SAP bleibt im Duell mit Oracle die Nummer eins

"Der Abstand ist größer als je zuvor", meinte SAP-Chef Kagermann mit Blick auf den US-Konkurrenten. "Die erzählen alles Mögliche, und zu viele nehmen es noch ernst," hatte er bereits früher gewettert.

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Von
  • Bernd Glebe
  • dpa

Der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Softwarekonzernen SAP und Oracle hat an Schärfe zugenommen. Der US-amerikanische Softwarehersteller versucht seit geraumer Zeit, dem Weltmarktführer für Unternehmenssoftware aus Walldorf die Führungsposition mit einer aggressiven Einkaufspolitik streitig zu machen. Entscheidende Marktanteile bringt diese Strategie bislang allerdings nicht. Bei der Vorlage der Bilanz für das Geschäftsjahr 2005 konnte SAP am Mittwoch in Frankfurt erneut den Ausbau seiner Vormachtstellung auf dem Weltmarkt präsentieren.

Während Oracle durch den Kauf des Rivalen Peoplesoft zur Nummer zwei der Branche aufrückte und nun auch noch kurz vor der Übernahme des Konkurrenten Siebel steht, konzentrierte sich SAP in den vergangenen Monaten auf ausgewählte Akquisitionen und organisches Wachstum. Zum Jahreswechsel wurde zudem eine neue All-in-One-Lösung für den hart umkämpften Markt der mittelständische Kunden vorgestellt, die Angebote für die spezifischen Geschäftsprozesse einer bestimmten Branche enthält.

Dass der Wettstreit im Kampf um die Software-Krone mit harten Bandagen geführt wird, zeigte sich nicht erst beim zähen Millionenpoker um das Softwarehaus Retek, bei dem SAP dem Nebenbuhler den Vortritt lassen musste. Auch fern ab von Computern und Softwareprogrammen wird der Wettstreit mitunter fortgesetzt: Der ehemalige SAP-Vorstandsvorsitzende und amtierende Aufsichtsratschef Hasso Plattner lieferte sich auf hoher See bereits harte Duelle mit Oracle-Boss Larry Ellison. Als seiner Yacht bei einer Regatta vor der Küste Hawaiis einmal der Mast brach, soll ein Boot aus dem Team von Ellison sich geweigert haben, dem Deutschen zu helfen. Plattner soll daraufhin der Crew des anderen Schiffs seinen nackten Hintern gezeigt haben.

Auch in der Nach-Plattner-Ära ist der Oracle-Chef ein beliebtes Feindbild. "Wenn man beim Vergleichsquartal 2004 die Zahlen von Peoplesoft und J.D. Edwards berücksichtigt, hat Ellison doch tatsächlich die Lizenzumsätze mit Unternehmenssoftware binnen zwölf Monaten fast halbiert – eine Bankrotterklärung", sagte der SAP- Mitgründer und langjährige Vorstandsvorsitzende Dietmar Hopp zur Veröffentlichung der Zahlen für das vierte Quartal 2005 und das gesamte Geschäftsjahr.

Der amtierende SAP-Chef Henning Kagermann wetterte jüngst ebenfalls ungewohnt deutlich gegen Konkurrent Oracle, als der wiederholt angekündigt hatte, das Walldorfer Unternehmen als Marktführer abzulösen: "Nichts, nichts, nichts, merkt man. Die erzählen alles Mögliche, und zu viele nehmen es noch ernst." In Frankfurt legten Kagermann und seine Vorstandskollegen nach: "Wir haben null Kunden an Oracle verloren", betonte Vorstandsmitglied Leo Apotheker. "Der Abstand ist größer als je zuvor", pflichtete ihm Kagermann bei. Auch Analysten gestanden SAP solide Zahlen und einen überraschend positiven Ausblick zu.

Damit die Reihenfolge im Markt für Unternehmenssoftware auch im laufenden Jahr Bestand hat, will Kagermann zusätzlich 3500 neue Jobs im Konzern schaffen und den Markt mit neuen Produkten dominieren. SAP bleibe seiner Strategie treu, weiter organisch zu wachsen und nicht wie der Wettbewerber durch Zukäufe, betonte der Chef des Walldorfer Unternehmens. "Riesenakquisitionen schließen wir aus." (Bernd Glebe, dpa) / (jk)