Ohne Farbe: Die Bilder der Woche KW 25

Der Verzicht auf Farbe lenkt die Aufmerksamkeit auf Details wie Gesichtsausdrücke und Strukturen.

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Wilde Birne

(Bild: Alexander Brand)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Tom Leon Zacharek
Inhaltsverzeichnis

Schwarzweiß ist ein beliebtes Mittel, nötig für bestimmte Stile, auch wenn die Farbfotografie heute die Norm ist. Es hat einige Vorteile, wenn man einen bestimmten Aspekt der Komposition hervorheben möchte. Der Verzicht auf Farbe kann helfen, das Verhalten des Lichts besser zu verstehen und zu lernen, wie man es am besten einsetzt.

c't Fotografie 3/24

"Das Bild zeigt den Schweizer Simeon Brügger, den Sieger bei den Highland Games in Nürtingen im 'Caber toss'. Ich musste entscheiden, ob ich den Wurf des fast sechs Meter langen Baumstammes in der Totalen aufnehmen oder den Sportler in den Mittelpunkt stellen sollte. Die Konzentration und Anspannung in Brüggers Gesicht, seine imposante Erscheinung im Schottenrock erleichterte mir die Entscheidung", erzählt Fotograf Martin Ruopp über seine Intention hinter der Aufnahme Männer in kurzen Röcken.

Ein gelungenes Porträt, das den Menschen und seine Passion für den Sport in den Mittelpunkt stellt.

(Bild: Martin Ruopp)

Die klaren Linien der Konstruktion werden im Bild Treppenstufen von Nils Schulte-Jokiel (NilsSch) durch die der Schatten ergänzt. So entsteht ein Muster, das an sich schon eine beeindruckende Komposition darstellt. Der Fotograf setzt jedoch eine Person in das Bild, um die klare Struktur zu durchbrechen, ein Element, das die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht. Das Foto zeigt hervorragend, wie Licht und Schatten in der Schwarz-Weiß-Fotografie durch harte Kontraste wirken können.

"Das Bild entstand am Rheinufer in Köln. Wie so oft fotografierte ich bei hartem Sonnenlicht, sodass Licht und Schatten starke Kontraste bilden. Durch die Wahl der Perspektive wird die Treppe auf ein abstraktes Muster reduziert. Ein Mensch hilft in dem Bild, einen Fixpunkt zu bilden, eine Atmosphäre und Kontext zu schaffen", sagt er selbst.

(Bild: NilsSch)

M.Schröder gelingt es in seinem Porträt von Anja, den Blick des Models in den Mittelpunkt zu stellen. Die Mimik signalisiert eine ernste Stimmung, unterstützt durch die dunkle Kleidung und die Accessoires. Moderne Elemente wie Piercings und Ohrringe unterstreichen dies, kombiniert mit einem leichten viktorianischen Flair durch Kleidung und Sonnenschirm. Das weiche Licht beleuchtet das Gesicht des Models, während das grelle Licht von hinten durch den Schirm blockiert wird.

(Bild: M.Schröder)

Ein Lachen, das ansteckt. Die kindliche Freude über eine Birne in Wilde Birne von Alexander Brand steckt den Betrachter einfach an.

Er selbst erzählt dazu: "Das Motiv entstand aus der Situation heraus. Wir waren auf unserem Weg zu den Ahornböden in Österreich, als wir eine kleine Snackpause einlegen mussten. Ich empfand die Szenerie als überaus pittoresk. Hinzukam, dass mein Sohn Edgar sich unbeschreiblich an der süßen Köstlichkeit seiner Birne erfreute – ein Moment für die Ewigkeit. Im Nachgang ergriff mich beim Betrachten des Bildes eine Art Wild West Romantik: Der flach, plätschernde Strom und die spitz aufragenden Berge im Hintergrund. Die schroffe Textur des Holzes weiter vorne, sowie Edgars Lieblingspulli aus der Zeichentrickserie Yakari und natürlich sein strahlendes Lachen".

Alexander Brand

Ein etwas anderes Porträt zeigt uns Galeriefotograf Katzenfutter. Seine Aufnahme eines Pferdes mit einem 35-Millimeter-Objektiv erzeugt eine Perspektive, die durch die ausdrucksstarken Kontraste und gleichzeitig weichen Abstufungen der Grautöne begeistert. Durch die geringe Brennweite und die damit verbundene leichte optische Verzerrung wirkt der Kopf des Tieres groß und füllt einen Großteil des Bildes aus. Die Gräser fügen der Aufnahme ein weiteres Element hinzu, das die Szene natürlich erscheinen lässt.

(Bild: Katzenfutter)

"Da vor einigen Wochen sehr viel Löwenzahn zu finden war, bin ich mit meinem Sohn oft auf Pusteblumenjagd gegangen und habe ein paar Fotos davon gemacht. Das Foto hier ist auch dabei entstanden, war aber spontan aus der Situation heraus und nicht gestellt. Er hatte ziemlich viel Spaß dabei, auf einer Baustelle die Berge runterzurutschen und nebenbei Pusteblumen zu sammeln. Die Beute haben wir bei mir am Rucksack festgemacht. Papa hatte mit dem Fotografieren dann halt auch noch seinen Spaß beim Spazierengehen und sein Lieblingsmotiv immer dabei", erzählt uns Stephan Sohn (Fidipix) über seine Aufnahme Pusteblume.

Die leicht überbelichteten Teile des Bildes ergänzen sich gut mit den etwas dunkleren, wie dem Gras abseits des Weges und der natürlichen Vignette, die dadurch entsteht.

(Bild: Fidipix)

Ein Flugzeug von unten und vor weißem Hintergrund sehen wir im Bild W A N D E R L U S T von Donato Cuoio (don_cuoio). Seine Komposition beschreibt er selbst so: "Das [...]Foto habe ich ein paar Kilometer vor dem Frankfurter Flughafen aufgenommen. Schon beim Fotografieren war mir klar, dass ich dieses Foto sehr minimalistisch halten wollte. Auch die Bildbearbeitung war minimalistisch: ausrichten, zuschneiden, schwarz-weiß umwandeln und Bewegungsunschärfe hinzufügen. Als Gegenpol zur Hochzeitsfotografie, versuche ich seit geraumer Zeit meine Kreativität in der digitalen Bildbearbeitung und Bildgestaltung umzusetzen. Hier kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und die Bilder auf eine Art und Weise ändern, die über die reine Fotografie hinausgeht". Intention und Umsetzung sind auf jeden Fall gelungen.

(Bild: don_cuoio)

Alle Bilder dieser Woche finden Sie hier noch einmal in der Übersicht:

Die Bilder der Woche KW 25 (7 Bilder)

Samstag: Männer in kurzen Röcken

Nikon Z6 II | 400 mm | ISO 360 | f/6.3 | / s
(Bild: Martin Ruopp)

(cbr)