Neue Feldversuche mit Internet aus der Steckdose

Der viertgrößte Energieversorger Deutschlands will mit weiteren Feldversuchen die Datenübertragung über das Stromnetz vorantreiben.

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Von
  • Stefan Labusga

Datenübertragung über das Stromnetz versprcht den Energieversorgern ein profitables neues Geschäftsfeld – sind sie doch in jedem Haushalt mit einer Steckdose vertreten und könnten, klappt die Technik des "Internet aus der Steckdose", in Nullkommanichts das Problem mit der "letzten Meile" lösen, also des Teilnehmeranschlusses in den Wohnungen und Häusern. Bislang hat darauf immer noch die Telekom weitgehend ein Monopol. Kein Wunder also, dass verschiedene Energieunternehmen in immer neuen Projekten die so genannte Powerline-Technik zur Marktreife führen wollen. Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) bietet nun zusammen mit Novacom Powerline-Feldtests in Ungarn an.

Novacom ist vor einem Jahr in den ungarischen Telekommarkt eingestiegen und versucht mit diesen Pilotprojekten seine Marktposition auf dem schnell wachsenden Telefonmarkt auszubauen. Novacom ist ein Joint Venture von RWE Telliance (50 Prozent), der EnBW (25 Prozent) und dem Budapester Stromversorger ELMÜ (25 Prozent). Wie Denes Jobbagy, Geschäftsführer von Novacom, auf der Internationalen Messe für Kommunikationstechnologien INFO 2000 in Budapest bekanntgab, werden in den nächsten Monaten mehrere Kunden in Budapest an Powerline-Feldversuchen teilnehmen. Messebesucher konnten das Projekt, dass in ähnlicher Form in Baden-Württemberg läuft, am Stand von Novacom testen.

Gemeinsam mit ihrer Telekommunikationstochter tesion bietet EnBW in Baden-Württemberg Kunden verschiedene Internet-Dienste in fünf Standorten an. Das Unternehmen denkt an eine flächendeckende Markteinführung in Baden-Württemberg für das erste Halbjahr 2001. Als Hauptzielgruppe sieht EnBW Heimbüros, Haushalte sowie kleine bis mittlere Unternehmen. EnBW und Novacom greifen auf Hardware von Siemens zurück, nachdem der ursprüngliche Lieferant Nortel ausgestiegen ist. Die Partner wollen erreichen, dass Teilnehmer an jeder beliebigen Steckdose eines Hauses Daten mit einer Übertragungsrate von etwa 1,3 Mbit/s senden und empfangen können. Siemens sieht darüber hinaus bei der Technik noch Steigerungsraten bis zu 10 Mbit/s.

Als viertgrößter Energieversorger Deutschlands verspricht sich EnBW zudem noch weit mehr von der Technik als nur schnelles Surfen im Internet. Würden die Feldtests erfolgreich verlaufen, hätte man auch die Grundlage für neue Dienste und Services im gesamten Bereich der Gebäudetechnik oder Telekommunikation, heißt es bei dem Energieunternehmen. (sla)