Technik für den Urlaub: Navis zum Wandern und Radfahren

Mit Navis zum Wandern und Radfahren muss man keine Angst mehr haben, dass man sich total verfranst. Ganz einfach ist das aber nicht.

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GPS-Gerät am Fahrrad

Wandernavis eignen sich häufig auch für Radtouren und berechnen Routen auch fürs Auto oder Motorrad. Sie weisen nicht nur den Weg, sie zeigen auch tourenspezifische Daten, etwa die überwundenen Höhenmeter oder die absolvierten Tageskilometer.

(Bild: Michael Link)

Lesezeit: 11 Min.
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  • Michael Link
Inhaltsverzeichnis

Der Urlaub naht! Das Reiseziel ist längst gebucht, aber auch die Technik will richtig vorbereitet sein. Was ist bei Auslandstarifen zu beachten? Welche Apps sind die besten Reiseführer oder Wander-Navis? Reicht für Fotos wirklich das Handy oder solls doch noch eine Kompaktkamera sein? Diese und weitere Fragen klärt unser Schwerpunkt Technik für den Urlaub.

Spezialisierte Wander- und Radnavis sind ab etwa 180 Euro zu haben und damit stellt sich die Frage, ob man nicht mit einer passenden Navi-App fürs Smartphone günstiger wegkommt. Als Apps kämen beispielsweise Komoot, GPSies oder Outdooractive in Frage – um nur einige zu nennen. Die Antwort: Im Prinzip spricht nichts dagegen. Artikel zu Ende. Upps, nein. Aber welche Gründe sprechen dafür, statt der Kombi App/Smartphone zu einem spezialisierten Gerät zu greifen?

Schwerpunkt: Technik für den Urlaub

Der Urlaub naht! Das Reiseziel ist längst gebucht, aber auch die Technik will richtig vorbereitet sein. Was ist bei Auslandstarifen zu beachten? Welche Apps sind die besten Reiseführer oder Wander-Navis? Reicht für Fotos wirklich das Handy oder solls doch noch eine Kompaktkamera sein? Diese und weitere Fragen klärt unser Schwerpunkt.


Es gibt mehrere: Spezialisierte Geräte sind in der Regel robuster und weniger anfällig bei Stürzen. Die Akkulaufzeit beträgt vielfach mehr als zwölf Stunden, selbst mit eingeschalteter Beleuchtung schaffen sie noch sechs bis zehn Stunden. Smartphones brauchen für solche Laufzeiten eine Powerbank mitsamt Kabel zum Aufladen - beides ist unpraktisch unterwegs. Ein dritter Grund: Sofern Sie Navis mit transflektivem Display nutzen, sind diese bei Sonneneinstrahlung besser abzulesen als OLEDs von Smartphones.

Navis zum Wandern und Radfahren sind gleichwohl Nischengeräte. Dementsprechend ist die Auswahl der Hersteller eher übersichtlich, etliche sind wieder vom Markt verschwunden, etwa Magellan. Die weitaus meisten Geräte stammen heutzutage von Garmin. Die faustgroßen Geräte der Etrex-Reihe gibt es ab 200 Euro mit 2,2-Zoll-Display, wahlweise mit Touch-Oberfläche oder Knopfbedienung. Letztere hat Vorteile, wenn man das Gerät beispielsweise am Rucksack baumeln hat – Touch-Geräte verstellen sich dabei häufiger als welche mit Knopf. Bei diesen rührt man sozusagen mit einem Mehrwegeknopf im Menü herum - wie damals bei Handys.

Die Oregon-Reihe mit größerem Display (3 Zoll Diagonale, also 7,6 cm) beginnt bei 400 Euro, während die noch größeren Montana-Geräte (4 Zoll Display-Diagonale, 10,2 cm) ab 530 Euro zu haben sind. Eine weitere Reihe, die GPSMAP-Serie, richtet sich, salopp gesagt, eher an Leute, die bei der Knopfbedienung mehr Knöpfe haben wollen als beim Etrex. Noch mehr in die Details oder gar auf die aufs Rad spezialisierten Garmin Edge-Modelle einzugehen, sprengt den Umfang dieses Artikels.

Je nach Gerätevariante und Firmware-Stand lassen sich die Geräte auch mit dem Smartphone koppeln, so dass beispielsweise Routen, Geocaches oder schlicht Wetter-Informationen auf das Navi geschossen werden können. Bei einem Test eines GPSMAP 66st gelang dies auch, es gestaltete sich aber noch einigermaßen kompliziert und langwierig, so dass man im Zweifel wohl doch eher Routen und Tracks für Touren per Kabel auf das Gerät überspielt, die man dann abläuft oder abradelt. Dazu später mehr.

GPS: Navis zum Wandern und Radeln (10 Bilder)

CompeGPS Aventura funkt nach Hause

Das CompeGPS TwoNav Aventura hat eine SIM-Karte an Bord, die auf Wunsch Wandertracks an einen herstellereigenen Server schickt. Außerdem lässt sich der Akku herausnehmen.
(Bild: Hersteller)

Karten für Garmin-Handgeräte sind ein spezielles Thema. In der Regel ist eine grobe Basiskarte installiert. Die bei einigen Geräten ebenfalls nutzbare Freizeitkarte ist im Grunde eine stark entschlackte und vergröberte Variante der Open Streetmap. Für viele Zwecke ist sie absolut ausreichend. Für etliche Regionen verkauft Garmin separate Karten, die in der Regel kopiergeschützt sind beziehungsweise online freigeschaltet werden müssen. Da dieser Prozess nach wie vor umständlich ist, sind viele Nutzer dazu übergegangen, Open-Streetmap-Karten aus anderen Quellen zu installieren, kostenlos oder hin und wieder auch mit Möglichkeit für Spenden.

Ein weiterer Spieler war lange Zeit Falk, deren Ibex- und Tiger-Geräte zuerst von der Firma Baros übernommen wurden und nach dessen Insolvenz an CABT in Pforzheim gingen. Die Ibex- und Tiger-Geräte erscheinen im Vergleich zu Garmin-Geräten etwas intuitiver zu bedienen.

Fürs Rad soll nach mehreren Ankündigungen im letzten Jahr nun im Juli 2019 der Ibex Trail 150 mit 4 Zoll Diagonale und transflektivem Display kommen. Von der Tiger-Reihe gibt es vier Modelle, von der das Evo zuletzt vorgestellt wurde. Alle haben ein kapazitives Touch-Display mit 3,5-Zoll-Diagonale. Der Evo soll Tauchbäder in einem Meter Wassertiefe überstehen (IPX7), während die anderen Modelle durch das Rating IPX5 nur als spritzwassertauglich gelten. Für herkömmliche Touren sollte das aber keine große Rolle spielen, sofern man nicht an Canyoning oder anspruchsvolle Kajaktouren denkt.

Ebenfalls einigermaßen oft sieht man Teasi-Geräte in freier Wildbahn. Der Teasi One 4 segelt nun unter der ebenfalls von der Firma CABT vermarkteten Marke Tahuna. Es ist für einen Straßenpreis von gegenwärtig rund 170 Euro zu haben. Vielfach findet man Teasi-Gerät auch bei Discountern.

Fürs Geld gibt es ein noch immer auf dem altertümlichen Windows CE basierendes faustgroßes Gerät mit knapp 3,5 Zoll Display-Diagonale und mit Karten der meisten europäischen Länder mit Aufrüstmöglichkeit für weitere Gebiete. Die Software entspricht auch beim aktuellen One 4 der von älteren Generationen, sodass man den Unterschied eigentlich nur an der etwas flüssigeren Bedienung des an sich unkomplizierten Gerätes merkt.

Beim reinen Radcomputer Teasi Core (60 Euro) mit knapp 2 Zentimeter Display-Diagonale bei monochromer Darstellung gibt es eine Besonderheit, nämlich den beiliegenden Trittfrequenzsensor, der per Bluetooth ans Gerät angebunden wird. Der niedrige Preis erklärt sich dadurch, dass es kein eigenes GPS hat, für die Pfeilnavigation und die Streckenaufzeichung wird ein gekoppeltes Smartphone benötigt. Für längere Touren stellt sich gleichwohl die Frage, ob das investierte Geld nicht besser in einen guten Smartphone-Halter mitsamt Powerbank angelegt wäre.

Ein weiterer Spezialist sind Geräte von CompeGPS TwoNav. Sie sind vor allem bei Fans von Rasterkarten beliebt, wie man sie beispielsweise von gedruckten Messtischblättern oder topographischen Karten kennt. Drei aktuelle Modelle TwoNav Aventura (500 Euro), Trail (430 Euro) und Horizon (329 Euro) dienen unterschiedlichen Ansprüchen. Für letztere gibt es auch spezialisierte "Bike"-Varianten. Alle haben eine SIM-Karte und melden ihre Position über 2G auf Wunsch regelmäßig an die herstellereigene Cloud. Im Kaufpreis ist eine halbjährige Nutzung enthalten, danach kostet der Dienst 29 Euro pro Jahr.

Alle Geräte sind Allrounder, der Aventura hat einen Akku, läuft aber auch mit zwei AA-Zellen. Die Laufzeit soll 24 Stunden betragen, der Trail ist etwas flacher, hat aber keinen tauschbaren Akku. Er soll mit einer Ladung 20 Stunden durchhalten, während der kleine Horizont mit ebenfalls eingebautem Stromspeicher 8 Stunden schaffen soll.

Ein Wandernavi soll schnell bei der Hand sein, etwa wenn man bei einer Wegekreuzung die Abbiegung bestimmen will. Es jedes Mal aus einem Rucksack herausangeln zu müssen, ist kaum eine Option. Praktisch sind Halterungen, bei denen sich das Gerät entweder über einen Karabiner am Rucksack befestigen lässt oder bei denen ein Federzug das Gerät durch eine Schnur sichert (Retraktor).

Für Käufer von GPS-Handgeräten ist es häufig ungewohnt, dass man sich Gedanken über das Kartenmaterial machen muss. Bei Garmin-Geräten neuerer Bauart ist zumeist eine Freizeitkarte inklusive, wie oben beschrieben. Weitere Karten sind extra zu erwerben. Viele Nutzer greifen zu Open-Streetmap-Karten. Übersichtsseiten führen schnell zur Karte für die gewünschte Gegend oder den Zweck.

Die Animation zeigt die OpenMTB-Map, dann die Freizeitkarte von Garmin und schließlich die Velomap. Alle basieren auf Open-Streetmap-Daten, heben aber unterschiedliche Dinge hervor. Die Freizeitkarte soll Wanderern und Radlern grundlegende Orientierung bieten, die MTB-Map für Mountainbiker wichtige Merkmale hervorheben und die Velomap Infrastruktur für Radler allgemein.

OSM-Karten können recht unterschiedlich aussehen. Das Rendering der Karten bestimmt beispielsweise die Farbgebung. Je nach Größe des Displays kann es sinnvoll sein, verschiedene OSM-Kartenvarianten auszuprobieren. Bei Garmin-Geräten muss man sie in der Regel im Ordner \Garmin speichern, am besten auf einer separaten Speicherkarte. Besonders bei älteren Geräten und Karten mit Nicht-Unicode-Schriften etwa für die Städtenamen, empfiehlt es sich, nach dem Überspielen zu testen, ob alles funktioniert. Gelegentlich funktioniert eine bestimmte OSM-Karte in einem Gerät partout nicht, während eine aus einer anderen Quelle klaglos ihren Dienst verrichtet.

Zubehör für Wandernavis (12 Bilder)

Tahuna: Navi Täschlein

Die kleine Tasche von Tahuna soll Teasi-Navis schützen. Ein Karabiner soll sie am Rucksack befestigen. Manchmal ist sie auch unter dem Namen des vormaligen Vertriebs a-rival zu finden.
(Bild: Hersteller)

Beim Kauf von Navigationsgeräten sollte man genau darauf achten, was der Hersteller damit meint, wenn er von Open-Streetmap-Karten spricht. Bei Garmin-Geräten kann man vielfach Karten auf OSM-Basis bekommen, bei anderen Herstellern sind diese aber nur in einem proprietären Format und in der Regel nicht für alle Länder erhältlich. Ein Blick auf die Möglichkeiten zum Installieren und Aktualisieren von Karten ist daher ratsam.

Natürlich können Sie einfach auf einem Wandernavis ein Ziel suchten und das Gerät führt Sie dann dorthin, und zwar auf Routen, die für die gewählte Fortbewegungsart (etwa: Wandern, Tourenrad, MTB, Rennrad) geeignet sind. Es berechnet die Route selbst. Hin und wieder werden Sie aber improvisieren müssen, denn manchmal "weiß" die Karte nicht, dass der eingetragene Weg kein Rennrad-geeigneter Asphaltweg ist, sondern eine Schotterpiste. Selbst bei täglich erneuerten OSM-Karten kann sich lange Zeit niemand Freiwilliges finden, der beispielsweise neue Wege in einem Waldstück kartiert, die nach Rodungsarbeiten angelegt wurden.

Bei Komoot kann man ausgearbeitete Touren von Nutzern finden, die gelegentlich mit Fotos und einer Beschreibung versehen sind. Eine GPX-Datei zum Überspielen aufs GPS ist ebenfalls zu haben. Mit der Komoot-App kann man auch das Smartphone zur Navigation nutzen.

Etwas hinderlich ist auch, dass das kleine Display von Wandernavis die großräumige Planung etwas erschwert. Hier empfiehlt es sich, eine Tour anhand von Internetportalen wie www.gpsies.com oder www.outdooractive.com anzulegen. Für Radtouren sind www.bikemap.net und www.komoot.de interessant. Je nach Portal haben Sie auch die Möglichkeit, beispielsweise am PC am großen Monitor Routen zu studieren und sie dann beispielsweise per zugehöriger Smartphone-App zu absolvieren.

Hier erhalten Sie auch eine Vielzahl von Touren, die Sie als Trackdaten (GPX) laden und auf Ihr Gerät überspielen können. Das kann entweder ein "richtiges" Wandernavi sein oder auch ein Smartphone mit einer Karten-App wie Open-Source-App Osmand+. Sie funktioniert auch ohne Mobilfunkempfang, wenn man Kartenmaterial aufs Gerät lädt, was man kostenlos ausprobieren kann. Eine Alternative ist Locus und fürs iPhone die App für das bereits erwähnte Portal Komoot.

Achten Sie darauf, dass Sie tatsächlich den Track laden und nicht die Route. Der Unterschied: Der Track ist gewissermaßen eine Krümelspur entlang des Weges, während eine Route ein Navi dazu verleitet, den Weg anhand des eigenen Kartenmaterials neu zu berechnen. Das führt gerade bei Wanderrouten nicht zum gewünschten Ergebnis. Hier sollen ja gerade Umwege gemacht werden, um beispielsweise eine schöne Aussicht zu genießen oder eine Sehenswürdigkeit anzulaufen. Das bedeutet auch, dass sie die Routenberechnungsfähigkeiten des Navis nicht nutzen, sondern selbst darauf achten, der Krümelspur zu folgen. (mil)