Mit dem Solarflugzeug um die Welt

Der Schweizer Abenteurer Bertrand Piccard will mit einem riesigen Solarflugzeug ohne Treibstoff einmal die Welt umrunden. Vor der großen Reise stehen erstmal Tests mit einem kleineren Prototypen an, der in der Schweiz vorgestellt wurde.

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Der Abenteurer und Wissenschaftler Bertrand Piccard hat am heutigen Freitag auf dem Flughafen Dübendorf in der Nähe von Zürich den Prototypen seines Solarflugzeuges "HB-SIA" erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Maschine mit der Spannweite eines Jumbojets und dem Gewicht eines Kompaktwagens soll als erstes Flugzeug Tag und Nacht ohne jeden zusätzlichen Treibstoff fliegen. 24.000 Solarzellen sollen in Kombination mit Hochleistungsbatterien dafür sorgen, dass Piccard eine Erdumrundung starten kann, wie er es 1999 bereits mit einem Heißluftballon schaffte.

Solarzellen auf dem Flügel des Prototypen HB-SIA mit einer Spannweite von 63 Metern

(Bild: Solar Impulse/EPFL)

"Wir wollen zeigen, was mit alternativen Antrieben möglich ist. Die Menschheit kann sich ändern und unabhängig von fossilen Treibstoffen werden", sagte der Abenteurer. Für das Millionenprojekt, an dem seit sechs Jahren im Rahmen des so genannten "Solar Impulse"-Projektes 50 Ingenieure in Partnerschaft mit der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) arbeiten, hat Piccard namhafte Sponsoren gefunden. Nun soll HB-SIA zunächst intensiv getestet werden. "Das wird am Anfang ein wenig wie bei den Gebrüdern Wright", sagte Piccard. "Dieses Flugzeug wird uns zeigen, wie wir weitermachen müssen."

Nach den Testflügen soll dann noch im Jahr 2010 der erste vollständige Nachtflug über der Schweiz absolviert werden. Der Nachfolger von HB-SIA, HB-SIB, soll noch größer werden als der Prototyp mit 63 Meter Spannweite. Das größere Flugzeug soll neben Piccard auch den Co-Piloten Andre Borschberg aufnehmen. Eine erste Atlantiküberquerung ist im Jahr 2012 geplant. Eine Weltumrundung mit insgesamt fünf Etappen soll sich anschließen. Das Fluggerät könnte auch ohne Zwischenstopps unterwegs sein – allerdings würde dies der menschliche Pilot aufgrund der Reisedauer nicht durchhalten, Piccard spricht hier von maximal fünf Tagen.

Große Teile der Technik, die im Weltumrundungsmodell verbaut sein wird, finden sich schon im jetzt vorgestellten Prototypen HB-SIA. 70 Kilometer in der Stunde schnell und mit vier Motorgondeln ausgestattet, in denen auch die Batterien sitzen, besteht die gesamte Tragfläche mit fast 200 Quadratmetern aus Solarzellen. Die Maschine soll maximal 8500 Meter hoch fliegen können, der Aufbau aus ultraleichten Verbundmaterialien und Kohlefasern nur wenig wiegen. Hauptherausforderung bei dem Projekt ist es, während der Sonnenstunden genügend Energie zu tanken, damit die Maschine während des Nachtfluges mit voller Kraft weiter in der Luft bleibt.

Unklar ist noch, ob die bei Solar Impulse gewonnenen Erkenntnisse auch der regulären Luftfahrtindustrie zugute kommen werden. Aktuell ist eine Kommerzialisierung der Technik nicht geplant. "Wir wissen aber nicht, was morgen ist", sagt Piccard. Ziel des Projektes sei in seiner jetzigen Phase, der Welt zu beweisen, dass ein umweltfreundliches Flugzeug mit Langstreckenfähigkeiten technisch möglich sei. Damit das auch sicher ist, wird der Pilot Sauerstoffgeräte und einen Fallschirm dabei haben, damit er einen möglichen Absturz überleben kann. (Ben Schwan) / (vbr)