Pangeos: Elektrische Wasserschildkröte soll weltgrößtes Kreuzfahrtschiff werden

Ein vollelektrisches Riesenkreuzfahrtschiff will ein italienisches Designstudio auf die Beine stellen. Die Hürden dafür sind aber mindestens genauso riesig.

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So könnte die Pangeos über die Weltmeere schippern.

(Bild: Lazzarini Design)

Lesezeit: 4 Min.

Das italienische Designstudio Lazzarini hat ein riesiges Kreuzfahrtschiff in Form einer Wasserschildkröte entworfen. Die Terayacht mit dem Projektnamen "Pangeos", benannt nach dem Superkontinent Pangea, soll 550 m lang und an der breitesten Stelle 610 m breit werden. Rund 60.000 Menschen sollen darauf Platz finden. Angetrieben werden soll es elektrisch, gespeist von Energie aus Batterien, Solarmodulen und Wellenkraft. Nach derzeitigen Plänen würde Pangeos das größte Kreuzfahrtschiff der Welt sein, wenn es nach einer Bauzeit von acht Jahren tatsächlich 2033 vom Stapel laufen sollte.

Um eine Vorstellung von der Größenordnung der Pangeos zu bekommen, hilft ein Blick auf das derzeit weltgrößte Kreuzfahrtschiff der Welt, die "Wonder of the Seas" der US-Reederei Royal Caribbean, das Anfang März 2022 in Dienst gestellt wurde. Das Schiff ist 320 m lang, 66 m breit und fasst knapp 7000 Passagiere plus etwa 2400 Besatzungsmitglieder. Es wird von drei Dieselmotoren angetrieben, die das Schiff auf maximal 25,1 kn, etwa 46 km/h, beschleunigen.

In der Pangeos sollen dagegen neun HTS-Elektromotoren (High Temperature Superconducting) das Schiff antreiben, die je etwa 12.356 kW (16.800 PS) leisten. HTS-Motoren weisen weniger Verluste auf, fallen kompakter und leichter aus. Jeweils drei von ihnen werden in den vorderen linken und rechten Wings untergebracht, drei weitere befinden sich den Plänen nach am Heck. Sie sollen das Kreuzfahrtschiff auf maximal 5 kn beschleunigen, etwa 9 km/h. Die Energie wollen die Designer aus Batterien und Solarmodulen im umlaufenden Dach gewinnen. Hinzu komme Energie, die aus abgebremsten Wellen über Generatoren gewonnen werden soll. Damit könne die Pangeos emissionsfrei über die Weltmeere fahren. Ob sich das technisch überhaupt realisieren lässt, ist offen.

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Rund 30 Meter Tiefgang soll das Riesenschiff haben. 30.000 Zellen im unteren Rumpf sollen es nach Vorstellungen der Designer unsinkbar machen – ein Versprechen, das schon bei anderen Riesenkreuzfahrtschiffen gegeben, aber nicht immer eingehalten werden konnte.

Die ähnlich wie ein Fußballstadion konzipierte offene Rumpfkonstruktion nimmt Gebäude auf, in denen die Passagiere in Hotels, Villen und Appartements untergebracht sind – offenbar je nach Geldbeutel der Gäste. Hinzu kommen Parks, Einkaufszentren, Landeplätze für Helikopter sowie ein Hafen für Schiffe. Nach Angaben der Designer seien unterschiedliche Bebauungsformen möglich. Das Video zeigt ein mögliches Beispiel dafür.

Einen konkreten Plan für den Bau gibt es derzeit nicht. Es handelt sich noch um ein Konzept. Neben den geschätzten Baukosten von 8 Milliarden US-Dollar stehen der Verwirklichung des Projektes noch weitere Hindernisse entgegen. So müssten sich die größten Reedereien der Welt zusammentun, um die Pangeos zu bauen. Auch gibt es kein ausreichend großes Dock, um das Schiff zu bauen.

Dafür haben die Designer jedoch eine passende Idee als Teil ihres Konzeptes parat: In Saudi-Arabien, im King Abdullah District in der Nähe des King Abdullah Hafens am Roten Meer, könnte ein solches Dock angelegt werden. Dazu müsste auch ein Damm gebaut werden, um das Trockendock anzulegen. Beim Stapellauf müsste es dann geflutet werden. Unklar ist, ob sich ein solches Projekt in der Realität aufgrund der benötigten hohen Passagierzahlen überhaupt rechnen kann.

Vor dem echten Projekt will die Designerfirma per Crowdfunding mit einer virtuellen Version der Pangeos Kasse machen. Sie soll 2023 im Metaverse in See stehen. Berechtigungen für virtuelle Räume können als Non-Fungible Token (NFT) über die Kryptowährung Ether gekauft werden. Wer sich dort einkauft, erhält dann zusätzlich ein herunterladbares 3D-Modell des gekauften Raumes, schreibt das Studio auf seiner Website. Die NFTs soll dann auch "als Pfand und Exklusivrecht für den Übergang vom virtuellen zum realen Raum" dienen.

(olb)