Münchner KI-Startup verhindert Kükenschreddern

Das Münchner KI-Startup "Orbem" will bildgebende Verfahren effizienter nutzen und Eier schneller scannen können, um das Geschlecht von Küken zu ermitteln.

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Viele Küken in Stroh

(Bild: szefei/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Das 2019 gegründete Münchner KI-Startup für bildgebende Verfahren "Orbem" kombiniert Magnetresonanztomografie (MRT) mit Deep Learning und will biologische Proben in der Lebensmittel-, Bau- und Gesundheitsindustrie schneller scannen. Orbem ist ein an der Technischen Universität München entstandenes Start-up, das sich den Aufbau einer "nachhaltigen und gesunden Zukunft" zum Ziel gesetzt hat. Im Bereich der Geflügelindustrie hat das Start-up bereits "Genus Focus" entwickelt, ein System zur nicht-invasiven Bestimmung des Kükengeschlechts in Eiern, "in ovo". Dabei will Orbem mit einer Kombination aus "umfassenden phänotypischen Informationen" und maschinellem Lernen arbeiten.

Seit 2022 ist das Schreddern Milliarden männlicher Küken verboten. Ab dem ersten Januar 2024 gilt auch ein Verbot, das Bebrüten von Küken nach dem 13. Bebrütungstag abzubrechen, wie ein Sprecher des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) heise online bestätigte. Zuvor sollte der Bebrütungsabbruch bereits ab dem siebten Tag nicht mehr zulässig sein, inzwischen seien die Erkenntnisse dazu laut BMEL überholt. Eine Studie habe bestätigt, dass das Schmerzempfinden von Kükenembryonen erst nach dem 13. Bebrütungstag nicht mehr ausgeschlossen werden kann.

Dabei ist es nicht neu, das Geschlecht eines Kükens schon ab dem achten Tag im Ei, zu bestimmen. Dafür gibt es verschiedene Ansätze, wie Systeme das Kükengeschlecht erkennen, etwa anhand der Flügelfarbe oder des Geruchs der Eierschale. Bei der Geruchsmethode werden zwei Minuten Zeit pro Ei benötigt. Orbem spricht bei seiner Methode von einer Sekunde Zeit pro Ei. Bis heute hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge mehr als 21 Millionen Eier gescannt.

System zum Scannen von Eiern, um das Kükengeschlecht zu ermitteln

(Bild: Orbem)

Das Unternehmen arbeite für das Produkt "Genus Focus" mit der niederländischen Vencomatic Group zusammen, die sich auf automatische Legenester für Hühner konzentriert hat. Dabei soll Genus Focus die Schlupffähigkeit der Hühner nicht beeinträchtigen. Dabei habe das Unternehmen MRI mit KI kombiniert. Darüber, was genau das System Landwirte kostet, macht Orbem keine Angaben. Generell hält sich das Unternehmen mit detaillierten Angaben zur Funktionsweise von Genus Focus eher bedeckt.

Mit der KI-gestützen Bildgebung beschleunigt Orbem den Scanprozess. Aktuell liegt der Schwerpunkt nach Angaben des Unternehmens auf "Geflügel". Dabei handle es sich um eine "vollautomatische Lösung mit einem Durchsatz von bis zu 24.000 Eiern pro Stunde, die nur von einem Bediener überwacht werden muss", teilte eine Sprecherin heise online mit. Genus Focus sei nach Angaben des Unternehmens die einzige "berührungslose und nicht-invasive" sowie den deutschen Gesetzen entsprechende Möglichkeit für die in-ovo Geschlechtsbestimmung der Eier.

Aber auch Krankheiten und Schädlinge will das Unternehmen künftig frühzeitig erkennen und deren Ausbreitung stoppen. Neben Eiern will Orbem in Zukunft auch Nüsse, verschiedene Pflanzenarten, Baumaterialien wie Holz und den menschlichen Körper automatisch scannen. Dies soll vollautomatisch ohne menschliches Zutun geschehen, Radiologen und Techniker müssten keine Aufgaben mehr übernehmen. Orbem verspricht, die MRT-Verfahren dadurch "hundertmal effizienter" und damit profitabler zu machen. Das Start-up wird neben der EU auch von Investoren wie 83North, La Famiglia, The Venture Collective und Possible Ventures finanziert und hat erst kürzlich eine Finanzierung in Höhe von 30 Millionen Euro erhalten.

(mack)