Mondlandung: China setzt Sonde auf dem Erdtrabanten ab

(Bild: CNSA (China National Space Administration / chinesische Weltraumorganisation))

Erstmals in der Geschichte der Mondfahrt konnte eine Sonde auf der schwer zugänglichen Rückseite abgesetzt werden

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Der chinesischen Raumfahrtbehörde Chinese National Space Administration (CNSA) ist es erstmals gelungen, eine Sonde auf der Rückseite des Mondes abzusetzen, wie unter anderem die Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Die Sonde "Chang'e-4" habe auch einen Rover dabei, der das umliegende Gelände erkunden solle.

Der Landeplatz liegt im Von-Kármán-Krater im Südpol-Aitken-Becken. (Hier ein Bild des Beckens). Das Becken wurde nach einem Krater an dessen Rand und dieser wiederum nach dem US-amerikanischen Astronomen Robert Grant Aitken benannt und entstand durch den Einschlag eines sehr großen Meteoriten, der vermutlich die Mondkruste durchschlug. Die Fläche ist durch zahlreiche spätere Einschläge überformt.

Der Von-Kármán-Krater wurde nach dem ungarisch-US-amerikanischen Mathematiker und Physiker Theodore von Kármán benannt. Laut Wikipedia war von Kármán Doktorvater von Qian Xuesen, der wesentlichen Anteil am Aufbau des chinesischen Raumfahrtprogramms, aber auch der Entwicklung von Atomwaffen hatte. Dieser Zusammenhang ist sicherlich kein Zufall.

Die Sonde kommuniziert über den Satelliten "Queqiao" mit dem Lagezentrum in Beijing und hat bereits erste Bilder geschickt. "Queqiao" (Elster-Brücke) wurde bereits im vergangenen Mai in Position gebracht. Hier eine schematische Darstellung auf der Seite der CNSA.

Im Lagrange-Punkt

"Queqiao" bewegt sich 65.000 bis 80.000 Kilometer hinter dem Mond auf einer engen Bahn um den zweiten Lagrange Punkt. Bei den insgesamt fünf Punkten im Erde-Mond-System handelt es sich um jene Orte, an denen sich die Gravitationskräfte der beiden Himmelskörper aufheben.

Die Sonde kann daher den Punkt mit minimalem Energieaufwand umkreisen und dabei zugleich die Erde und die Mondrückseite im Blick behalten.

"Chang'e-4" ist die erste Sonde, die auf der Rückseite des Mondes landet. Sie wird Informationen über die Beschaffenheit des dortigen Mondgesteins liefern und damit über die Entstehungsgeschichte dieser Region.

Daneben hat man auch einige Hefepilze und Samen sowie Fruchtfliegen an Bord und will offensichtlich die Auswirkungen der harschen Umweltverhältnisse (kein Sauerstoff, harte kosmische Strahlung, extreme Temperaturschwankungen) auf diese Organismen studieren.

Aufgrund der Gezeitenreibung zeigt der Mond der Erde stets die gleiche Seite, dreht sich also innerhalb seines rund 28tägigen Umlaufs um die Erde genau einmal um die eigene Achse. Die Rückseite sollte nicht mit der dunklen Seite des Mondes verwechselt werden. Diese wandert wie auch die Nachtseite der Erde pro Umdrehung einmal um den Himmelkörper. Bei Neumond, wenn der Mond wie am kommenden Sonntag zwischen Erde und Sonne steht, wird die Rückseite vollständig beleuchtet.

Mystische Namen

Im modernen China liebt man offensichtlich die Bezüge zur Mythologie, anders als zu Zeiten Mao Zedongs als für die Raketen der noch heute gültige Name "Langer Marsch" eingeführt wurde, der an die revolutionäre Vergangenheit des Landes erinnert.

Chang'e ist die chinesische Göttin des Mondes. Nach ihr wurden bisher alle Mondmissionen benannt. Der Name Queqiao, die Elsterbrücke, wurde einem alten Märchen über ein Liebespaar entnommen, das durch den Silberfluss, ein Synonym für die Milchstraße, von einander getrennt war. Nur einmal im Jahr konnte es sich, verbunden durch eine von Elstern gebildete Brücke, sehen.