Online-Broker Consors auf dem Weg zum Komplettanbieter

Mit der Übernahme der Berliner Effektengesellschaft wächst der Discount-Broker weiter über das Stammgeschäft mit dem Online-Aktienhandel hinaus.

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Von
  • Jürgen Kuri

Consors übernimmt die Mehrheit an dem Maklerunternehmen Berliner Effektengesellschaft. Der Internet-Discountbroker bestätigte heute entsprechende Berichte vom Samstag letzter Woche. Wie Consors mitteilte, wollen beide Unternehmen eine Allianz mit der Berliner Wertpapierbörse bilden. Mit dem Einstieg bei den Berliner Börsen- und Bankgesellschaften will Consors seine Position vor allem durch verbilligte Konditionen für Privatanleger weiter ausbauen – aber auch in das lukrative Geschäft mit Neuemissionen und die Vermögensverwaltung einsteigen. Der Discount-Broker befindet sich damit wohl auf dem besten Weg, über das eigentliche Stammgeschäft mit dem Online-Aktienhandel hinaus Komplettanbieter von Finanzdienstleistungen für Privatleute und Unternehmen zu werden.

Ziel sei, eine Online-Börse mit dem Schwerpunkt Privatanleger aufzubauen, erklärte Consors. Der Wertpapierhandel für Privatanleger soll damit billiger werden. Consors werde in jedem Fall 53 Prozent der Effektengesellschaft übernehmen, erklärte der Nürnberger Online-Broker. Durch den Bezug neuer Aktien in bar und über einen Aktientausch wolle das Unternehmen zunächst rund 16 Prozent des Grundkapitals der Berliner Effektengesellschaft übernehmen. Außerdem werde Consors den Aktionären der Effektengesellschaft für deren Papiere öffentlich 37,40 Euro pro Aktie anbieten. Sollte Consors trotz des öffentlichen Angebotes weniger als 53 Prozent des Grundkapitals der Effektengesellschaft halten, habe das Unternehmen die Option, vom bisherigen Hauptaktionär, dem Vorstandschef der Effektengesellschaft Holger Timm, weitere Aktien über einen Aktientausch zu übernehmen. Ferner werde Consors auch die Mehrheit an der Berliner Effektenbank übernehmen. Die Transaktion mit einem Gesamtvolumen von rund 250 Millionen Euro müsse noch durch das Bundeskartellamt freigegeben werden.

Die Berliner Effektengesellschaft startete Mitte der 80er Jahre quasi als Ein-Mann-Betrieb. Das früher nur als Börsenmakler tätige Unternehmen ist heute ein Wertpapier- und Finanzdienstleister mit etwa 100 Mitarbeitern und seit 1997 selbst börsennotiert. Unter dem Holding-Dach sind Beteiligungen und Töchter für den Aktienhandel, die Vermögensverwaltung und -beratung sowie die Börsenbegleitung zuständig. Mehrheitseigner ist Gründer und Vorstandschef Holger Timm. Die Tochter Berliner Freiverkehrist zugelassen an der Berliner, Frankfurter, Stuttgarter und Münchener Börse. Sie betreut dort als preisfeststellendes Maklerunternehmen mehr als 6.000 Aktiengesellschaften – vorwiegend im Marktsegment Freiverkehr. Weiterhin ist die Gesellschaft als Betreuer im Neuen Markt tätig. Die Berliner Effektenbank bezeichnet sich selbst als private Investmentbank und konzentriert sich im Privatkundengeschäft auf Vermögensverwaltung, Vermögensberatung und Aktienplatzierung. Im Unternehmensbereich befasst sie sich unter anderem mit Börseneinführungen. In diesem Bereich ist auch die Berliner Effektenbeteiligungsgesellschaft tätig.

Beim Online-Broking ist die Effektenbank Kooperationspartner der E*Trade Group, die ein globales Finanznetzwerk aufbaut. Dazu wurde mit dem zweitgrößten Online-Broker der USA die E*Trade Germany gegründet. Im vergangenen Sommer startete mit TradeGate die erste außerbörsliche Informations- und Handelsplattform via Internet, über die börsentäglich bis 22:00 Uhr Geld- und Briefkurse gestellt werden. (jk)