Patentstreit um Spam-Schutz

Ein Challenge-Response-Verfahren zur Vermeidung von E-Mail-Spam sorgt in den USA für die jüngste Patentrechtsauseinandersetzung.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Während in Europa derzeit heftig darüber diskutiert wird, ob es auch in der "alten Welt" künftig leichter sein soll, Software und Datenverarbeitungstechniken patentieren zu lassen, ist in den USA unterdessen der nächste Patentstreit vom Zaun gebrochen worden: Dem Internetprovider EarthLink, drittgrößter ISP in den Vereinigten Staaten, wird vorgeworfen, eine Technik zur Vermeidung von Spam-Mails einzusetzen, für die ein Start-up-Unternehmen zwei Patente zugesprochen bekam.

Seit März vermarktet das kalifornische Unternehmen Mailblocks einen Service, mit dem sich Abonnenten für knapp 10 US-Dollar im Jahr weitestgehend vor ungewollten elektronischen Nachrichten schützen lassen können. E-Mails erreichen die Inbox von Account-Inhabern nur dann, wenn hinter dem Absender eine reale Person und kein Spam-Generator steckt. Zum Einsatz kommt dabei das Challenge-Response-Prinzip: Trifft eine E-Mail von einem unbekannten Absender ein, antwortet Mailblocks umgehend mit einem Reply und fordert den Verfasser auf, eine mehrstellige Nummer in die Nachricht einzufügen. Erst wenn dieser Test erfolgreich war, wird die Nachricht an die Inbox geschickt, alle anderen Nachrichten landen zunächst im virtuellen Mülleimer.

Obwohl EarthLink für den (kostenlosen) Spam-Schutz seiner Kunden eine leicht abgeänderte Challenge-Response-Methode nutzt -- unbekannte Absender müssen ihre reale Existenz hier auf einer Internet-Seite attestieren -- beharrt Mailblocks-Chef Phillip Goldman auf einer Patentrechtsverletzung. "Mailblocks hat das Challenge-Response-Verfahren entwickelt und dafür Patente erhalten", argumentiert der Gründer von WebTV Networks (heute MSN TV), "und wir werden alle Gesetzesmittel ausschöpfen, um unsere Rechte zu schützen." Nachdem EarthLink ein Lizenzierungsangebot ausgeschlagen hatte, muss jetzt ein kalifornisches Bundesgericht über die eingereichte Klage entscheiden.

Aus einem anderen Verfahren im Zusammenhang mit E-Mail-Spam ist EarthLink unterdessen als Sieger hervorgangen: Ein Bundesrichter in Atlanta, Georgia, sprach dem Internetprovider am gestrigen Mittwoch 16,4 Millionen US-Dollar Schadensersatz zu, weil ein Kunde E-Mail-Konten bei EarthLink zum Versenden von Massen-Spam missbraucht hatte -- der Mann aus Buffalo hatte von insgesamt 343 EarthLink-Accounts täglich rund eine Million E-Mails in die Welt verschickt. (pmz)