SCO vs. Linux: Die Open Group ist verstimmt

Graham Bird, Vizepräsident der Open Group, ist darüber verärgert, dass in der Berichterstattung um die SCO-Prozesse immer wieder davon die Rede ist, SCO sei Eigentümer des Betriebssystems Unix.

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Von
  • Detlef Borchers

Während die SCO Group nach Presseberichten und beobachtenden Blogs auf eine Entscheidung der Investoren von der Royal Bank of Canada wartet, was mit der Einlage von 30 Millionen US-Dollar passieren soll, hat sich eine andere Gruppe zu Wort gemeldet. Die National Retail Federation, die trotz des "National" im Namen sich als weltweite Stimme der Händler- und Franchising-Ketten versteht, bezeichnet in einer Presseerklärung die juristischen Ansprüche der SCO Group als unhaltbar. In der Erklärung wird der CIO dieser Förderation mit den Worten zitiert: "Meiner Meinung nach sieht es fast so aus, als ob das Geschäftsmodell der SCO Group darin besteht, Einnahmen durch Klagen zu erzielen." Seine Organisation rate daher davon ab, den Drohungen von SCO Beachtung zu schenken.

Ein weitere Gruppe gibt sich nachgerade verärgert. In einem Interview zeigt sich Graham Bird, Vizepräsident der Open Group darüber verstimmt, dass in der Berichterstattung um die SCO-Prozesse immer wieder davon die Rede ist, SCO sei Eigentümer des Betriebssystems Unix. Aussagen dieser Art unterschlagen, dass das Warenzeichen Unix und die Rechte, eine Unix-Distribution als Unix zu bezeichnen, bei der Open Group liegen, die vorher verschiedene Spezifikationen einer Distribution prüft. Zu diesem Sachverhalt hat die Open Group seit geraumer Zeit ein Positionspapier veröffentlicht. "SCO ist nicht Eigentümer von Unix oder von UnixWare; was ihnen gehört, ist der Source-Code für die Variante von Unix und Unixware, die sie von Novell gekauft haben", erklärte Bird. Allerdings habe die Open Group als Non-Profit-Unternehmen keine Mittel, die missbräuchliche Benutzung des Warenzeichens Unix von Gerichten ahnden zu lassen.

Das Recht, über die Verwendung des Warenzeichens Unix zu entscheiden, leitet Open Group von der Tatsache her, dass Novell das Warenzeichen dem Vorgänger-Verein X/Open vermachte, als es 1993 die Unix Systems Laboratories (USL) von AT&T kaufte. Mit diesem Schritt, die damals sehr europäisch dominierte X/Open einzubinden, wollte Novell Kritiker beschwichtigen, die vor einer Dominanz von Novell warnten. X/Open erhielt damals die Option auf das Warenzeichen sowie das Recht, die Unix-Kompatibilität prüfen zu lassen. Das Warenzeichen selbst blieb zunächst bei der Firma Univel, die Novell für 30 Millionen US-Dollar aus dem Boden gestampft hatte und zu der die USL ihre Unix-Programmierer abkommandierte. Univel existierte bis zum Aufkauf der USL durch Novell im Juni 1993. Mit diesem Aufkauf wanderte das Warenzeichen zu X/Open, die die Kontrolle über das Zeichen jedoch recht lax ausübte. In den Handbüchern der verschiedenen frühen Linux-Distributionen finden sich alle möglichen Angaben. Bis 1997 hieß es in dem von der Firma Lunetix herausgegebenen Linux-Handbuch: "UNIX ist ein eingetragenes Warenzeichen von Univel."

Offiziell tauchte die veränderte Zuordnung des Warenzeichens am 20. September 1995 auf, als Novell sich von Unix verabschiedete und gegen 1,6 Millionen SCO-Aktien der "alten SCO" die Unix-Rechte überlässt, die im Verein mit Hewlett Packard ein modernes 64-Bit-Unix entwickeln will. In den Materialien zur damaligen gemeinsamen Pressekonferenz von Novell, SCO und Hewlett Packard heißt es: "NetWare and UnixWare are registered trademarks of Novell, Inc. UNIX is a registered trademark in the U.S. and other countries, licensed exclusively through X/Open Company Limited."

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe Bericht auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, c't und Technology Review):

(Detlef Borchers) / (anw)