Noch ein Satellitensystem für Mobiltelefone

Satcon plant, bis zum Jahr 2003 für 3,5 Milliarden Mark 72 Satelliten für Mobilfunk und Datendienste in erdnahe Umlaufbahnen zu schießen.

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Von
  • Richard Sietmann

Die Milliardenpleite des satellitengestützten Mobilfunksystems Iridium scheint Investoren nicht zu entmutigen. Jetzt plant die in Teltow südlich von Berlin ansässige Satcon Satellitenkommunikationsgesellschaft, bis zum Jahr 2003 mit einem Investitionsvolumen von 3,5 Milliarden Mark 72 Satelliten in erdnahe Umlaufbahnen zu schießen. Im gleichen Jahr soll die Betreibergesellschaft an die Börse gebracht werden. Das gab die Hamburger Unternehmensberatung Mummert + Partner gestern auf der Internationalen Luft-und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin bekannt.

Die Hamburger Consultants haben die Vermarktung des Projekts übernommen; für die technische Seite ist die raumfahrtorientierte Ingenieurgesellschaft Satcon zuständig, die das Leo Sat Courier (LSC) genannte Vorhaben in enger Kooperation mit führenden Raumfahrtunternehmen wie Astrium, Bosch Telecom, NPO Lavochkin, NPO Mashinostroenia sowie dem Institut für Nachrichtentechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt verwirklichen will.

Das von Motorola vorangetriebene und im März in Konkurs gegangene Iridium-System konnte lediglich 55.000 Teilnehmer gewinnen; scheitern private Initiativen und kommerzielle Rettungsversuche, wird bei der Rückholaktion der 66 Satelliten ein Investitionskapital von 5 Milliarden US-Dollar in der Erdatmosphäre verglühen. Das amerikanische System sei an der fehlenden Akzeptanz bei den Kunden gescheitert, erklärte Gerhard Meister, Telekommunikationsexperte bei Mummert + Partner, in Berlin. Deshalb werde sich LSC im Unterschied zu Iridium nicht allein auf die globale mobile Telefonie beschränken, sondern auch Dienste der Logistik und Verkehrstelematik, der Objektsicherung von Kraftfahrzeugen, Yachten und Baumaschinen, des Ökomonitoring sowie Breitbandanwendungen wie die Datenübertragung für firmeneigene Intranets anbieten. Für diese Märkte beziffern Marktanalytiker das Umsatzpotenzial im Jahre 2005 auf rund 20 Milliarden US-Dollar.

Gegen Ende des Jahrzehnts rechnen die LSC-Initiatoren mit 6 Millionen Kunden und einem Jahresumsatz von 9 Milliarden Mark. Zu diesem Zeitpunkt soll es Prognosen zufolge 1,7 Milliarden Handynutzer weltweit geben und jedes zweite Fahrzeug wird dann voraussichtlich mit satellitengestützten Navigationssystemen ausgerüstet sein. (Richard Sietmann) (jk)