Microsoft überrascht die Wall Street

Microsoft, schwer geplagt durch das Kartellverfahren sowie zunehmende Konkurrenz und konfrontiert mit fallenden Aktienkursen, konnte beim Geschäftsergebnis die Erwartungen der Börse weit übertreffen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Microsoft, schwer geplagt durch das Kartellverfahren und zunehmende Konkurrenz durch Firmen wie Oracle oder AOL sowie Systeme wie Linux, außerdem konfrontiert mit zeitweise massiv fallenden Aktienkursen, dürfte an den Börsen für einige verblüffte Gesichter gesorgt haben. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs verzeichnete der Softwarekonzern Umsätze von 5,8 Milliarden US-Dollar, verglichen mit 5,39 Milliarden US-Dollar im Vorjahresquartal. Der Netto-Gewinn (unter Einbeziehung einmaliger Ausgaben) betrug 2,2 Milliarden US-Dollar und entsprach mit 40 Cents pro Aktie praktisch dem Gewinn des Vorjahrs. Ohne Sonderaufwendungen und einmalige Ausgaben konnte Microsoft allerdings einen Gewinn von 2,58 Milliarden US-Dollar (46 Cents pro Aktie) verbuchen.

Damit übertraf Microsoft die Erwartungen der Börse um 5 Cent pro Aktie: Im Juni hatten die Analysten noch 43 Cents Gewinn pro Aktie (ohne einmalige Ausgaben) für dieses Quartal prognostiziert, dies aber später angesichts der Warnungen durch Microsoft, die Umsätze könnten unter Umständen den Erwartungen nicht entsprechen, auf 41 Cents pro Aktie nach unten korrigiert. Leicht erstaunt nahmen viele Börsianer daher nun das Ergebnis des Software-Konzerns zur Kenntnis. Erste positive Reaktionen blieben natürlich nicht aus: Im nachbörslichen Handel stieg der Kurs des Microsoft-Papiers bis zum frühen Morgen deutscher Ortszeit um rund 2 US-Dollar auf 53,75 US-Dollar.

Zwar erklärte Microsoft stolz, das Geschäft sei in allen Bereichen sehr gut gewesen; die Umsätze mit Anwendungssoftware wie Office fielen allerdings leicht von 2,21 Milliarden US-Dollar auf 2,14 Milliarden US-Dollar. Im Gegenzug stiegen die Verkäufe der Plattform-Abteilung, zu der auch alle Endanwender-Inkarnationen von Windows gehören, von 1,67 Milliarden US-Dollar auf 1,88 Milliarden US-Dollar. Die Enterprise-Sparte, unter anderem zuständig für Windows NT, Windows 2000 und SQL Server, konnte von 949 Millionen auf 1,04 Milliarden US-Dollar zulegen.

Der Redmonder Konzern zeigte sich besonders begeistert über die nach eigenen Angaben ausgezeichnete Umsätze mit Windows 2000 und Windows ME. "Auch wenn wir angesichts der weltweiten wirtschaftlichen Situation vorsichtig sind, sind wir doch äußerst erfreut über die Windows-2000-Server-Software", meinte John Connors, Finanzvorstand bei Microsoft. Gerade diese Bereiche dürften für etwas Beruhigung unter den Anlegern sorgen, denn die Verkaufszahlen von Windows 2000 sehen viele als eigentliches Kriterium an, um eine Prognose für die nächsten Geschäftsquartale von Microsoft abgeben zu können. (jk)