Olympische Spiele: Cyberattacke ging möglicherweise von Russland aus

Rache soll das Motiv für den Angriff auf die Übertragungs-Server bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele gewesen sein. Nicht wie vermutet Nordkorea, sondern der russische Geheimdienst soll hinter dem Angriff stecken.

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Olympische Spiele: Cyber-Attacke ging möglicherweise von Russland aus

(Bild: Pixabay / CC0)

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Der Cyberangriff auf Olympia-Server zur Übertragung der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele und zur Ausgabe von Besuchertickets soll vom russischen Geheimdienst Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije (GRU) initiiert worden sein. Das berichtet die Washington Post unter Berufung auf zwei ungenannte US-Geheimdienstmitarbeiter.

Demnach sollen die Angreifer die eigene Identität verschleiert und als "False-Flag"-Operation Nordkorea zugeschoben haben. Eine offizielle Stellungnahme des US-Geheimdienstes gibt es dazu bisher nicht. Allerdings hätten auch mehrere private Sicherheitsunternehmen Russland als Ausgangspunkt für den Angriff ausgemacht. Grund für die Cyberattacke könnte Rache gewesen sein, da Russland nicht unter eigener Flagge bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang teilnehmen durfte. Das russische Außenministerium hat eine Beteiligung Russlands abgestritten.

Zugriff auf rund 300 Server der Olympia-Veranstalter sollen die russischen Hacker zum Zeitpunkt der Eröffnungsfeier am 9. Februar gehabt haben. Betroffen waren die Webseite der Olympischen Spiele, der Internetzugang und Server im TV-Zentrum. Dadurch ist es zu einzelnen Aussetzern bei der Übertragung gekommen. Außerdem konnten Besuchertickets nicht ausgedruckt werden, sodass einige Plätze bei der Eröffnungsfeier unbesetzt blieben. Auf sicherheitsrelevante Bereiche hätte dies aber keinen Einfluss gehabt, sagten die Veranstalter der Spiele.

Der Zugriff auf die Server sei nach Informationen der Washington Post bereits im Vorfeld der Veranstaltung im letzten Monat vorbereitet worden. Demnach wären koreanische Router von den russischen Geheimdienstmitarbeitern gehackt und kurz vor dem Angriff mit aktualisierter Malware infiziert worden, um die Datenübertagung gezielt stören zu können. Private Sicherheitsfirmen wollten nicht abschließend bestätigen, ob die manipulierten Router tatsächlich ursächlich für die Ausfälle waren. Der ehemalige NSA-Mitarbeiter in der Cyber-Abwehr und Mitgründer der Sicherheitsfirma Rendition Infosec Jake Williams sagte dazu: "Die Entwicklung von Router-Malware ist extrem kostenintensiv. Russland würde sie wahrscheinlich nur in Bereichen einsetzen, die dazu beitragen, ein höherwertiges Ziel zu erreichen.“

Als Grund für den Hack wird Rache vermutet. Aufgrund von Dopingvorwürfen wurde eine Vielzahl russischer Athleten von den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang ausgeschlossen. Die 169 verbliebenen russischen Sportler durften bei der Eröffnungsfeier nur unter einer neutralen olympischen Fahne, nicht aber unter ihrer Nationalflagge einmarschieren. Der potenziell russische Cyberangriff sollte deshalb möglicherweise die Eröffnungsveranstaltung lahmlegen.

Das russische Außenministerium hat eine Beteiligung an dem Hack ausgeschlossen. Die Veranstalter der Olympischen Spiele wollten eine mögliche Urheberschaft Russlands an dem Cyberangriff nicht bestätigen. (olb)