RealNetworks verklagt Microsoft wegen Wettbewerbsverletzung

Ähnlich wie die EU-Kommission in ihrem Wettbewerbsverfahren wirft RealNetworks Microsoft vor, die Dominanz bei Betriebssystemen für PCs dafür genutzt zu haben, auch den wachsenden Markt für digitale Medien zu kontrollieren.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Audio-und Video-Streaming-Spezialist RealNetworks hat in den USA Klage gegen Microsoft eingereicht: Der Konzern soll Antitrust-Gesetze des Bundes und der Länder verletzt haben. Mit der Klage eröffnet RealNetworks auch in den USA eine neue Front im langdauernden Wettbewerbsrecht-Streit von Bundesbehörden und Konkurrenten mit Microsoft auf einem Feld, das in der EU bereits eine Rolle spielt. Denn ähnlich wie die EU-Kommission in ihrem Wettbewerbsverfahren wirft RealNetworks Microsoft vor, die Dominanz bei Betriebssystemen für PCs dafür genutzt zu haben, auch den wachsenden Markt für digitale Medien zu kontrollieren. Die EU-Kommission wiederum beschuldigt Microsoft unter anderem, durch das Bundling des Media Player mit Windows Konkurrenten von dem Markt für Player und Medienformate fernzuhalten.

Eine ähnliche Argumentation führt nun RealNetworks an: Microsoft habe sein Monopol genutzt, um die Möglichkeiten für PC-Hersteller bei der Installation konkurrierender Medienplayer einzuschränken. Gleichzeitig habe der Redmonder Konzern jeden Windows-User zu Microsofts Media Player gezwungen, ob die Kunden ihn nun wollten oder nicht.

Trotz dieser Taktiken von Microsoft habe RealNetworks erfolgreich das Geschäft ausgebaut, meint die Firma -- immerhin habe man bereits 1,15 Millionen Abonnenten für kostenpflichtige Inhaltsdienste, darunter 250.000 für Online-Musikservices wie Rhapsody. Das Geschäft wäre aber um einiges größer, wenn Microsoft nach den Regeln spielen würde, betont RealNetworks. Man glaube, dass Microsofts Verhalten illegal sei, und "dieses Verhalten hat uns davon abgehalten, mit Microsoft allein auf Basis der Verdienste unserer Produkte zu konkurrieren", betonte Bob Kimball, Vizepräsident und juristischer Vertreter von RealNetworks. Die Firma möchte nun Schadensersatz haben, der bei über einer Milliarde US-Dollar liegen könne. Die Kosten für das Verfahren, das nach Ansicht von RealNetworks rund drei Jahren dauern könne, bezifferte Kimball für das Jahr 2004 auf ungefähr 12 Millionen US-Dollar; im laufenden Geschäftsquartal fielen bereits 1,5 Millionen Dollar an Kosten für das juristische Vorgehen gegen Microsoft an.

Microsoft sieht dies erwartungsgemäß ganz anders. In ersten Reaktionen erklärte der Konzern, die Klage sei angesichts des intensiven Wettbewerbs auf dem Markt für digitale Medien überraschend. Allerdings wurde angesichts des Erfolgs von Apples iTunes Music Store und anderer Online-Musikdienste der Ton unter den Konkurrenten auf den Digital-Media-Markt schon seit einger Zeit zunehmend härter. Microsoft betont nun, man habe bisher mit anderen Firmen dadurch konkurriert, dass man überlegene Produkte herausgebracht habe. RealNetworks versuche einfach, die Kartellgesetze zum Schutz und zum Ausbau des eigenen Marktanteils zu nutzen und den Wettbewerb zu beschränken, dem die Firma gegenüber stehe. (jk)