Nokia grenzt Verluste ein und verkauft mehr Lumias

Die Finnen sehen Licht am Ende des Tunnels: Zwar hält der Umsatzschwund an, doch konnte Nokia seine Verluste weiter eindämmen. Die Windows Phones der Lumia-Familie sind ein Hoffnungsträger.

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Handyhersteller Nokia hat weiter mit Umsatzschwund zu kämpfen, aber auch Anlass zu Hoffnung. Im dritten Quartal 2013 hat der Konzern seine Verluste weiter eindämmen können und schreibt operativ wieder schwarze Zahlen. Zudem hat Nokia so viele Windows Phones der Lumia-Familie verkauft wie nie zuvor. Die Finnen sehen langsam Licht am Ende des Tunnels, wo mit ausgebreiteten Armen Steve Ballmer wartet.

Nokia hat im dritten Quartal (PDF-Datei) 5,66 Milliarden Euro umgesetzt, das sind 22 Prozent weniger als im Vorjahresabschnitt, für den 7,24 Milliarden Euro Umsatz zu Buche stehen. Nach einem operativen Verlust von einer halben Milliarde im Vorjahr schreibt das Unternehmen jetzt wieder schwarze Zahlen und weist einen operativen Gewinn von 118 Millionen Euro aus. Unterm Strich bleibt noch ein vergleichsweise kleiner Verlust von 91 Millionen Euro – im Vorjahresabschnitt hatten die Finnen fast eine Milliarde Verlust zu verkraften.

Dass sich Nokia im Smartphone-Segment langsam wieder aufrappelt war schon vorab durchgesickert: 8,8 Millionen Lumia-Smartphones haben die Finnen im dritten Quartal absetzen können, 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders stark sei die Nachfrage nach dem preisgünstigen Einsteigermodell Lumia 520 gewesen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Helsinki mit. Der Umsatz mit Smartphones zog im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro an.

Symbian und Marktführerschaft waren einmal. Doch die Lumias entwickeln sich.

Das konnte jedoch den Umsatzschwund der Gerätesparte insgesamt nicht aufhalten. Der Umsatz mit Handys und Smartphones ging um 19 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zurück. Insgesamt hat Nokia im dritten Quartal 64,6 Millionen Geräte verkauft, 22 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Absatz von Feature Phones, wie normale Handys heutzutage gerne genannt werden, ging 27 Prozent auf 55,8 Millionen Stück zurück.

Die Gerätesparte wird – wenn auf der außerordentlichen Hauptversammlung im November alles glatt läuft und kein Kartellwächter den Finger hebt – Anfang 2014 unter die Fittiche von Microsoft kommen. Der US-Softwarekonzern wird dafür voraussichtlich 5,44 Milliarden Euro hinblättern. Nokia wird dann im Wesentlichen ein Netzausrüster: im dritten Quartal haben die Finnen auch die Übernahme der Siemens-Anteile an der ehemals gemeinsamen Tochter NSN abgeschlossen.

Für Nokia Solutions and Networks, wie der Ausrüster jetzt heißt, weisen die Finnen einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro (-26 Prozent) und einen operativen Gewinn von 166 Millionen Euro (-9 Prozent) aus. Dazu kommen die Kartendienste, die Nokia in der HERE genannten Sparte zusammenfasst. Deren Umsatz ging um 20 Prozent auf 211 Millionen Euro zurück, der operative Gewinn sank um 46 Prozent auf 20 Millionen Euro. In einer dritten Sparte namens "Advanced Technologies" will Nokia künftig seine Patente verwerten.

Das dritte Quartal ist das letzte der Ära Stephen Elop, der als CEO zurückgetreten ist und künftig die Gerätesparte bei Microsoft leiten wird. Der Kanadier war 2010 von Microsoft zu Nokia gekommen, um den behäbig gewordenen Riesen auf einen neuen Kurs zu bringen. Der führte zu Windows Phone und schließlich nach Redmond. Auf dem Weg ist einiges verloren gegangen, unter anderem die Marktführerschaft: Zu Elops Amtsantritt hatte Nokia noch 28,3 Millionen Smartphones verkauft.

So tief der Fall von Nokia auch gewesen ist: In den Zahlen zeichnet sich ein Hoffnungsschimmer ab. An der Börse wird das positiv aufgenommen: Die Nokia-Aktie legte nach Bekanntgabe des Ergebnisses um 6 Prozent zu.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Nokia in Euro
Quartal Umsatz Nettogewinn
1/00 6,5 Mrd. 0,91 Mrd.
2/00 7 Mrd. 0,98 Mrd.
3/00 7,58 Mrd. 0,92 Mrd.
4/00 9,28 Mrd. 1,21 Mrd.
1/01 8 Mrd. 1,05 Mrd.
2/01 7,35 Mrd. 0,83 Mrd.
3/01 7 Mrd. 0,76 Mrd.
4/01 8,79 Mrd. 1,15 Mrd.
1/02 7 Mrd. 0,92 Mrd.
2/02 6,94 Mrd. 0,90 Mrd.
3/02 7,2 Mrd. 0,88 Mrd.
4/02 8,8 Mrd. 1,24 Mrd.
1/03 6,7 Mrd. 0,97 Mrd.
2/03 7,02 Mrd. 0,66 Mrd.
3/03 6,9 Mrd. 0,86 Mrd.
4/03 8,79 Mrd. 1,17 Mrd.
1/04 6,63 Mrd. 0,82 Mrd.
2/04 6,64 Mrd. 0,71 Mrd.
3/04 6,94 Mrd. 0,66 Mrd.
4/04 9,063 Mrd. 1,019 Mrd.
1/05 (*) 7,396 Mrd. 0,863 Mrd.
2/05 8,059 Mrd. 0,799 Mrd.
3/05 8,403 Mrd. 0,881 Mrd.
4/05 10,333 Mrd. 1,073 Mrd.
1/06 9,507 Mrd. 1,048 Mrd.
2/06 9,813 Mrd. 1,140 Mrd.
3/06 10,100 Mrd. 0,845 Mrd.
4/06 11,701 Mrd. 1,273 Mrd.
1/07 9,856 Mrd. 0,979 Mrd.
2/07 12,587 Mrd. 2,828 Mrd.
3/07 12,898 Mrd. 1,563 Mrd.
4/07 15,717 Mrd. 1,835 Mrd.
1/08 12,660 Mrd. 1,222 Mrd.
2/08 13,151 Mrd. 1,103 Mrd.
3/08 12,237 Mrd. 1,087 Mrd.
4/08 12,662 Mrd. 0,576 Mrd.
1/09 9,274 Mrd. 0,122 Mrd.
2/09 9,912 Mrd. 0,287 Mrd.
3/09 9,810 Mrd. -0,913 Mrd.
4/09 11,988 Mrd. 0,948 Mrd.
1/10 9,522 Mrd. 0,349 Mrd.
2/10 10,003 Mrd. 0,227 Mrd.
3/10 10,270 Mrd. 0,529 Mrd.
4/10 12,653 Mrd. 0,745 Mrd.
1/11 10,399 Mrd. 0,344 Mrd.
2/11 9,275 Mrd. -0,368 Mrd.
3/11 8,980 Mrd. -0,068 Mrd.
4/11 10,005 Mrd. -1,072 Mrd.
1/12 7,354 Mrd. -0,929 Mrd.
2/12 7,542 Mrd. -1,410 Mrd.
3/12 7,239 Mrd. -0,969 Mrd.
4/12 8,041 Mrd. 0,202 Mrd.
1/13
5,852 Mrd. -0,272Mrd.
2/13 5,695 Mrd. -0,227 Mrd.
3/13 5,662 Mrd. -0,091 Mrd.
(*) Ergebnis seit Q1 2005 ausgewiesen nach neuen IFRS-Bilanzierungsregeln.

(vbr)