Retro-Nikon und KI als Normalität – die Fotonews der Woche 33/2023

Leica arbeitet an Firmware-Problemen bei der Q3, und die Nikon Z f soll in den Startlöchern stehen. Von Luminar kommen neue KI-Funktionen zur Bildbearbeitung.

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Bau der S-Bahn "BART" auf der Market Street in San Francisco in den 1960er Jahren.

(Bild: David Gallagher)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Ernst
Inhaltsverzeichnis

Schon wieder Nikon – diesmal aber mit guten Nachrichten. Es sind erste Bilder der Nikon Z f bei Nikonrumours aufgetaucht, einer Kamera, über die schon seit Monaten gemunkelt wird. Wie viel jedoch an der Sache wirklich dran ist, bleibt unklar. Immerhin ist es dieses Mal kein Rückruf, weil irgendetwas an der Z8 abbricht oder klemmt.

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Woher die drei veröffentlichten Fotos stammen, ist jedoch ungewiss. Sie bestätigen – sollten sie echt sein – lediglich, was bisher über die Kamera vermutet wurde: Es soll sich um ein spiegelloses Modell mit stabilisiertem Vollformatsensor im Retro-Design handeln, also quasi die große Schwester der Nikon Z fc. Damit moderne Fotografen nicht plötzlich eine Flunder wie bei den analogen Vorbildern in der Hand halten, gibt es einen winzigen Wulst als Griff und dem Vlogging-Trend geschuldet ein Klappdisplay. Sonst wirkt die Bedienung ziemlich klassisch, mit vielen geriffelten Rädchen und den von der Z f gewohnten Tasten auf der Rückseite. Laut den unbestätigten Angaben von Nikonrumours besitzt die Kamera einen 24-Megapixel-Sensor und soll für rund 1200 US-Dollar erscheinen. Es bleibt daher abzuwarten, was der Hersteller offiziell ankündigt.

Vielleicht wurden die Bilder der Nikon Z f ja auch per Generative AI, vulgo KI, erstellt. Das kann man heute nicht mehr ausschließen. Und neben rein künstlichen Bildern wird die Retusche echter Fotos immer einfacher. Nach den aktuellen Photoshop-Betas ziehen umfangreiche Funktionen nun auch bei Luminar Neo ein. Als erstes gibt es im September das "Studio Light", mit dem sich die komplette Belichtung eines Bildes verändern lässt. Wer das regelmäßig mit Raw-Entwicklern wie Lightroom macht, kennt die Grenzen bisheriger Automatiken. Und auch Plugins wie "Perfectly Clear" übertreiben oft maßlos.

Es liegt also auch mit KI-Unterstützung am Geschmack und dem Ziel des Bearbeiters, welchen Look ein Bild haben soll. Bei anderen neuen Funktionen, die Luminar Neo später erhalten soll, wird die Grenze zwischen Foto und erfundenem Bild schon weniger klar: Mit "WasserVerstärker" wird ein brauner Fluss schnell schön grün, und wie bei Photoshop lassen sich Bilder an den Rändern mit Inhalten erweitern, die im Motiv der Aufnahme gar nicht existieren. Die Kennzeichnungspflicht für solche Bilder wird also immer wichtiger.

Dass nach Adobe nun ein viel kleinerer Konkurrent solche mächtigen Funktionen schnell umsetzen kann, zeigt zudem, dass auch umfassende Retusche per KI die neue Normalität darstellt. Wer Fotos beauftragt oder professionell nutzt, sollte folglich immer fragen: Wie wurde das Bild bearbeitet? Was daran ist echt, und was hat sich eine KI ausgedacht? Das geht weit über bisherige Bearbeitung, etwa rein bei Belichtung, Farben und Beschnitt hinaus.

Einen Nachtrag aus der Sommerpause unserer Kolumne müssen wir auch noch abliefern: Nicht nur Nikon hat Qualitätsprobleme. Die betreffen nun Leica, wenn auch nur bei der Software und nicht bei der Mechanik. Ärgerlich bleibt es dennoch, wenn, wie für die Q3 inzwischen bestätigt, sich eine Kamera nicht mehr ausschalten lässt. Der Effekt zeigte sich wie folgt: Die Leica stürzte beim Ausschalten so ab, dass sie nur dann wieder genutzt werden konnte, wenn kurz der Akku entfernt wurde. Ärgerlich, wenn das gerade bei widrigem Wetter passiert.

Dagegen gibt es jetzt, mit Beschreibung des Fehlers, die Firmware 1.2.0 für die erst seit wenigen Wochen verfügbare Kamera. Es ist auf der Produktseite der Q3 zu finden. Einen anderen Fehler, der laut Anwenderberichten die Kamera bei der Anzeige von Bildern abstürzen lässt, behebt dieses Update bisher nicht. Beide Effekte konnten wir noch nicht nachstellen, denn unser Testgerät lässt weiter auf sich warten.

Für dieses Wochenende haben wir jedoch einen besonderen Tipp für einen Long Read mit vielen bisher nicht bekannten historischen Fotos aus San Francisco. Hier keine Spoiler zu verteilen ist schwierig, denn: Die Art der Fotos – gerahmte und sauber archivierte Kodachrome-Dias – ist für die Geschichte dahinter ebenso wichtig wie ihr Fundort – im Sperrmüll auf der Straße – und vor allem die Identität des Fotografen.

Es empfiehlt sich, zuerst das Stück der Tageszeitung San Francisco Chronicle zu lesen, und dann die Zusammenfassung der darauffolgenden Ereignisse bei Petapixel. Das Ganze ist ein schönes Beispiel, wie man als quasi unbekannter, aber professioneller Fotograf mit physischen Medien auch 50 Jahre nach den Aufnahmen noch zu später Ehre kommen kann. Und vielleicht auch, warum gute Bilder immer noch ausbelichtet werden sollten. Die verschwinden dann nämlich nicht so leicht wie die Daten einer Festplatte, einer SSD oder einer Cloud, für die niemand mehr bezahlt.

(cbr)