Nvidia stellt AMD-Mainboard-Chipsatz mit integrierter Grafik vor

Nvidia heute vorgestellter integrierter Grafikchipsatz für Mainboards unterstützt DirectX 9.0 und Pixel Shader 3.0, eignet sich jedoch nicht für aktuelle 3D-Spiele.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 139 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Nachdem gestern einige Mainboard-Hersteller erste auf einem bisher nicht vorgestellten Nvidia-Chipsatz basierende Boards mit integrierter Grafik auf den Webseiten zeigten, stellt Nvidia heute die dort verwendeten Chipsätze offiziell vor. Anders als beim nForce4, der derzeit bei den meisten PCI-Express-Mainboards für AMD-Prozessoren ohne integrierte Grafik zum Einsatz kommt, besteht er nicht aus einem einzelnen Chip, sondern aus zwei: Der Integrierte Grafik-Prozessor (IGP) und Media-Communication-Prozessor (MCP) arbeiten hier zusammen. Zwei verschiedene IGPs und zwei dazu passende MCPs erlauben den Mainboard-Herstellern zudem unterschiedliche Bestückungsvarianten für verschiedene Zielmärkte.

Die beiden IGPs nennt Nvidia GeForce 6100 und GeForce 6150. Sie binden über Hyper-Transport AMD-Prozessoren im Sockel-754 oder 939 an. Versionen für Intel gibt es nicht, einige Gerüchte im Internet deuten jedoch darauf hin, dass Nvidia entsprechende Varianten plant. Auch eine stromsparende Variante für Notebooks fehlt noch. Die jetzt vorgestellten IGPs basieren auf dem Grafikkern (NV44) des PCI-Express-Chips GeForce 6200. Er unterstützt DirectX 9.0 und Pixel Shader 3.0. Bis zu 128 MByte Grafikspeicher zwackt der Grafikprozessor im Betrieb dauerhaft vom Hauptspeicher ab. Im Unterschied zu den Chipsätzen für Intel-CPUs ist die Speicheranbindung auf der AMD-Plattform komplizierter und etwas langsamer, da der Speichercontroller hier nicht ebenfalls im IGP sitzt, sondern bereits in der CPU vorhanden ist.

Zudem können beide IGPs über einen PEG-Slot eine externe Grafikkarte anbinden. Beim 6100 lässt sich darüber hinaus ein weiteres PCIe-Gerät anschließen, beim 6150 hingegen zwei. Letzterer taktet den Grafikkern zudem mit 475 statt 425 MHz und beherrscht Dual-Head, DVI, kann HD-Video (720p/1080i) ausgeben und bringt einen TV-Encoder mit.

Als passende MCPs präsentiert Nvidia den nForce 410 und den nForce 430. Beide unterstützen zwei Parallel-ATA-Kanäle, acht USB-2.0-Anschlüsse, HD-Audio sowie RAID 0 und 1. Bei 410 kommen 100-MBit-LAN sowie zwei SATA-II-Ports mit einer Datenübertragungsrate von bis zu drei Gigabit dazu. Der 430 bringt Gigabit-LAN und vier SATA-II-Ports mit und beherrscht zusätzlich RAID 0+1 und 5. Dem Treiber der beiden MCPs liegt darüber hinaus eine spezielle Firewall-Software bei. Beim 430 kann diese manche Filter-Aufgaben vom Chipsatz erledigen lassen und so den Prozessor entlasten. Nvidia nennt das Active Armor Firewall.

Laut Nvidia sollen Albatron, Asrock, Asus, Biostar, Chaintech, DFI, ECS-Elitegroup, EPoX, Foxconn, Gigabyte, Jetway, MSI und Shuttle Produkte mit der neuen Chipsatz-Familie in Vorbereitung haben. Biostar etwa hat mit dem T-FORCE 6100-939 etwa ein Micro-ATX-Mainboard mit Sockel 939, GeForce 6100 und nForce 410 in Vorbereitung, das zirka 77 Euro kosten und bereits in Kürze in den Handel gelangen soll. Asrock hatte bereits gestern erste Infos zum mit dem neuen Nvidia-Chipsatz ausgestatteten K8NF4G-SATA2 auf der Webseite. Von diesem scheint das Unternehmen wohl auch noch eine Variante mit Sockel-939 in Vorbereitung zu haben, die ansonsten dem mit Sockel-754 gleicht. Für den Sockel 939 gibt es die AMD-Low-Cost-Baureihe Sempron jedoch noch nicht -- AMD scheint sie zwar bereits an PC-Hersteller zu verkaufen, im Einzelhandel sind sie jedoch noch nicht erhältlich.

Sowohl auf den beiden Mainboards von Asrock als auch beim Modell von Biostar werden IGP und MCP passiv gekühlt -- bei vielen Boards mit Nvidia nForce4 kommen aktive Lüfter auf den Kühler zum Einsatz, die häufig laut sind und eine hohe Ausfallrate aufweisen.

Bei ersten Tests auf einem Mainboard mit GeForce 6100 und nForce 410 lag die Rechenperformance bei nicht von der Grafikkarte abhängigen Benchmarks (Kompilieren, Rendering) auf dem Niveau anderer Mainboards ohne integrierte Grafik. Bei der Grafikperformance kam das Testsystem mit Athlon 64 3500+ jedoch nur auf Werte, die auch ein Radeon Xpress 200 von ATI erreicht. Als tauglich für aktuelle 3D-Spiele dürfen beide mit zirka 1300 Punkten beim 3DMark 2003 und Frameraten von unter 25 fps (640x480, Low Quality) bei Doom 3 jedoch nicht gelten.

Ein vergleichbares System mit Pentium 4 551 (3,4 GHz) und einem Mainboard mit Intel 945G erreicht 1700 Punkte beim 3D-Mark. Doom 3 ist auch hier selbst in kleinen Auflösungen nicht spielbar. Das gelingt zumindest mit den günstigsten, bereits ab 50 Euro erhältlichen PEG-Grafikkarten: Eine Nvidia GeForce 6200 (Asus Extreme N6200TC) erreicht auf dem AMD-System immerhin 2650 3DMarks und 42,6 fps bei Doom 3 (Low-Quality, 640x480). (thl)