SCO vs. Linux: Die Spur führt nach Japan

In der Auseinandersetzung um Rechtsansprüche der vom Konkurs bedrohten SCO Group hat diese in einem Entlastungsantrag bestätigt, 100.000 Dollar an den rettenden Investor Steven Norris gezahlt zu haben.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Auseinandersetzung um Rechtsansprüche der vom Konkurs bedrohten SCO Group hat diese in einem Entlastungsantrag (PDF-Datei) bestätigt, 100.000 Dollar an den rettenden Investor Steven Norris gezahlt zu haben. Das Geld sei jedoch nicht aus Deutschland, sondern von der nicht zur Konkursmasse gehörenden japanischen Tochtergesellschaft geflossen. Auch das private Geldgeschenk von SCO-Chef Darl McBride wird erwähnt. Die von den IBM-Anwälten beanstandeten Zahlungen seien jedoch unwesentliche, vorgeschobene Argumente: "IBM und Novell sind nur daran interessiert, SCO außer Gefecht zu setzen, damit diese nicht ihre juristischen Ansprüche weiter verfolgen kann." Mit Novell streitet sich SCO um das Copyright an Unix, in dem Gerichtsverfahren gegen IBM geht es um möglicherweise unrechtmäßig nach Linux kopierten Unix-Code, den SCO als Eigentum beansprucht.

Nach Angaben von SCO hat Steven Norris, der mit einer Investorengruppe SCO vor der Liquidierung retten will, 100.000 Dollar für eine Studie erhalten, die er für SCO Japan unternommen hat. Dabei soll er die Marktchancen in den aufstrebenden Ländern Brasilien, Russland, Indien und China sowie dem Mittleren Osten und Afrika untersucht haben. Desweiteren seien 100.000 Dollar aus dem privaten Vermögen von SCO-Chef Darl McBride geflossen, als Bezahlung für die Bemühungen von Norris, eine Gruppe von Investoren zu finden, die SCO unterstützen. Bezeichnend sei, dass von allen Gläubigern der SCO Group allein Novell und IBM sich über die Rolle von Norris beschwerten und die Verträge anzweifelten, die zur Übergabe der Softwareentwicklung an Unixis ausgearbeitet wurden. "In starkem Kontrast [zu den übrigen schweigenden Gläubigern] argumentieren Novell und IBM nur zu ihren eigenen Gunsten und setzen alles daran, die Konsequenzen aus ihrer ungesetzlichen Ausbeutung des Unix-Codes zugunsten ihres Linux-Geschäftes zu vermeiden", erklärt SCO kampfeslustig.

Ob die Zahlungen von insgesamt 200.000 Dollar an den Investor Steven Norris und seinen Geschäftspartner Mark Robbins tatsächlich so unwesentlich sind, wie SCO behauptet, wird sich bereits am kommenden Montag zeigen: Dann beginnen die entscheidenden Verhandlungen am Konkursgericht von Deleware. Der Vorsitzende Richter hat bereits angekündigt, innerhalb von 2 Verhandlungstagen darüber zu entscheiden, ob die SCO Group nach Chapter 7 des amerikanischen Konkursrechts liquidiert werden muss.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't-Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)