SETI: Katalog astrophysikalischer Anomalien für Suche nach Außerirdischen

Nicht nur für die Suche nach außerirdischem intelligenten Leben haben Wissenschaftler einen Katalog mit astronomischen Anomalien zusammengestellt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen
SETI: Katalog aller astrophysikalischen Anomalien von Breakthrough Listen

(Bild: ESO/B. Tafreshi (twanight.org))

Lesezeit: 3 Min.

Forscher des SETI-Projekts Breakthrough Listen haben einen umfangreichen Katalog von etwas über 100 astronomischen Anomalien zusammengestellt, der bei der Suche nach intelligentem außerirdischen Leben helfen soll.

Zu dem "Exotica Catalog" gehört außerdem eine Auflistung archetypischer Vertreter für die verschiedenen Arten von Himmelskörpern und eine Sammlung astronomischer Superlative. Dazu gibt es noch eine Liste mit Objekten, die einmal als Anomalien galten, deren Natur sich aber geklärt habe. Der Katalog soll nicht nur den Breakthrough-Astronomen bei der Auswahl ihrer Beobachtungsziele helfen.

Breakthrough Listen ist eine der sogenannten Breakthrough-Initiativen finanziert von dem israelisch-russischen Milliardär Yuri Milner. Neben Breakthrough Listen, das sich der Suche nach Hinweisen auf technologisches Leben im Universum widmet, gehört dazu noch Breakthrough Watch zur optischen Suche nach erdähnlichen Exoplaneten und Breakthrough Starshot zur Entwicklung eines Raumfahrzeugs, das einen anderen Stern erreichen kann. Breakthrough Listen hatte zuletzt über mehrere Jahre hinweg Hunderte Sterne nach Signalen intelligenter außerirdischer Lebewesen untersucht – ohne Ergebnis.

Ihr Katalog sei der erste Versuch in letzter Zeit, die gesamte Bandbreite astrophysikalischer Phänomene abzudecken – von fernen Galaxien bis zu Objekten im Sonnensystem. Ergänzt wird er von Ausführungen zur Klassifizierung der Objekte und einem neuen Klassifizierungsvorschlag für Anomalien, also für Beobachtungen, die aktuell nicht restlos zu erklären sind. Die Wissenschaftler wollen damit auch anstoßen, das verstärkt nicht mehr nur nach extraterrestrischem Leben gesucht wird, das uns gleicht. Es gebe viel mehr Umgebungen, in denen Spuren von Technologie gefunden werden könnten.

Herzstück des Katalogs ist die Auflistung von über 100 astrophysikalischen Anomalien. Dazu gehört etwa der Stern KIC 8462852 mit seinen mysteriösen Helligkeitsschwankungen, aber auch Sterne die scheinbar ganz verschwinden. Das Wow!-Signal findet sich ebenso wie ein "unmögliches" Dreifachsternsystem, das unsere astrophysikalischen Modellen nicht erklären können. Przybylskis Stern hat es wegen seiner ungewöhnlichen Zusammenstellung von Elementen mit teilweise äußerst kurzen Halbwertszeiten auf die Liste geschafft. Mit NGC 247 ist auch eine Galaxie aufgeführt, die einen gigantischen Hohlraum aufweist, in dem sich die Zusammensetzung der Sterne deutlich vom Rest der Galaxie unterscheidet.

Die nur etwa 11 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie NGC 247 weist (hier rechts) einen unerklärten Hohlraum auf.

(Bild: ESO)

Die Wissenschaftler weisen immer wieder darauf hin, dass viele inzwischen erklärte kosmische Phänomene anfangs den Theorien zu widersprechen schienen. So habe es Jahrhunderte gedauert, bis die Natur der Ringe des Saturn geklärt wurden. Auch die aktuellen Anomalien müssten nicht auf außerirdisches Leben hinweisen, sondern könnten natürliche Phänomene aufzeigen. Aber auch wenn es um die Suche nach außerirdischem Leben geht, sei es unerlässlich, offen zu sein, erklärt Pete Worden von den Breakthrough Initiatives. Bis wir mehr über die Entstehung anderer Zivilisationen und deren Technologie wüssten, müssten wir alle plausiblen Objekte erforschen. "Deren Katalogisierung ist ein erster Schritt hin zu diesem Ziel."

(mho)