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Rück- und Ausblick auf das Kamerajahr: Das war 2020, das wird 2021 63 Kommentare

Sophia Zimmermann

(Bild: REDPIXEL.PL/Shutterstock.com)

Olympus weg, Photokina mal wieder abgesagt, Vielfalt geschrumpft: 2020 war ein turbulentes Jahr für die Fotobranche. Wir blicken zurück und in die Zukunft.

2019 war turbulent, 2020 war turbulent: Die Corona-Pandemie hat die Kamera-Industrie und so manche Entwicklung heftig gebeutelt. Wir blicken zurück auf die wichtigsten Entwicklungen und wagen einen Ausblick darauf, was das nächste Jahr bringen könnte.

Unser Jahresrückblick 2020 beginnt genauso wie der von 2019: mit Olympus und dem Ausstieg aus dem Kamerageschäft. Vor einem Jahr war das ein noch häufig dementiertes Gerücht, spätestens seit September 2020 ist es offiziell beschlossene Gewissheit. Olympus hat seine Kamerasparte in eine Tochtergesellschaft ausgegliedert. 95 Prozent der Anteile an dieser Gesellschaft gehen zum 1. Januar 2021 an den japanischen Finanzinvestor Japan Industrial Partners (JIP). Damit verabschiedet sich der Hersteller nach mehr als 80 Jahren aus dem Fotogeschäft. Der Hauptgrund für den Abgang dürften die schlechten Zahlen gewesen sein, denn schon seit 2011 sind die tiefrot. Der Hersteller hat es nicht geschafft, seine Imaging-Sparte trotz innovativer Produkte auf wirtschaftlich tragfähige Beine zu stellen. Olympus will sich nun ganz und gar auf den Medizinsektor fokussieren.

In den vergangenen Jahren verlegte sich Olympus bereits auf eine hochwertige Modellpalette. Kameras wie die hier abgebildete OM-D E-M1 III richten sich an Naturfotografen und bringen eine riesige Funktionsvielfalt mit, die man bei anderen Herstellern teils vergeblich sucht.

(Bild: Olympus)

Die zwischen Olympus und JIP geschlossene Vereinbarung erstreckt sich auf alle Entwicklungs- und Produktionsstätten, die bisher in den Diensten von Olympus' Imaging-Sparte standen. Die Produktion werde wie bisher am Standort in Vietnam bleiben. Den Support von Geräten, noch gefertigt und verkauft von Olympus, werde OM Digital Solutions übernehmen. Was das konkret für die Weiterentwicklung des Micro-Four-Thirds-Systems rund um die spiegellosen Systemkameras mit Four-Thirds-Sensor bedeutet, wird das nächste Jahr zeigen. Olympus und auch JIP bekräftigten, dass man auf der bisherigen Produktpalette aufbauen wolle. Gerüchten zufolge will sich JIP auf hochwertige Modelle konzentrieren, wie man sie beispielsweise in der OM-D-Linie findet. Damit würde der Investor den Weg verfolgen, den Olympus in den vergangenen Jahren ohnehin bereits eingeschlagen hatte.

Und noch eine weitere Konstante der Branche bricht wohl weg: Ende November gab die Koelnmesse bekannt, die Photokina bis auf Weiteres auszusetzen. Die Leitmesse der Fotoindustrie wird damit auch nicht wie geplant im Mai 2022 stattfinden. Die Verantwortlichen der Koelnmesse geben an, dass die Rahmenbedingungen der Branche aktuell keine tragfähige Basis für die internationale Leitmesse böten.

Ganz unerwartet kam das nicht. Seit Langem – nicht erst seit Corona – kämpft der Imaging-Markt mit massiven Rückgängen und die Photokina mit der Selbstfindung. 2018 versuchten sich die Verantwortlichen an einem neuen Konzept, das Smartphone-Fotografie und -Videografie sowie Social Media integrierte – inklusive Turnus- und Terminänderungen. Damit konnten die Verantwortlichen die Situation der Messe aber nicht verbessern. Im Gegenteil: Für eine im Mai 2020 geplante Auflage hatten namhafte Hersteller wie Leica, Nikon und Olympus bereits 2019 abgesagt – der Termin kam letztendlich nie zustande. Somit wurde die Messe seit Ende 2018 immer wieder umgelegt beziehungsweise verschoben. Nun also ein Aussetzen auf unbestimmte Zeit.

Tatsächlich setzt 2020 in der Entwicklung des Fotomarkts einen neuen Tiefpunkt. Besonders drastisch belegen dies die Zahlen des Interessenverbands der japanischen Fotoindustrie CIPA. Hier tummeln sich alle großen Kamera- und Objektivhersteller. Während in den vergangenen Jahren März bis Mai zu den stärksten Monaten gehörten, macht die Absatzkurve in diesem Jahr ausgerechtnet hier einen dramatischen Knick nach unten, erreicht im Mai sogar den Jahrestiefpunkt. Die Hersteller führen diesen Einbruch freilich auf die weltweiten Anti-Corona-Maßnahmen zurück, aufgrund derer Geschäfte schließen mussten und sich die Verbraucherstimmung verdunkelte. Seit September erholt sich die Kurve zwar deutlich, doch sie liegt immer noch unter Vorjahresniveau. Noch ist unklar, wie sich die weltweit wieder steigenden Corona-Zahlen und die damit einhergehenden Beschränkungen im letzten Viertel des Jahres auswirken.

Die Canon EOS R6 ist eine spiegellose Systemkamera mit Vollformatsensor. Sie legt einen Schwerpunkt auf Geschwindigkeit. Wie die Profi-DSLR-Modelle arbeitet sie außerdem mit einer geringeren Auflösung von 20 Megapixeln.

Manche Hersteller sind zumindest vorsichtig optimistisch, so wie Marktführer Canon. Der präsentiert in seinem jüngsten Geschäftsbericht von Ende Oktober sogar überraschend gute Zahlen. So sei der Markt aufgrund von Covid 19 zwar erheblich geschrumpft, doch er erhole sich besser als gedacht. Laut Canon liege das vor allem daran, dass die Nachfrage nach Aufnahmegeräten stark gestiegen sei, weil die Menschen beispielsweise mehr Zeit im Home Office und in Videokonferenzen verbrachten. Zwar rechnet auch Canon weiterhin damit, in diesem Jahre deutlich weniger Kameras als im Vorjahr zu verkaufen, doch trotz des geringeren Umsatzes, könnte ein höherer Profit erwirtschaftet werden. Möglich machen das laut Hersteller hochwertige Produkte wie die EOS R5 und EOS R6, die starke Verkaufszahlen lieferten und sich im gehobenen Preisbereich von über 2000 Euro bewegen.

Auch Nikon gibt im Geschäftsbericht von Ende November an, dass sich der Markt schneller erhole als gedacht. Doch der Hersteller rechnet auch vor, dass dies nur ein kleiner Trost ist. Von 2016 bis 2022 werde der Markt insgesamt um knapp 60 Prozent geschrumpft sein. Der Hersteller betonte daher wie schon bereits im Geschäftsbericht vom Frühjahr, dass er vor deutlichen Umstrukturierungsmaßnahmen stehe. Schneller wolle man in der Imaging Sparte den Wechsel hin zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell vollziehen. Dafür will Nikon den Rotstift ansetzen – die Geschäftskosten müssten schneller sinken, als der Markt schrumpft. Außerdem wolle man sich stärker auf Profis und ambitionierte Hobbyfotografen zu konzentrieren und bei der Produktplanung und -entwicklung vor allem auf spiegellose und hochwertige Modelle zu setzen.

Teures Vollformat. Damit kommen wir zur zweiten wichtigen Lehre des Jahres 2020: Der Kameramarkt wird eintöniger. Spätestens seit 2018 kündigt sich an, dass sich die großen Hersteller auf das spiegellose Vollformat konzentrieren beziehungsweise darauf umschwenken. 2020 schlug der Trend mit voller Wucht ein. Von den 26 vorgestellten Modellen hatten 15 einen Vollformatchip, bei zehn dieser Modelle handelt es sich um spiegellose Systemkameras. Eine völlig untergeordnete Rolle haben in diesem Jahr dagegen Geräte mit APS-C-Chip gespielt, die diesmal lediglich Canon und Fujifilm kamen. Das sah 2019 noch anders aus. Von den knapp 40 Kameras arbeiteten jeweils elf mit APS-C und je elf mit Vollformatchip. Diese beiden Sensorformate hielten sich also die Waage. 2018 lag die APS-C-Größe noch leicht vorne. Mit der Dominanz der Vollformate in einem zusammengeschrumpften Angebot verschiebt sich auch das Preisniveau ganz gewaltig nach oben, denn diese Kameras sind teuer bis sehr, sehr teuer. Im Schnitt kostete ein 2020-Model deshalb etwa 3000 Euro. Eine 2019er-Kamera in einem bunt gemixten Umfeld kostete dagegen im Schnitt "lediglich" 1700 Euro.

Nischenbewegung. Mit der Konzentration auf das spiegellose Vollformat kommt in diesem Jahr ein weiterer Trend zum Tragen: Die einfachen Brot-und-Butter-Kameras um die 500 Euro verschwinden. Wenn Geräte in dieser Preisbereich bleiben, bedienen sie eine Nische. Zum Marktstart kostete Ricohs WG-70 beispielsweise nur knapp 300 Euro. Mit ihrem kleinen 1/2,3 Zoll großen Sensor und dem Periskop-Objektiv eignet sich die Outdoorkompaktkamera allerdings nicht für qualitativ hochwertige Fotografie. Sie darf dafür mit an den Strand, ins Wasser und überall dorthin, wo es rauer zugeht. Sie ist in solchen Szenarien eher eine Alternative zur Hauptkamera oder zum Smartphone. Auch die anderen 2020er-Kameras, die unter der 1000-Euro-Marke bleiben, sind mehr oder weniger speziell. Nikons Kompaktkamera P950 bietet beispielsweise einen enormen Brennweitenbereich bis 2000 Millimeter (KB-äquivalent). Sonys Kompakte ZX1 richtet sich gezielt an Vlogger und wird eigens dafür mit Windschutz ("tote Katze") ausgeliefert. Auch die Micro-Four-Thirds-Kamera G100 von Panasonic setzt einen Schwerpunkt auf Videos für Social-Media.

Die Kameras des Jahres 2020 (26 Bilder) [1]

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Modell: Canon EOS 1D X Mark III [3]


Typ: Spiegelreflexkamera

Sensorformat/Auflösung: Vollformat/ 20 Megapixel

Zielgruppe: Profi-Fotografen im Bereich Natur- und Sportfotografie


UVP: 7300 Euro
(Bild: Canon)

Größerer Schwerpunkt auf Videofunktionen. Überhaupt, die Vlogger: Das Thema Video hat den Fotomarkt 2020 stärker geprägt als je zuvor. Vor allem haben sich die Kameras hier weiter professionalisiert. Canon EOS R5, Sony A7S III, Panasonic S5, Nikon Z 6/7 II – das sind alles Vollformatmodelle, die einen besonderen Wert auf Bewegtbild legen. Dabei zeichnet sich ab, dass die Hersteller hier momentan nach mehr Auflösung und höheren Bildraten streben. Canon setzte sich in diesem Jahr mit seiner EOS R5 an die Spitze und bietet 8k-Videoauflösung mit beispielsweise 8192 × 4320 Pixeln (17:9) bei bis zu 30 Bildern pro Sekunde. Panasonic integriert in seine spiegellosen Vollformate zudem bereits 5k- beziehungsweise 6k. Standardmäßig stehen die gehobenen Kameras heute bei 4K-Auflösung teils mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde bei voller Sensorauflösung, womit beispielsweise auch Slow-Motion-Videos in hoher Qualität möglich sind. Dazu nimmt die Bildtiefe zu. Canons EOS R5 gibt seine Videos beispielsweise schon mit 12 Bit aus. Der Dynamik- und Kontrastumfang dürfte auch der Faktor sein, der den Vollformatsensor für Videoaufnahmen so reizvoll macht.

Panasonic änderte kürzlich das Motto seiner Kamerasparte sogar in "Motion.Picture.Perfect.", um den hybriden Charakter seiner Lumix-G- und Lumix-S-Spiegellosen zu betonen. Für den Hersteller verstärke und verschnellere die Corona-Pandemie die Verschmelzung von Foto und Video. Online-Kommunikation wie Live-Streaming und Vlogging werden immer wichtiger und darauf will Panasonic sein Portfolio entsprechend noch stärker ausrichten.

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Der Kameramarkt und damit das Kameraangebot sind 2020 erheblich geschrumpft. Die Corona-Pandemie hat dazu sicher einen Beitrag geleistet. Sie zwang die Hersteller, sich bei ihrer Modellpalette und bei ihrer Zielgruppe schneller und stärker zu fokussieren. Nikon macht ganz deutlich, für wen künftig Kameras entwickelt werden sollen – ambitionierte Hobbyfotografen und Profis. Damit steht der Einsteigerbereich des Kameramarkts mit Universalkompakten sowie einfachen Systemkameras mit und ohne Spiegel vor dem aus. Und auch der Mittelbau mit und ohne Spiegel schwächelt. Übrig bleiben der Oberklasse- und High-End-Bereich vor allem um den Vollformatsensor. Die Modellvielfalt sinkt, gleichzeitig steigt das Preisniveau erheblich. Der Fotomarkt entwickelt sich noch stärker in Richtung "Luxus-Nische".

Schwarzsehen ist angesichts dessen jedoch nicht geboten. Denn auch wenn es auf dem Markt wirtschaftlich düster aussah, die Kameras des Jahres waren nahe an der Perfektion – in Hinsicht Bildqualität und Haptik. Canon hat mit der EOS R6 einen Vorgeschmack in Richtung einer echten spiegellose Profi-Kamera gegeben und Sony mit der A7S III sein erstes rundum gelungenes Gehäuse vorgelegt – samt 9-Megapixel-Sucher. Panasonics Lumix S5 hat eine enorme Funktionsvielfalt in einem leicht zu bändigen Gehäuse untergebracht und Nikon hat es geschafft, mit der D780 eine DSLR vorzulegen, die sich richtig modern anfühlt. Das sind teils echte Kameraträume. Und wenn das so weitergeht, wächst die Wahrscheinlichkeit weiter, dass im nächsten Jahr vielleicht sogar DIE Kamera auf den Markt kommt, die perfekt und kompromisslos zum eigenen Fotografierverhalten passt.

Schon in den Startlöchern steht die Pentax K-3 Mark III. Sie wird laut Hersteller Ende Februar 2021 erscheinen, nachdem der Marktstart mehrfach verschoben wurde. Die K-3 Mark III soll ein leidenschaftliches Bekenntnis zur klassischen Spiegelreflexfotografie sein und stemmt sich damit gegen den allgemeinen Markttrend zum spiegellosen Vollformat. Anders als die DSLR-Mitstreiter Canon und Nikon bietet Ricoh Imaging parallel kein spiegelloses System (mehr) an. Der Hersteller betont deshalb auch die für die Fotografie mit Spiegel entscheidenden technischen Details. So soll der K-3-Sucher der dritten Generation ein neues Prisma, eine Vergrößerung um Faktor 1,05x und eine Sucherfeldabdeckung von 100 Prozent bieten. Herzstück der K-3 III ist ihr APS-C-Sensor mit einer Auflösung von 26 Megapixeln. Er soll beweglich gelagert sein und eine Empfindlichkeit bis ISO 1.600.000 erreichen.

Auch von Sony könnte es bereits früh im Jahr mehrere Kamera-Neuigkeiten geben. Der Hersteller konzentriert sich den Gerüchten zufolge dabei auf den Ausbau seines spiegellosen Vollformats. So sei ein Profimodell mit größerem Gehäuse, einem 9-Megapixel-Sucher und 8k-Videoauflösung in Planung. Auch ein Nachfolger der A7 III sei in Sicht. Er werde ebenfalls ein etwas größeres Gehäuse sowie einen höher auflösenden Sucher bieten. Des weiteren rechnen die Gerüchteblogs mit einer Auflösung von 30 statt 24 Megapixeln. Und Fujifilm schloss auf Anfrage nicht aus, seine professionelle X-H-Serie im kommenden Jahr weiter zu pflegen.

Spannend werden im nächsten Jahr auch die Entwicklungen am Objektivmarkt. Sigma könnte der Gerüchteküche zufolge 2021 für die spiegellosen Vollformatkameras von Canon und Nikon Objektive liefern und eventuell auch für Fujifilms X-Bajonett. Tamron könnte hier ebenfalls nachziehen. Der Einstieg von Fremdherstellern erweitert nicht nur das Angebot für diese jungen Systeme, er etabliert sie auch weiter.

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(ssi [6])


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