Möglicherweise gefälschte AMD-Prozessoren in Umlauf

In Taiwan wurde eine Werkstatt ausgehoben, die im großen Stil AMD-Prozessoren gefälscht haben soll. Unter Umständen haben einige gefälschte Exemplare bereits ihren Weg nach Deutschland gefunden.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

In Taiwan wurde eine Werkstatt ausgehoben, die im großen Stil AMD-Prozessoren für den europäischen und den asiatischen Markt gefälscht hat, berichteten taiwanische Medien. 60.000 CPUs sollen beschlagnahmt worden sein, möglicherweise sind gefälschte Exemplare jedoch schon bis nach Europa gelangt. Angeblich soll es sich in diesem Fall um in Umlauf gebrachte defekte Prozessoren handeln, genauere Angaben verweigert AMD bislang mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen. Auch welche Modelle betroffen sind und ob es sich um einzelne Prozessoren (Tray-Ware) oder verpackte und mit Kühler zusammen verkaufte Boxed-CPUs handelt, ist unbekannt.

Nach Informationen der deutschen AMD-Niederlassung sind bislang keine gefälschten Produkte in Deutschland aufgetaucht. Zudem sorgen Sicherheitmaßnahmen dafür, dass die offiziellen AMD-Distributoren nur Originalware erhalten. Immer wieder gelangen jedoch Grau-Importe über inoffizielle Kanäle nach Deutschland, die dann meist bei kleineren Händler auftauchen, die nicht direkt bei den offiziellen AMD-Distributoren kaufen.

Gefälschte Prozessoren tauchen immer wieder sporadisch auf -- dabei nehmen die Fälscher beispielsweise günstige, langsame CPUs und modifizieren Takt und/oder Beschriftung, sodass sie die Prozessoren teurer verkaufen können. Oder die Fälscher bringen von den CPU-Herstellern als defekt eingestufte CPUs in Umlauf, die eigentlich für die Zerstörung vorgesehen waren. Auf diese Art gefälschte Exemplare können auf den ersten Blick störungsfrei laufen, die von ihnen angestellten Berechnungen sind jedoch gelegentlich falsch -- das kann sich in sporadischen Abstürzen oder Datenfehlern manifestieren.

Mit den teilweise verwirrenden Quantispeed-Bezeichnungen macht es AMD den Anwendern jedoch schwierig, Fälschungen zu erkennen, bei denen nur die aufgedruckte Bezeichnung geändert wurde. Den Athlon 64 3200+ für Sockel 754 gibt es beispielsweise derzeit in zwei Versionen, die sich in der Größe des L2-Cache und in der Taktgeschwindigkeit unterscheiden. Welchen realen Takt die Prozessoren haben, erschließt sich dem Käufer erst nach genauem Studium der Datenblätter oder mit Hilfe von Programmen wie CPUInfo oder CPUID.

Findige Händler nutzen diese Verwirrung in der Werbung für fantasievolle Quantispeed-Bezeichnungen, die mit den AMD-Bezeichnungen meist wenig zu tun haben. So findet man in einem Online-Angebot etwa einen PC namens "Junior XP-3200+ All-In-One-3280", der eine "Athlon XP2200+ @ 3200+ CPU" enthält -- der unerfahrene Käufer mag hier vermeintlich einen Athlon XP 3200+ erwarten. Laut Beschreibung dürfte es sich jedoch um einen Athlon XP 2200+ zu handeln, der anstatt mit dem korrekten Einstellung von 1800 MHz bei FSB266 vermutlich mit FSB333 betrieben wird. In Folge dessen läuft der Prozessor wohl mit 2250 MHz übertaktet jenseits der Spezifikation. Ähnlich verhält es sich bei einem anderen Händler, in dessen Online-Shop ein PC mit einer AMD Pro-2800+ CPU angeboten wird. In den genaueren Spezifikationen zum Prozessor steht dann "Duron 1800@2800+" -- ob der Duron hier übertaktet oder ob ihm hier "nur" eine Quantispeed Bezeichnung untergejubelt wird, die Durons normalerweise nicht tragen, ist nicht ersichtlich. (thl)