Open Compute Project: Neue Server von Microsoft, Facebook, HP ...

Kurz vor der CeBIT in Hannover rührt die Datacenter- und Cloud-Szene auf dem Treffen des Open Compute Projekts vor gut 3000 Teilnehmern schon mal kräftig die Werbetrommel. Unter anderem stellten Microsoft, Facebook und HP ihre neuen Server vor

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Open Compute Project: Neue Server von Microsoft, Facebook, HP ...
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Von
  • Andreas Stiller
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Das Open Compute Projekt (OCP) trifft sich und kann kräftig für seine Projekte werben – auch damit, dass unter anderem Microsoft, Facebook und Hewlett-Packard ihre neuen Maschinen für den Einsatz als Server vorstellten. Und das OCP konnte auch noch neue, mächtige Mitglieder begrüßen: Apple, Cisco und Juniper Networks. Das Ziel des OCP ist es, in möglichst vielen Bereichen preiswerte und effiziente "Vanity Free"-Hardware zu spezifizieren; unter Federführung von Facebook entwickelten Industriepartner in den vergangenen Jahren Spezifikationen für Racks, Server, Storage-Systeme und andere Komponenten für Cloud-Rechenzentren.

Neumitglied Cisco und Microsoft kündigten an, ihre Zusammenarbeit auf weitere Zielmärkte auszudehnen und weitere Cloud-Anbieter ins Boot zu holen, etwa aus dem Bereich der Telekommunikation. Microsoft und Facebook stellen ihre auf den neuen Spezifikationen beruhende Serverhardware Yosemite vor, HP hat Cloudline in petto.

Im Vorjahr hatten Microsoft und Cisco bereits eine zunächst auf drei Jahre angelegte Zusammenarbeit beschlossen. Gemeinsam wollten die Firmen Verkäufe, Marketing und Entwicklung für "Hyperscale"-Datacenter koordinieren und Lösungen mit Windows Server 2003/2012 und Cisco UCS anbieten. Ende 2013 hatte man sich schon geeinigt, Microsofts Cloud OS und Ciscos Application Infrastructure zusammen zu bringen. Cloud-Anbieter können etwa Ciscos Switch Nexus 9000 zusammen mit dem Windows Azure Pack aus einer Hand erwerben.

Solche Zusammenarbeit ist allerdings nicht exklusiv, Cisco hat ähnliche Verträge auch mit anderen Firmen wie EMC oder IBM. Cisco hat ein Intercloud Network ins Leben gerufen, in das nun 14 weitere Cloud-Provider eingetreten sind. Hier sind jetzt insgesamt 60 Firmen Mitglied.

Wichtig ist auch die Standardisierung von Server-Hardware und Schnittstellen, so wie es das Open Compute Project vorsieht, etwa für Open Cloud Server (OCS). Hier gibt es inzwischen die Spezifikation OCS v2, für die Quanta QCT, Wiwynn, ZT Systems und Hyve Solutions bereits Systeme anbieten.

Auf dem OCP Summit hat nun Microsoft – wie auch Facebook, HP, Dell und andere ein bedeutendes Mitglied der OCP – die zweite OCS-Generation vorgestellt: Racks mit 24 12-U-Einschüben mit Intel-Haswell-Prozessoren, verknüpft mit 40G-Ethernet.

Die OSC-v2-Spezifikationen haben auch Ideen aufgegriffen, die Google schon vor vielen Jahren in seine Server-Hardware eingebracht hatte: lokale Akkumulatoren in jedem Chassis. Moderne Lithium-Akkus in den Racks machen die bisherigen großen zentralen USV-Räume mit Blei-Akkus weitgehend überflüssig. Zumindest bis zum Hochfahren der Notstromgeneratoren oder bis zu einem geordneten Herunterfahren können lokale Batterien den Betrieb sicherstellen. Facebook beispielsweise verzichtet aber längst schon auf zentrale USV-Systeme, sondern stellt in jede Rack-Reihe dezentrale Akku-Schränke; manche versorgen die einzelnen Server über Netzteile, die sowohl mit Wechselstrom aus dem Netz als alternativ auch mit Akkustrom arbeiten können.

OCP-Mitglied HP hat unter dem Namen Cloudline ein umfangreiches neues Portfolio an Servern und Netzwerk-Switches gemäß OSC v2 angekündigt. Die Komplettsysteme für Cloud-, Big-Data-, Social Media und mobile Anwendungen wurden in Zusammenarbeit mit Partner Foxconn entwickelt. Die zunächst lieferbaren Einschübe haben noch 19-Zoll-Forma, später kommen welche für OCP-Racks.

Facebook stellte im Rahmen von OCP nicht nur Design und Software seiner 40-GbE-Switches vor, sondern auch das Yosemite-Chassis, das in Zusammenarbeit mit Intel und Mellanox konzipiert wurde und das von Quanta hergestellt wird. Yosemite ist ein modulares Konzept, in das unter anderem Intels "Mono Lake"-System mit dem neuen SoC Xeon D1500 passt.

Statt vergleichsweise unflexibel auf die bislang üblichen Dual-Socket-Nodes aufzubauen, kann die Yosemite-Backplane ein bis vier SOC-Module aufnehmen, bestehend aus Prozessor-SoC sowie vier DDR-4-DIMMs und SSD-Interface.

Yosemite und Mono Lake: Facebook, Intel und Mellanox haben gemeinsam ein modulares Serverkonzept rund um Intels neues SoC Xeon D1500 entwickelt.

(Bild: Facebook)

Ursprünglich hatte Facebook mit einem System ähnlich wie HPs Moonshot experimentiert, mit bis zu 36 SoCs in einem 2-U-Einschubsystem. Das erwies sich aber insbesondere in der Single-Thread-Leistung als viel zu schlapp, sodass Facebook auf nun leistungsfähigere SoCs mit bis zu 65 Watt TDP wechselte, von denen dann nur noch vier Module in einen Einschub passen.

Ein Netzwerk von Mellanox nach der OCP-Mezzanine-Card-2.0-Specification verbindet die Module über einen einzigen Ethernet Port. Das System ist voll kompatibel zu den Open-Rack-Spezifikationen. In ein Rack passen dann 192 SoC-Module.

Partner Mellanox hat bereits angekündigt, in die nächste Connect-4-Mezzanine-Cards Multi-Host-Unterstützung einzubauen. Zudem brachte Mellanox unter dem Namen OpenOptics MSA neue Spezifikationen für optische Interconnects mit mehreren Terabit/s über eine Faser in das Open Compute Project ein.

Weitere sehr interessante Server für Open Rack kündigte Penguin an: HPC-Server auf Basis des Xeon Phi Knights Landing namens Tundra Cluster. Die nächste Xeon-Phi-Generation mit ihren bis zu 72 stark erweiterten Atom-Silvermont-Kernen braucht keinen Xeon-Host-Prozessor mehr, sondern kann standalone laufen. (as)