SCO vs. Linux: IBM will alles wissen

In der Auseinandersetzung um angeblich unrechtmäßig in Linux genutzten Code aus Unix System V will IBM von Microsoft alles über die gegenseitigen Verhandlungen und mögliche Vereinbarungen erfahren. HP und Sun sollen über Unix-Lizenzen aussagen.

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Von
  • Jürgen Kuri

In der Auseinandersetzung zwischen SCO und IBM um angeblich unrechtmäßig in Linux genutzten Code aus Unix System V prescht IBM mit einigen Anträgen auf Verfügungen erneut vor. SCO hatte im Bemühen, Nachweise dafür zu erbringen, dass IBM illegalerweise Methoden und Konzepte oder gar Codezeilen in Linux einführten, die Eigentumsansprüche der SCO Group verletzten, Einsicht in die Briefwechsel hochrangiger IBM-Manager verlangt. IBM wiederum hatte SCO vorgeworfen, der im Verfahren vorgelegte Mail-Verkehr von Darl McBride sei unvollständig: Offenbar fehlten Dutzende von Mails mit Microsoft-Managern.

Nun beantragte IBM, Vertreter von Sun, HP, Microsoft und Baystar vorzuladen. Laut den Dokumenten, die die Prozessbeobachter von Groklaw veröffentlicht haben, sollen Sun und HP darüber aussagen, wie denn ihre Lizenzvereinbarungen für den Unix-System-V-Code aussehen und welche Diskussionen sie mit SCO zu Unix geführt haben. Zu den Informationen, die IBM von den beiden Firmen haben will, gehört auch, welchen Restriktionen Mitarbeiter beim Zugang zu Unix und zum Sourcecode unterliegen und wie sie bei der Entwicklung von Unix beteiligt waren.

Besonders interessant wird es aber bei den IBM-Anträgen zu Microsoft und Baystar. IBM möchte Microsoft vor Gericht zitieren, um Auskunft über alle Vereinbarungen zwischen SCO und Microsoft zu erhalten. Auch Baystar, einst ein Investor bei SCO, soll alle Dokumente vorlegen, die die Kommunikation zwischen Baystar und Microsoft über SCO betreffen. In der Öffentlichkeit hatte Darl McBride nach Beginn der juristischen Auseinandersetzungen mit IBM immer abgestritten, abseits der von Microsoft getätigten Lizenzzahlungen in irgendeiner Form mit Microsoft Kontakt zu haben. Entsprechend viel war über die Rolle eines Mike Anderer spekuliert worden, der mit seiner Firma S2 Strategic Consulting die SCO Group beim Aufbau ihres Geschäfts mit Antidot-Lizenzen beraten haben soll: In der Linux-Community gab es immer wieder Spekulationen, dass Microsoft eine der treibenden Kräfte hinter den Klagen von SCO gegen Linux-Firmen sei.

IBM will das nun tatsächlich genau wissen. So soll Microsoft auch darüber aussagen, was zwischen SCO-Chef Darl McBride und Steve Ballmer über SCOs Rechte am Unix-Betriebssystem diskutiert wurde und wie der Code an Microsoft lizenziert wurde. Auch solle Microsoft seine Geschäftsstrategie betreffs Linux darlegen. IBM möchte zudem noch einmal genau wissen, wie das Wettbewerbsverfahren von Caldera (Linx-Vorläufer der SCO Group) gegen Microsoft gelaufen sei. Im Prozess Calderas gegen Microsoft um das Ausbooten von DR-DOS musste der Redmonder Softwarekonzern schließlich 275 Millionen Dollar zahlen.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't): (jk)