Open-Access-Journale mit Startschwierigkeiten

Die Verbreitung von Forschungsergebnissen über spezielle, kostenlos zugängliche Plattformen im Internet (Open Access) wird von vielen Wissenschaftlern befürwortet. Eine Studie vergleicht die zwei Geschäftsmodelle von wissenschaftlichen Zeitschriften.

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Von
  • Mattias Hermannstorfer

Die Verbreitung von Forschungsergebnissen über spezielle, für den Nutzer kostenlos zugängliche Plattformen im Internet (Open Access) wird von einem Großteil der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachbereiche befürwortet. Und nachdem sowohl die Wissenschaftler als auch Wissenschaftsbibliotheken wegen der Preispolitik der kommerziellen wissenschaftlichen Zeitschriftenverlage auch tatsächlich zunehmend auf das Open-Access-Modell setzen, führte die Kaufman-Wills Group unter anderem mit Unterstütung der internationale Handelsvereinigung der Non-Pofit-Verlage (ALPSP) eine Studie (PDF-Datei) durch, die die beiden Geschäftsmodelle erstmals ausführlich vergleicht. Dazu wurden zunächst rund 500 Zeitschriften aus vier großen Online-Verzeichnissen wie dem Directory of Open Access Journals (DAOJ) einbezogen. Zusätzlich lieferten weltweit 22 überwiegend kommerzielle Verlage Daten zu über 4000 Abo-Journalen.

Da laut der Kaufman-Wills-Studie viele Open-Access-Journale verhältnismäßig neu auf dem Markt sind, hätten sie meist noch nicht den gleichen Einfluss auf die Wissenschaft wie viele der traditionellen, abonnementsfinanzierten Zeitschriften, was sich in hohen Annahmequoten und weniger Beiträgen niederschlägt. Überraschend oft (bei 28 Prozent der Journale im DOAJ) werde das Peer-Reviewing nicht wie üblich von Außenstehenden, sondern im eigenen Haus erledigt und noch öfter fehle ein Lektorat. Im Gegensatz zu den Abo-Zeitschriften verlangten viele Open-Access-Journale keinerlei Gebühren von den Autoren -- trotz mangelnder alternativer Einnahmequellen. Sie seien daher meist auf Sponsoring und finanzielle Förderung durch Institute und Stiftungen angewiesen. Nicht zuletzt deshalb wirtschafteten 41 Prozent der Open-Access-Journale nicht kostendeckend, weitere 24 Prozent machten zumindest kein Minus. Auch auf längere Sicht sei eine Verbesserung dieser Quote kaum in Sicht. Im Unterschied dazu schrieben rund drei Viertel der Zeitschriften ohne Full Open Access schwarze Zahlen.

Herkömmliche Wissenschaftsjournale finanzieren sich aus Abonnementsgebühren für Print- und Onlineversionen. Dagegen bieten Journale auf Open-Access-Basis jedermann sofort nach Erscheinen oder zumindest nach einer Sperrfrist vollen Zugang zu den Artikeln. Der sogenannte "Goldene Weg" ("Golden Road to Open Access") sieht vor, dass die Autoren der Beiträge mit einem einmaligen, festen Beitrag die Kosten für das Peer-Reviewing und die redaktionelle Aufbereitung tragen. Auf dem "Grünen Weg" operieren die Journale während kurzer Zeit wie traditionelle Wissenschaftszeitschriften und gewähren erst anschließend den vollen Zugang zu ihren Artikeln. Eine DFG-Studie hat unlängst gezeigt, dass die Unterstützung im Wissenschaftslager für das Open-Access-Modell zwar groß, der Bekanntheitsgrad entsprechender Zeitschriften je nach Fachgebiet allerdings gering ist.

Vorreiter in Sachen Open Access bildete die Hochenergiephysik. Seit der Einrichtung des e-Print-Archivs hep-th 1991 stehen nahezu alle Publikationen als automatisch aus TEX-Quellen generierte PDF-Dateien kurz nach dem Upload online und frei zur Verfügung. Ein Peer-Reviewing fehlt zwar, wird aber gerade in der rasant fortschreitenden Hochenergiephysik für die wissenschaftliche Kommunikation als hinderlich angesehen. Mittlerweile umfasst der weltweit gespiegelte arXiv-Server der Cornell-Universität Physik, Computerwissenschaften, Mathematik und nichtlineare Systeme. (mhe)