Noch kein Standardverfahren für Zulassung neuer TLDs in Sicht

Neue Top Level Domains zu bekommen, sei zu langwierig, zu kompliziert und zu teuer, beklagten Vertreter der TLD-Registries bei einem ICANN-Treffen in Luxemburg.

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Von
  • Monika Ermert

Neue Adresszonen -- so genannte Top Level Domains (TLDs) -- zu bekommen, sei zu langwierig, zu kompliziert und zu teuer. Noch immer fehle ein Standardverfahren bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN ). Das sagten Vertreter der TLD-Registries beim am Wochenende gestarteten ICANN-Treffen in Luxemburg. Der Betreiber der geplanten Adult-Zone .xxx, ICM Registry, hat eigenen Angaben zufolge bislang rund 1,5 Millionen US-Dollar ausgegeben. "Allein in der Zeit, in der wir auf die Entscheidung für .xxx warteten, haben wir 500.000 US-Dollar verbraten, sagte Stuart Lawly, Vorsitzender von ICM.

ICM Registry hatte sich nach dem Scheitern in der ersten Bewerbungsrunde im Jahr 2000 auf Runde zwei vorbereitet. "Wir haben eine Menge in juristische Beratung gesteckt, wir sind um den Globus gereist, um mit Regierungen, Strafverfolgern, Kinderschutzorganisationen zu sprechen und Lobbyisten anzuheuern, die uns die Türen in Washington aufgemacht haben", so Lawly. "Wenn die Ausschreibung mal startet, muss man vorbereitet sein, denn innerhalb der dann laufenden 90-Tage-Frist von Null auf Hundert zu beschleunigen ist kaum möglich", sagte Ray Fassett, Vizepräsident bei der ebenfalls neuen .jobs-Registry. Fassett arbeitet seit 1996 an der .jobs-Idee.

Die beträchtlichen Kosten seien eine Marktzutrittsbarriere, sagten Teilnehmer bei der von ICANNs Nutzervertretung (ALAC) organisierten Diskussion. Das könnten sich nur noch große Unternehmen leisten, dabei sollten Domains eine Gebrauchsware sein, verdeutlichte der europäische ALAC-Vertreter Vittorio Bertola. ICANNs Zögern bei der Einführung der neuen Zonen, schaffe eine Knappheit, sagte John Levine, der für die USA im ALAC sitzt. Diese Knappheit mache auch die Klagen derjenigen verständlich, die eine bestimmte Adresszone nicht bekommen haben. Verdi-Vertreterin Annette Mühlberg, die ebenfalls für Europa im ALAC sitzt, hatte die Vergabe der .jobs-Domain allein an Arbeitgeber und Headhunter beklagt. Arbeitssuchende oder Gewerkschaften können laut den Regeln von .jobs in dieser Zone nicht registrieren. "Könnte eine Gewerkschaft dagegen einfach .work bekommen", so Levine, "wäre ihr die .jobs-Vergabe egal." Technisch, so Levine, hindere ICANN nichts an einer Zulassung mehrerer tausend Domains.

Wie stark sich ICANN prinzipiell in die Registry-Regeln einmischen soll, wurde in Luxemburg kontrovers diskutiert. "Das Konzept vom Sponsorship durch eine bestimmte Branche oder Nutzergruppe ist künstlich und dumm", meinte Ross Rader vom kanadischen Registrar Tucows. In der ersten Runde entschied sich Tucows, nur für drei von sieben Domains als Registrar tätig zu werden, da die anderen als finanziell nicht attraktiv beurteilt wurden. "Wir wollen mehr Wettbewerb auf der Ebene der Registries", forderte Rader, "mehr Produkte, bessere Produkte und billigere Produkte." Nur noch Spezialdomains möchten dagegen die Geschäftsnutzer, Markenvertreter und ISPs innerhalb der ICANN, denn diese böten eher einen Mehrwert und brächten nicht so viele Cybersquatting- und Cybercrime-Probleme.

Bei ICANN werde hart an einem Standardverfahren gearbeitet, beteuerte ICANN-Manager Olof Nordling. "Mir ist sehr daran gelegen, dass wir das so schnell wie möglich haben", so Nordling. Doch ICANNs aktuelle Aufforderung, erst einmal den jetzt veröffentlichten Fragekatalog zu kommentieren -- "vor den Antworten wollen wir erst einmal wissen, ob wir die richtigen Fragen gestellt haben" -- spricht nicht gerade für eine rasche Klärung. "Eine neue Runde innerhalb des nächsten Jahres?", fragte einer der in Runde zwei gescheiterten Bewerber. Das wollte Nordling noch nicht versprechen. (Monika Ermert) / (pmz)