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Rocket Internet: Geldvernichtung im Turbomodus

Sascha Steinhoff
Peter Kimpel, Oliver Samwer und Alexander Kudlich

Das Management-Board von Rocket Internet: Peter Kimpel, Oliver Samwer und Alexander Kudlich (von links nach rechts).

(Bild: Rocket Internet)

Der Internet-Inkubator Rocket Internet hat sich vom Hoffnungsträger zur Geldvernichtungsmaschine gewandelt. In nur 6 Monaten hat sich der Aktienpreis halbiert. Ein Ende des Kursrutsches ist nicht in Sicht.

Rocket Internet ist im Oktober 2014 mit hochfliegenden Zielen gestartet, in den letzten 6 Monaten ist der Aktienkurs allerdings kontinuierlich gesunken [1]. Dennoch will das Unternehmen, ein Internet-Inkubator größeren Stils, nach eigener Aussage die größte Internetplattform außerhalb der USA und China werden. Der aktuelle Kursverlauf der Aktie läßt jedoch an diesem Ziel zweifeln.

Rocket Internet wurde von den drei Brüdern Marc Samwer, Oliver Samwer und Alexander Samwer gegründet. Oliver Samwer ist zugleich auch Vorstandsvorsitzender. Das Brüdertrio konnte in den letzten Jahren durch ein teils sehr umstrittenes Geschäftsgebaren [2] ein immenses Vermögen anhäufen.

Aus diesem Grund stand auch der Börsengang von Rocket Internet [3] Anfang Oktober 2014 unter besonderer Beobachtung. Der angestrebte Ausgabepreis von 42,50 Euro wurde nicht erreicht. Trotz angeblich zehnfacher Überzeichnung fiel der Kurs schon am Ausgabetag auf 37 Euro. Kritiker bemängelten von Anfang an die fehlende Transparenz bei Rocket Internet [4]. In den folgenden Monaten war der Kursverlauf durch erhebliche Schwankungen geprägt. Seinen bisher höchsten Stand von 57,08 Euro erreichte der Kurs am 10. Februar 2015, also vier Monate nach dem Börsengang.

Danach gab es für den Kursverlauf der Aktie eigentlich nur eine Richtung: Steil nach unten. Der aktuelle Tagespreis am 14. August beträgt nur noch 29,30 Euro. Wer beim Aktienhoch eingestiegen ist, hat also knapp 50 Prozent seines Investments verloren. Um den teuren Expansionskurs von Rocket Internet weiter finanzieren zu können, hat Rocket Internet frisches Kapitel über Wandelanleihen [5] eingesammelt. An der Börse wurde das kritisch gesehen. Die hohen Verluste und das Fehlen einer Dividende sind weitere Gründe für den fortlaufenden Kurssturz der Aktie. Derzeit ist ein Ende der Kursverluste nicht absehbar. Es bleibt für Anteilseigner von Rocket Internet also weiterhin spannend. (sts [6])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-2779948

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.rocket-internet.com/investors/share
[2] http://www.spiegel.de/netzwelt/games/jamba-sparabo-was-wurde-aus-dem-klingelton-abo-a-1020681.html
[3] https://www.heise.de/news/Rocket-Internet-startet-schwach-an-der-Boerse-2410574.html
[4] http://www.zeit.de/wirtschaft/boerse/2014-09/rocket-internet-oliver-samwer
[5] https://www.heise.de/news/Boerse-straft-Rocket-Internet-fuer-Kapitalaufnahme-ab-2750013.html
[6] mailto:sts@heise.de