Radio Gaga: MP3 über das TV-Kabel (update)

Über das TV-Kabel und eine PC-Tuner-Karte bietet r@dio.mp3 einen kostenlosen Audio-Stream von aktuellen Chart-Hits im MP3-Format mit 128 KBit/s.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 57 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Digitale komprimierte Chartmusik ohne Internet-Verbindung bietet die deutsche Firma MusicPl@y. Über eine in den Rechner eingebaute TV-Karte nutzt das kostenlose Windows-9x-Programm von MusicPl@y die vertikale Austastlücke des TV-Senders NBC Europe, um einen MP3-Stream mit 128 KBit/s übers TV-Kabelnetz zu übermitteln. Versionen der Software für Linux und den Mac seien in Vorbereitung, heißt es auf der Web-Seite des Anbieters.

Beim ersten Start analysiert das Empfängerprogramm die Hardware nach CPU, Festplatte und TV-Karte. Über das Videotextsignal identifiziert die Software NBC Europe und überträgt den MP3-Stream direkt auf den Sound-Ausgang. Die Bedienoberfläche präsentiert sich schlicht mit einem anderen MP3-Playern verwandten Design, bei dem Songtitel und Spieldauer angezeigt werden. Zusätzlich ist die Software an den Browser gekoppelt: Auf Wunsch werden Zusatzinformationen wie die nächsten drei Tracks in einem separaten Fenster dargestellt. Dazu muss kein Rückkanal über eine Online-Verbindung bestehen, da die bislang zur Verfügung stehenden HTML-Informationen mit über das Kabel übertragen werden. Erst in einem weiteren Schritt sollen später Zusatzfunktionen angeboten werden, für die dann ein Rückkanal notwendig ist.

"r@dio.mp3 ist ein gebührenfreies Vollzeit-Musikprogramm, das flächendeckend von über 90 Prozent der deutschen Kabelhaushalte empfangen werden kann", sagte Norbert Boehnke, Initiator und Geschäftsführer von MusicPl@y. Nach Angaben des Anbieters hat die Medienanstalt Berlin-Brandenburg eine Lizenz für r@dio.mp3 erteilt – das Programm sei also als klassisches Rundfunkprogramm anerkannt. Finanzieren will sich MusicPl@y absehbar über Werbung, die eingeblendet werden kann; außerdem ist wohl daran gedacht, mit Online-Shops zusammenzuarbeiten, die beispielsweise per Link in der MusicPl@y-Software den Kauf von CDs ermöglichen.

Das Angebot richtet sich laut Boehnke zunächst an die 14- bis 29-jährigen User mit einem PC. Die müssen sich aber teilweise mit Geduld wappnen: Nach ersten Erfahrungen der c't-Redaktion lief die Software zwar weit gehend stabil, auch die Musik war auf den meisten Rechnen einwandfrei zu hören. Auf etwas schwachbrüstigeren Rechnern brachen die Songs aber schnell ab, wenn die Benutzer neben dem Musikhören noch andere Aktivitäten entfalteten. Eine Speicher-Funktion, um den MP3-Stream lokal als Datei zu sichern, war auf Anhieb nicht zu entdecken. Es gibt einen verlockenden roten Knopf, der die Hoffnung auf eine Record-Funktion weckte – aber erst einmal nur ein "not yet available" von sich gibt. Wer es trotzdem probiert, ist überrascht: Die Meldung ist nach Angaben eines Spreches von MusicPl@y schlicht falsch; nach Betätigung des Buttons schneidet die Software das aktuell gespielte Stück mit und gibt anschließend eine Meldung aus, wo der Song gespeichert wurde.

Wer bereits eine TV-Karte für seinen PC besitzt, für den ist r@dio.mp3 sicher eine interessante Alternative zu den diversen MP3- und RealAudio-Stationen, die im Internet aktiv sind. Der Vorteil beim TV-Kabel: Verstopfungen, wie sie im Internet auftreten können, gibt es nicht. Der Musikgenuss ist also nicht abhängig von den Übertragungsbedingungen, die im Netz der Netze den Transfer von Audio-Streams schon einmal zu einer Glückssache machen können. Auch die Qualität des Audio-Streams ist bei r@dio.mp3 mit durchgängig 128 KBit/s besser als bei den meisten Internet-Radios. Ob sich Anwender allerdings nur wegen des MP3-Radios über das TV-Kabel eine Tuner-Karte für den PC kaufen, muss sich noch erweisen -- immerhin ist die Hardware für den PC inzwischen schon teilweise für weit unter 100 Mark zu bekommen. (jk)