Push to Talk: Handys werden zu Walkie-Talkies

Auf der Mobile-Internet-Konferenz hat Nokia eine Push-to-Talk-Lösung angekündigt, mit der Betreiber von GSM/GPRS-Netzen ihren Kunden Walkie-Talkie-ähnliche Dienste anbieten können.

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Von
  • Christian Just

Das GPRS-Handy wird zum Walkie-Talkie: Auf der Konferenz Mobile Internet in Nizza hat Nokia eine Push-to-Talk-Lösung angekündigt, mit der Betreiber von GSM/GPRS-Netzen ihren Kunden Walkie-Talkie-ähnliche Dienste anbieten können. Sprachverbindungen zwischen zwei oder mehreren Personen werden dabei ähnlich wie bei Funkgeräten dauerhaft im Hintergrund aufrechterhalten. Vor dem Sprechen muss man die entsprechende Taste auf dem Mobiltelefon drücken, sämtliche Empfänger der Teilnehmergruppe hören dann die Sprachnachricht umgehend, ohne den Ruf annehmen zu müssen. Push-to-Talk-Verbindungen können dauerhaft aktiviert bleiben und werden während normaler Telefongespräche automatisch stumm geschaltet. Die für Push to Talk gebräuchliche Abkürzung PTT will sich die US-Firma Nextel Communications übrigens als Markennamen sichern lassen.

Anders als bei früheren Push-to-Talk-Lösungen erfolgt die Vermittlung über IP-Verbindungen -- derzeit auf Basis von GPRS -- unter Verwendung des standardisierten Session Initiation-Protokolls (SIP). SIP kommt unter anderem auch in den Instant Messenging-Anwendungen von Microsoft oder Apple zum Einsatz. Wie bei GPRS-Datenverbindungen wird nicht die Verbindungsdauer, sondern die Sprechzeit berechnet, also wenn die Push-to-Talk-Taste gedrückt wird.

In Nizza konnte man die Walkie-Talkie-Funktion anhand von Prototypen bereits testen: Die Sprachqualität des verwendeten AMR-Codecs war dabei deutlich schlechter als bei herkömmlichen Telefonaten im GSM-Netz, trotz des plärrenden Klangs jedoch gut verständlich. Ohnehin dient Push to Talk nicht als Ersatz für normale Handy-Gespräche, sondern als praktische Stand-by-Kommunikation vor allem für Gruppen. So können Familienmitglieder im Urlaub einen Treffpunkt verabreden oder Taxifahrer mit ihrer Leitzentrale kommunizieren.

Im ersten Quartal 2004 will Nokia neben den nötigen Komponenten für Netzbetreiber auch die ersten Mobiltelefone mit eingebauter Push-to-Talk-Funktion anbieten. Für neuere Series-60-Telefone ab Symbian OS 7.0 wie das Nokia 6600 soll im zweiten Quartal eine entsprechende Software verfügbar sein. Derzeit laufen in GSM-Netzen in Europa, Asien, Nordamerika und Lateinamerika mehr als 20 Testinstallationen. Netzübergreifende Push-to-Talk-Verbindungen, also etwa Gespräche zwischen Vodafone- und T-Mobile-Kunden, werden mit der jetzt vorgestellten Lösung zunächst jedoch nicht möglich sein. (Christian Just) / (rop)