971251

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.intel.com/products/processor/itanium/index.htm
[2] http://blogs.technet.com/windowsserver/archive/2010/04/02/windows-server-2008-r2-to-phase-out-itanium.aspx
[3] http://www.itaniumsolutions.org/alliance
[4] https://www.heise.de/news/Itanium-Interessengruppe-will-10-Milliarden-Dollar-ausgeben-169941.html
[5] https://www.heise.de/news/Rackable-und-Silicon-Graphics-jetzt-unter-der-Marke-SGI-vereint-218271.html
[6] https://www.heise.de/news/Unisys-haelt-Grabrede-fuer-Itanium-198355.html
[7] https://www.heise.de/news/Microsoft-stellt-Windows-XP-fuer-die-64-Bit-CPU-Itanium-ein-125207.html
[8] https://www.heise.de/news/Red-Hat-beendet-Entwicklung-fuer-Itanium-Update-890195.html
[9] http://linux.web.cern.ch/linux/news.shtml
[10] https://www.heise.de/blog/Prozessorgefluester-914629.html
[11] https://www.heise.de/news/Intel-feiert-den-Itanium-Tukwila-924938.html
[12] https://www.heise.de/news/Intel-stellt-neuen-Serverprozessor-mit-acht-Kernen-vor-update-967670.html
[13] mailto:ciw@ct.de