OpenLeaks-Medienpartner veröffentlicht Sicherheitslücke von Wikileaks

Im Internet kursiert offenbar eine Datei, die sämtliche unredigierte US-Depeschen enthält, die der Whistleblower-Plattform Wikileaks zugespielt worden waren. Die Datei spielt auch eine Rolle im Streit zwischen Julian Assange und Daniel Domscheit-Berg.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Wochenzeitung Der Freitag hat Details über eine Datei veröffentlicht, die angeblich sämtliche unbearbeitete Depeschen von US-Botschaftern enthalten soll, die Wikileaks gerade per Crowdsourcing im großen Stil veröffentlicht. Die verschlüsselte Datei "Cables.csv" sowie das zugehörige Passwort zirkulieren im Internet. In der vergangenen Woche soll Wikileaks-Chef Julian Assange in einem Telefonat versucht haben, die Veröffentlichung der Details zu verhindern. Der Freitag ist einer der Medienpartner von OpenLeaks.

Das Leck bei Wikileaks wird vom Freitag nicht verlinkt, aber so beschrieben, dass die Suche danach im Internet möglich ist. Nach Angaben des Blattes handelt es bei der 1,73 GByte großen Datei um eine Kopie, die durch einen Schnitzer bei Wikileaks ihren Weg in die Öffentlichkeit fand. Möglicherweise handelt es sich um die Komplettkopie der US-Depeschen, die ein unzufriedener Wikileaks-Mitarbeiter der norwegischen Zeitung Aftenposten zugespielt hatte.

Die Existenz dieser Datei samt Passwort im Internet spielt eine wichtige Rolle im Streit zwischen Julian Assange und Daniel Domscheit-Berg. Letzterer hatte nach seinem Rausschmiss bei Wikileaks verschiedene, von ihm bezahlte Server abgeschaltet und die auf diesen Rechnern vorhandenen Dateien gesichert. Unter ihnen befand sich die Eingabe-Plattform von Wikileaks mit allen Einsendungen von Whistleblowern von Januar bis September 2010. Assange hatte daraufhin CCC-Vorstandsmitglied Andy Müller-Maguhn als Vermittler eingeschaltet, um die Whistleblower-Daten wieder in den Besitz von Wikileaks zu bringen.

Nachdem Domscheit-Berg nach seiner OpenLeaks-Präsentation auf dem Chaos Communication Camp aus dem CCC ausgeschlossen worden war, eskalierte der Streit. OpenLeaks wollte zunächst nur die Zugangsschlüssel zu dem Material löschen, vernichtete später aber sämtliche Daten. Gegenüber heise online begründete Domscheit-Berg die Löschung mit der Veröffentlichung der Datei cables.csv: Wer solche Fehler mache, dem vertraue er nicht noch weiteres Material an, das Menschen in Schwierigkeiten bringen könne. (vbr)