Studie: Magnetisch gesteuerte Roboterkapselkamera kann Endoskopie ersetzen

Herkömmliche Endoskopieverfahren sind für Patienten belastend. Eine schluckbare Roboterkapselkamera, die magnetisch gesteuert wird, könnte Abhilfe schaffen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 14 Kommentare lesen

Die schematische Darstellung zeigt, wie die NavCam im Inneren des menschlichen Körpers Läsionen entdecken kann.

(Bild: AnX Robotica)

Lesezeit: 3 Min.

Endoskopien sind eine unangenehme Angelegenheit, wird doch ein Schlauch mit einer Kamera in den Magen geschoben, um Untersuchungen durchzuführen. Auch Pillen-Kameras, die eingenommen werden und sich durch Schwerkraft und normale Magen-Darmtätigkeit ihren Weg durchs Innere kämpfen, sind nicht optimal, weil sie nicht genau gesteuert werden können. Forschende der George Washington University (GW) haben das von AnX Robotica entwickelte magnetische Endoskopiesystem NaviCam unter die Lupe genommen. Dabei handelt es sich um eine Roboterkapselkamera, die geschluckt und per Magnetfeld im Inneren des Menschen genau manövriert werden kann.

"Eine herkömmliche Endoskopie ist ein invasives Verfahren für die Patienten, ganz zu schweigen davon, dass es aufgrund der erforderlichen Anästhesie und der Freistellung von der Arbeit kostspielig ist", schildert Andrew Meltzer, Professor für Notfallmedizin an der GW School of Medicine and Health Sciences die Problemstellung. Auch sei das Verfahren in Notfällen ungeeignet, weil Endoskopien nicht in der Notaufnahme durchgeführt werden können, sondern erst beim Facharzt möglich sind. Dadurch gehe viel Zeit verloren.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

In der Studie "Magnetically Controlled Capsule for Assessment of the Gastric Mucosa in Symptomatic Patients (MAGNET): A Prospective, Single-Arm, Single-Center, Comparative Study", die in iGIE, einem Magazin der American Society for Gastrointestial Endoscopy, jüngst veröffentlicht wurde, untersuchten Meltzer und sein Forschungsteam den Ansatz der magnetisch gesteuerten Kapselendoskopie. Die Studie wurde von dem Medizintechnikunternehmen AnX Robotica finanziert. Es sei das erste Mal, dass solche Kapseln in den USA in einer Studie getestet wurden.

Die Wissenschaftler führten die Studie mit 40 Patienten durch. Ihnen wurde eine magnetische Kapsel verabreicht, in die eine Kamera integriert ist, die ihr Bild drahtlos nach außen überträgt. Die Kapsel wird durch ein außen angelegtes, steuerbares Magnetfeld genau und schmerzfrei im Inneren des Menschen bewegt. Die Steuerung erfolgt per Joystick. Das erfordere allerdings einen geübten Operator. Deshalb arbeitet das Team bereits daran, künftig die Steuerung einer Künstlichen Intelligenz (KI) zu überlassen. Sie soll dann die Kapsel automatisch zu allen relevanten Teilen des Magens manövrieren und potenziell riskante Anomalien aufzeichnen. Das könnte Screenings und Diagnosen künftig vereinfachen, sodass das System auch ohne große Schulungen von Personal in Facharztpraxen und Notfallaufnahmen eingesetzt werden kann. Die Videos können auch an Gastroenterologen zur Begutachtung übertragen werden, falls die Untersuchung nicht von einem Facharzt durchgeführt wird.

Die Forschenden überprüften die mit der Kapselkamera gemachten Aufnahmen durch eine herkömmliche Endoskopie. Dabei fanden sie heraus, dass der steuernde Arzt einer Notaufnahme die Kapsel mit einer 95-prozentigen Sichtbarkeitsrate auf alle wichtigen Teile des Magens ausrichten konnte. Die Aufzeichnungen wurden an einen entfernten Gastroenterologen geschickt, der sie überprüfte. Mit dieser Methode wurden keinerlei Hochrisikoläsionen übersehen, heißt es. Die Patienten zogen zu 80 Prozent die Kapselendoskopie einem herkömmlichen Endoskopieverfahren vor.

Meltzer räumt jedoch ein, dass noch eine größer angelegte Studie durchgeführt werden muss, um die bisherigen Ergebnisse zu bestätigen sowie, dass tatsächlich keine wichtigen Läsionen übersehen werden. Auch sei die Methode lediglich dazu geeignet, Läsionen zu entdecken, nicht aber zugleich eine Biopsie auszuführen. Diese müsse im Nachgang durchgeführt werden. Hier punktet die herkömmliche Methode der schlauchbasierten Endoskopie weiterhin, die zugleich eine Biopsie ermöglicht.

(olb)