Schweiz zieht Internetseite mit zivilen Kriegsopfern zurück

Das Schweizer Außenministerium wird nicht wie geplant eine Internetseite mit Angaben zu zivilen Opfern des Irak-Krieges erstellen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das Schweizer Außenministerium wird nicht wie geplant eine Internetseite mit Angaben zu zivilen Opfern des Irak-Krieges erstellen. Eine entsprechende Ankündigung von Außenministerin Micheline Calmy-Rey wurde am Dienstag vom Ministerium mit dem Hinweis auf "methodische Hindernisse" wieder zurückgenommen: "Unklare oder manipulierte Informationsquellen, die eine verlässliche Verifizierung in vielen Fällen verunmöglichen, stellen bei gewaltsamen Konflikten ein schwer überwindbares Problem dar, sowohl für Medienschaffende wie für humanitäre Akteure", führten die Schweizer Außenamtsmitarbeiter als Begründung an.

Die Ministerin hatte in einer Rede zur Eröffnung eines Festivals mit Filmen zu den Menschenrechten angekündigt, aktuelle Informationen über die Opfer aus verschiedenen Quellen zusammenstellen zu wollen. Es gebe schon neun Tage nach Kriegsbeginn viele zivile Opfer, hatte die Sozialdemokratin aus Genf, die erst seit kurzem im Amt ist und durch mehrere kriegskritische Aktionen auf sich aufmerksam gemacht hat, am Sonntag erklärt. Das wichtigste an der Liste werde sein, dass sie einen Überblick gebe. "Erst wenn wir die Liste sehen, wird uns bewusst, wie schrecklich das ist", sagte Calmy-Rey.

Das Schweizer Außenministerium will sich von dem Vorhaben aber nicht ganz zurückziehen: Man werde das Projekt der Betreiber von www.ihlresearch.org/iraq unterstützen, gesichterte Informationen über die Folgen des Irak-Krieges für die Zivilbevölkerung zu sammeln. Das Projekt wird von Integrated Research and Information System (IRIS) und dem Program on Humanitarian Policy and Conflict Research (HPCR) der Harvard Universität betrieben, das bereits Mittel vom Schweizer Außenministerium erhält. "Im Zentrum des Projekts steht der rasche Aufbau eines temporären Informationszentrums in der Golfregion, das vor Ort verifizierte Angaben zur Lage der Zivilbevölkerung und zur Anwendung des humanitären Völkerrechts beschafft, um diese den Medienschaffenden sowie Mitarbeitern von humanitären Organisationen zur Verfügung zu stellen", betont das Schweizer Außenministerium

Die Schweiz ist der Depositarstaat der Genfer Konventionen, die regeln, wie ein Krieg geführt werden soll.

Zum Irak-Krieg siehe auch: (jk)