NSI zieht gegen Verisign ins Feld

Der Domainregistrar Networks Solutions fordert die US-Verwaltung auf, den neuen Vertrag zwischen Verisign und der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers über den Betrieb der .com-Domain zu stoppen.

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  • Monika Ermert

Der Domainregistrar Networks Solutions Inc. (NSI) hat in einem geharnischten Brief die US-Verwaltung aufgefordert, den neuen Vertrag zwischen Verisign und der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) über den Betrieb der .com-Domain zu stoppen. NSI, bis zum Kauf und Wiederverkauf durch Verisign "Pionier" und Monopolist im Domainregistrymarkt, will es nicht hinnehmen, dass seine ehemalige "Mutter" künftig unkontrolliert die Preise erhöhen und dabei sicher sein darf, dass es niemals mehr eine Neuausschreibung des Vertrages geben wird.

Dies laufe jeglicher US-Wettbewerbspolitik zuwider, schreibt NSI-CEO Champ Mitchell in seinem Brief. Auch das Argument, die Dauervergabe sichere Investitionen in die Infrastruktur und damit die Stabilität des Domain Name System, ziehe nicht. Selbst Institutionen wie die NASA oder das US-Verteidigungsministerium vergäben netzwerktechnische Aufträge in regelmäßigen Abständen neu. Schließlich sei die .net-Registry nach der Neuausschreibung und der dabei von Verisign zugesicherten Preissenkung um 40 Prozent kaum unsicherer. Mitchell fordert von der zuständigen National Telecommunications and Information Administration (NTIA) mindestens, den Ausgang eines von ingesamt 19 Registraren bei ICANN beantragte Verfahrensüberprüfung, einer so genannten Request for Reconsideration, abzuwarten.

In dieser Überprüfung fordern die Registrare, unter ihnen auch Schlund&Partner, dass ICANNs ehrenamtlicher Vorstand grundsätzliche Informationen zu den wettbewerblichen Auswirkungen des Deals überprüft. Das US-Justizministerium habe in den vergangenen Monaten Wettbewerbsfragen im Registry-Markt unter die Lupe genommen, schreiben Mitchell und die Registrare. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollten ebenfalls abgewartet werden. Ein Wink mit dem Zaunpfahl ist wohl auch der Verweis auf die EU-Wettbewerbsbehörden, die kürzlich gegenüber heise online bestätigten, dass sie eine eigene Überprüfung des neuen .com-Vertrags gestartet haben.

Schließlich mahnen die Registrare, dass der entschiedene Widerstand und die äußerst knappe Mehrheit bei der Vorstandsentscheidung am 28. Februar die Legitimität des ICANN-Prozesses insgesamt unterhöhle. In Einzelstatements hatten selbst die für den Deal stimmenden neun Direktoren teilweise Bedenken geäußert. Vorstandsmitglied Veni Markowski sagte, der Konsensprozess sei auf den Kopf gestellt worden. Vorstandsmitglied Susan Crawford kritisierte, ICANN habe die Beilegung eines völlig irrelevanten Gerichtsprozesses zum Anlass genommen, um sich durch den Vertrag eine sichere Einkommensquelle (die Gebühren von Verisign) für noch nicht begründete 50-Millionen-Dollar-Budgets zu sichern. Crawford gehörte zu den fünf Gegnern der Entscheidung. NSI Ceo Mitchell kündigte indessen gegenüber US-Medien erneut an, dass sein Unternehmen klagen will, wenn die nun angestoßenen Verfahren den Vertrag nicht stoppen können.

Der Vorsitzende des Vorstands, Vint Cerf, sagte am Rande der CeBIT gegenüber heise online, ein Einspruch von Seiten der US-Administration würde ihn "überraschen und enttäuschen". Immerhin habe die US-Verwaltung in bilateralen Gesprächen auf beiden Seiten den Verhandlungsprozess begleitet. Was genau Gegenstand dieser Gespräche war, darüber spekulieren allerdings selbst die Mitglieder des ehrenamtlichen Vorstandes. ICANN-Direktor Raimundo Beca, der ebenfalls mit Nein stimmte, sagte, die Rolle des US-Handels- und des -Justizministeriums seien für den Vorstand nach wie vor unklar. (Monika Ermert) / (anw)