Siemens bringt 60 Millionen Euro großen Schuldschein auf die Blockchain

Statt auf klassischem Wege hat Siemens eine Schuldverschreibung über die Blockchain von Polygon herausgebracht. Die Anteile daran bekommen Investoren als Token.

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(Bild: phive/Shutterstock.com)

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Industriekonzern Siemens geht neue Wege bei der Unternehmensfinanzierung und hat eine Schuldverschreibung in Höhe von 60 Millionen Euro mittels Blockchain-Technik ausgegeben. Abgebildet wird das durch einen Smart Contract, also an einer Blockchain-Adresse hinterlegten Programmcode, der vom Netzwerk ausgeführt wird. Blockchain der Wahl ist dabei Polygon, ein Projekt, das als reines Zusatznetzwerk für schnellere und günstigere Ethereum-Transaktionen startete, inzwischen aber zunehmend eigene Wege mit seiner Chain geht.

Gemäß dem 2021 in Kraft getretenen E-Wertpapier-Gesetz muss so ein dezentral eingetragenes Wertpapier aber immer noch eine zentrale Registerstelle haben, die im Fall des Falles haftet: Das ist hier die Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, die eigenen Angaben nach seit 2022 eine vorläufige Erlaubnis zur Kryptowertpapierregisterführung hat.

Investoren in den Schuldschein sind die DekaBank, die DZ Bank und Union Investment. Für die gibt es dann vom Smart Contract erzeugte Token, die Stücke des Wertpapiers darstellen. Welche Art von Tokenstandard dafür zum Einsatz kam, wollte Hauck Aufhäuser Lampe aus "Sensibilitätsgründen" auf Anfrage von heise online nicht mitteilen; ebenso wenig, unter welcher Adresse der öffentlich einsehbaren Polygon-Blockchain der Schuld-Contract zu finden ist.

Die Token seien auf Wallets der Investoren oder deren Dienstleister übertragen worden, erklärte Simon Seiter, Head of Digital Assets bei der Privatbank. Man könne sie auch weiterverkaufen – allerdings nicht börslich, weil das rechtlich gesehen derzeit noch eine Einlagerung bei einem Zentralverwahrer voraussetze, die bei klassischer Ausgabe von Wertpapieren zum Einsatz kommen. Die Zinsen zahlt man laut Seiter weiterhin klassisch in Euro. Weil es noch keinen regulatorisch sauberen Stablecoin in Euro gebe, laufe das über die Bank als Zahlstelle.

"Mit der Abkehr vom Papier und der Hinwendung zu öffentlichen Blockchains für die Emission von Wertpapieren können wir Transaktionen deutlich schneller und effizienter abwickeln als bei der Emission von Anleihen in der Vergangenheit", sagte Peter Rathgeb, Corporate Treasurer der Siemens. Die weitere Entwicklung wolle man aktiv vorantreiben. Simon Seiter führte als Vorteile der Ausgabe über Blockchain an, dass sich der Emittent Zentralverwahrer und Market Maker für den Vertrieb sparen könne. Stattdessen könne man direkt an die Investoren verkaufen.

Auch wenn die Ausgabe von Schuldverschreibungen auf der Blockchain durch das E-Wertpapier-Gesetz in Deutschland nun seit rund anderthalb Jahren möglich ist, scheint es noch nicht die große Revolution in der Finanzwelt ausgelöst zu haben. Die Bafin zählt in ihrer Kryptowertpapierliste nicht ganz zwei Dutzend solcher Blockchain-Emissionen, unter anderem von der Dekabank, dem Wertpapierhaus der deutschen Sparkassen-Finanzgruppe.

(axk)