NASA: Überlegungen für interstellare Mission zu Alpha Centauri ab 2069

Noch ist es eine ganze Weile hin, aber Wissenschaftler der NASA haben sich Gedanken über eine Sonde zu Alpha Centauri gemacht, die 2069 losgeschickt werden könnte. Aufgrund der immensen Distanz müsste die Sonde sich selbst umbauen können, meinen sie.

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NASA: Überlegungen für interstellare Mission zu Alpha Centauri ab 2069

Künstlerische Darstellung des Doppelsternsystems von Alpha Centauri mit dem eventuell vorhandenen Exoplaneten und der Sonne.

(Bild: ESO/L. Calçada/Nick Risinger (skysurvey.org))

Lesezeit: 4 Min.

Forscher der NASA haben eine Reihe von Überlegungen für eine interstellare Mission zu unserem Nachbarstern Alpha Centauri vorgestellt, die zum 100. Jahrestag der ersten Mondlandung im Jahr 2069 beginnen könnte. Wie Anthony Freeman vom Jet Propulsion Laboratory der US-Weltraumagentur auf der Herbsttagung der American Geophysical Union erläuterte, hätten sich Wissenschaftler bisher vor allem Gedanken um den Beginn einer solchen Mission gemacht. Er und seine Kollegen hätten sich aber mit den späteren Schritten beschäftigt, also der Frage, was eine Sonde im System von Alpha Centauri leisten könnte. Für konkrete Planungen sei es aber zu früh, das alles sei "noch sehr nebulös".

Viele grundlegende Voraussetzungen für eine solche Mission sind noch nicht ansatzweise gegeben. So rechnet Freeman mit einem Raumschiff, das für eine solche Mission auf 10 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden könnte – beispielsweise durch ein Sonnensegel. Dann wäre sie 40 Jahre bis Alpha Centauri unterwegs, eine Zeit, in der von der Erde aus in der Zwischenzeit neue Erkenntnisse über das Ziel gesammelt werden dürften. Noch ist die Geschwindigkeit aber sowieso außer Reichweite, Voyager 1 etwa verlässt das Sonnensystem aktuell mit rund 0,005 Prozent der Lichtgeschwindigkeit, die dann schnellste Sonde – die Parker Solar Probe – soll kommendes Jahr zur Sonne starten und von der auf 0,067 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden.

Freemans wichtigster Punkt ist, dass eine interstellare Sonde nach ihrer Beschleunigung und der langen Reise nicht adäquat für die folgenden Teile der Mission ausgerüstet sein wird. Die umfassen ihm zufolge das Abbremsen am Ziel, die nötige Kurskorrektur, die Datensammlung und die Datenübertragung zur Erde. Deswegen könnte ein solches Raumschiff so konstruiert sein, dass es sich selbst kannibalisiert, um die nötigen Umbauarbeiten vorzunehmen. Beispielsweise könnte ein 3D-Drucker an Bord neue Teile herstellen, nach Plänen, die zum Start der Sonde noch gar nicht ausgearbeitet waren. Möglicherweise könnten diese Teile aber auch aus organischen Teilen an Bord hergestellt werden.

Auch darüber hinaus weisen Freeman und sein Team auf interessante Aspekte hin, die bei aktuellen Mission so nicht aufkommen. So würde sich bei einer solchen interstellaren Sonde zwölf Jahre vor der Ankunft jenes Fenster schließen, in dem Befehle an die Sonde geschickt werden können, auf die nach deren Bestätigung noch eine Reaktion möglich ist. Acht Jahre vor der Ankunft könnte das letzte Update an die Sonde geschickt werden, dessen Empfang und Implementierung diese noch rechtzeitig bestätigen kann. Schon ab vier Jahren vor ihrer Ankunft wäre die Sonde wegen der langen Signallaufzeiten auf sich selbst gestellt. Die Kommunikation mit einer derart weit entfernten Sonde wäre aber sowieso eine Herausforderung für sich.

Sollte die Sonde nach 40 Jahren Alpha Centauri erreichen, blieben ihr nur wenige Minuten zur Analyse eventueller Exoplaneten, bevor sie durch das System gerast wäre. Könnte sie abbremsen, blieben ihr einige Stunden und sie hätte so viel Zeit wie zuletzt New Horizons am Pluto. Nur wenn es ihr möglich wäre, in einen Orbit einzutreten, stünde das Ziel wirklich langfristiger Forschung offen, auf die dann wohl trotz der immensen Signallaufzeiten auch wieder Forscher auf der Erde Einfluss nehmen könnten. Auch wenn das alles nach weit entfernter Zukunftsmusik klingt, sind die Forscher der NASA nicht die einzigen, die solche Überlegungen für eine interstellare Mission anstellen: Ein derartiges Vorhaben ist etwa erklärtes Ziel des russischen Milliardärs Yuri Miner und seines Projekts "Breakthrough Starshot". (mho)