Roboter sollen Schlaganfallpatienten bei Bewegungstherapie helfen

Der Mangel an Therapeuten erfordert Alternativen: Künstliche Intelligenz ermöglicht Ergotherapie mithilfe eines lernfähigen, humanoiden Roboters.

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Mensch und Roboter

(Bild: MikeDotta/Shutterstock.com)

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Von
  • dpa

Greifswalder Wissenschaftler testen derzeit den Einsatz dem Menschen nachempfundener Roboter in der Therapie von Schlaganfallpatienten. Während immer mehr Menschen von den Folgen eines Schlaganfalls betroffen seien und intensives Training benötigten, um etwa Bewegungseinschränkungen abzubauen, gebe es nicht genug Therapeuten, erklärte Projektleiter Thomas Platz am Dienstag bei einem virtuellen Pressegespräch. "Vielleicht ist der humanoide Roboter eine Lösung", sagte der Neurologe der Unimedizin Greifswald.

In Greifswald kommen zwei 1,20 Meter große, mit weißem Kunststoff verkleidete Roboter zum Einsatz. Sie beobachten mit ihren großen dunklen Augen die Patienten bei ihren Übungen, geben Anweisungen und Bewertungen und gestikulieren dabei mit ihren Armen. Laut Platz verfügen sie über umfangreiches Patienten- und Therapiewissen und sind dank künstlicher Intelligenz lernfähig.

"Der Roboter ist cool", sagte Patientin Manja Dube. Sie habe das Gefühl, dass ihr jemand gegenübersitze. Die 39-Jährige hat nach einem Schlaganfall vor mehreren Jahren Probleme mit der Geschicklichkeit der rechten Hand. Sie hat mehrere Tage jeweils eine Stunde zusammen mit dem Roboter trainiert und dabei etwa kleine Holzklötze aufeinandergestapelt. Ihr Ergotherapeut habe für derartig intensives Training keine Zeit. Nach ihrer Meinung wäre eine Kombination mit menschlichen Therapeuten ideal. Sie ist eine von bisher zwölf Patienten, die bereits mit den Robotern trainiert haben.

Platz machte klar, dass die Roboter Therapeuten nicht ersetzen sollen. Diese müssten schließlich auch Therapieentscheidungen treffen. Die Forschung lege nahe, dass dem Menschen ähnliche Roboter einen besseren Zugang zu Menschen erlangen als etwa ein einfacher Bildschirm mit einem Gesicht. Zusammen mit einem ähnlichen Projekt in Israel sei man Vorreiter bei dieser Art der Anwendung.

An dem Projekt sind auch Informatiker der Universität Rostock und Wissenschaftler aus dem Bereich Gesundheitsökonomie und Medizinmanagement der Hochschule Neubrandenburg beteiligt, wie die Universität Greifswald mitteilt. Seit rund drei Jahren arbeitet der Forschungsverbund "E-Brain" an Möglichkeiten der Digitalisierung in der Rehabilitation nach einem Schlaganfall. Das Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützt mit zwei Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF). Die Forscher suchen als Studienteilnehmer Menschen in der Region Greifswald, die sich in der Rehabilitation nach einem Schlaganfall befinden.

(fds)