Sigma 105 mm 1:2.8 DG DN Macro im Test: Scharfes Makro-Objektiv für Sony E-Mount

Abgespeckter Preis, volle Ausstattung: Sigma legt ein 105er Makro-Objektiv für E-Mount-Systemkameras vor. Wie schlägt es sich im Vergleich mit Sonys 90er Makro?

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Das Sigma 105 mm 1:2.8 DG DN Macro an der Sony A7R IV

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Inhaltsverzeichnis

Mit dem 105 mm 1:2.8 DG DN Macro hat Sigma eine spannende neue Festbrennweite auf den Markt gebracht. Es handelt sich um das erste Makro-Objektiv des Herstellers, das sich gezielt an spiegellose Systemkameras mit Vollformatsensor richtet. Erhältlich ist es für Sonys E-Mount und für die Kameras mit L-Mount von Leica, Panasonic und Sigma selbst. Wir haben das Objektiv an der Sony Alpha 7R IV (A7R IV) getestet und konnten es in der Praxis außerdem mit dem FE 90 mm F2.8 G OSS vergleichen, welches Sony selbst neben einem 50er als Makro in dieser Objektivklasse anbietet.

Abgesehen von einem kleinen Brennweitenunterschied – Sigma setzt auf 105 Millimeter, Sony auf 90 Millimeter – sind die technischen Daten der Konkurrenten vergleichbar. Sie ermöglichen einen Abbildungsmaßstab von 1:1, bei etwas unterschiedlichen Nahbereichen: Das Sigma-Objektiv liegt hier bei 29,5 Zentimetern, das Sony-Objektiv bei 28 Zentimetern. Beide öffnen die Blende maximal auf f/2.8 und schließen sie bis f/22. Neun Blendenlamellen sollen für harmonische Unschärfekreise sorgen. Der Filterdurchmesser beträgt bei beiden Modellen 62 Millimetern. Die Konstruktionen sind staub- und spritzwassergeschützt und vergleichbar komplex, sodass auch Gewicht und Maße auf gleichem Niveau liegen. Beide Makro-Objektive verstehen sich aufgrund ihrer moderaten Telebrennweite gepaart mit der großen Blendenöffnung auch als Porträtspezialisten.

Voraus hat das Sony-Objektiv dem Sigma-Konkurrenten den internen Stabilisator. Ein weiterer gewichtiger Unterschied zwischen Originalteil und Fremdhersteller-Optik macht sich beim Preis bemerkbar. Während das Sony-Makro auch Jahre nach dem Marktstart noch um die 1000 Euro kostet, gibt es das Sigma-Pendant bei vergleichbarer Ausstattung schon für unter 750 Euro.

Das Sigma 105 (links) mm geht in die direkte Konkurrenz zum Sony FE 90 mm (rechts), es bietet sogar eine vergleichbare Ausstattung. Dabei bleibt es etwas günstiger.

Dabei müssen Sigma-Fotografen beim Handling kaum Abstriche machen. Die Verarbeitung ist Hersteller-typisch hochwertig. Alle Bedienelemente sitzen stramm und der extra breite, geriffelte elektronische Fokusring hat einen angenehmen Widerstand. Er reagiert sehr fein und flüssig, sodass man präzise manuell arbeiten kann. Der Ring des Sony-Objektivs reagiert dagegen etwas ruppiger. Den Motor des 105ers hört man nicht nur deutlich beim automatischen Fokussieren (AF), sondern auch beim manuellen Arbeiten (MF). Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Das Sony-Objektiv verhält sich ein wenig leiser.

Wie beim Original können Fotografen die Fokusspanne mit einem Schieberegler begrenzen. Dabei erleichtern sie dem Autofokus das Leben und verkürzen die Fokuszeiten, wenn sie nur im Makro- oder nur im Normalbereich fotografieren möchten. Möglich sind analog zum Sony-Objektiv die Bereiche 0,295 bis 0,5 Meter und 0,5 Meter bis unendlich. Freilich gibt es auch die Option "Full" für den gesamten Fokusbereich.

Ein klassischer Schalter wechselt zwischen dem manuellen und dem Autofokus, beim Sony-Original zieht man dafür den Fokusring nach hinten. Was besser gefällt, ist Geschmackssache – mit der Fokusring-Methode wechselt man vielleicht ein Quäntchen schneller. Beide Objektive haben außerdem eine Fokussperrtaste. Mit neueren Kameras wie der Sony A7R IV kann man diese Taste relativ frei mit anderen Funktionen betrauen. Der entsprechende Menüeintrag ist in den Benutzer-Key-Einstellungen zu finden. Bei älteren Kameras wie der A7 II funktioniert das nicht. Für diese Kamera ist das letzte Update bereits 2017 veröffentlicht worden, lange vor Marktstart des Sigma-Objektivs.

Anders als das Sony-Makro bietet das Sigma-Objektiv (links) einen eigenen Blendenring.

Anders als das 90er von Sony besitzt Sigmas 105er einen eigenen Blendenring, den man wahlweise mit oder ohne Rasterung betreiben kann. Er besitzt eine A-Stellung, sodass man die Blende außerdem über die Kamera steuern (lassen) kann.

Der hochauflösende Sensor der Sony A7R IV fordert das Sigma-Objektiv in unserem Labor heraus. Mit ihrem 61-Megapixel-Chip bietet die Vollformatspiegellose eine theoretisch mögliche Auflösung von nicht ganz 3200 Linienpaaren pro Bildhöhe (Lp/Bh). Bereits bei Offenblende f/2.8 schöpft das Sigma-Objektiv zentral gut 90 Prozent davon aus. Die Randbereiche liegen um etwa 10 Prozent zurück. Bei f/4.0 erreicht die Optik ihr zentrales Auflösungsmaximum mit knapp 3050 Lp/Bh – 96 Prozent des theoretisch Möglichen. Die Randbereiche steigern sich noch bis f/8.0 auf etwa 2700 Lp/Bh, womit sie hier knapp 90 Prozent der möglichen Auflösung der A7R IV ausschöpfen.

Auflösungsentwicklung der Sigma 105 mm an der Sony A7R IV

Das Sony-Objektiv ist seit etwa fünf Jahren auf dem Markt. Im Labor haben wir es ausführlich in c't Fotografie 3/2017 getestet – allerdings an einer älteren A7-Generation. Dabei zeigte es eine ähnliche Auflösungsentwicklung wie das Sigma-Objektiv, jedoch war es bereits bei Offenblende zentral am stärksten und steigerte sich danach in der Bildmitte nicht mehr.

Um uns anzuschauen, wie sich die Werte tatsächlich in den Fotos widerspiegeln, haben wir beide Objektive in der Praxis an der A7R IV getestet. Als Motiv für die 1:1-Aufnahmen diente uns unter anderem eine Uhr, die dank eines Glasrückteils einen Blick in ihr Innerstes erlaubt. Schon beim ersten Test des Sony-Makros stand sie uns Modell.

Sigma 105 mm 1:2.8 DG DN Macro : Blendenreihe (8 Bilder)

Sony A7R IV mit Sigma 105 mm bei f/2.8

Wie damals fällt das Sony-Objektiv mit einer sehr guten Offenblendenleistung auf. Allerdings zeigt es sich auch sehr anfällig für Farbsäume bei niedrigeren Blendenwerten. Das Sigma-Objektiv bewegt sich auf Augenhöhe und kommt ohne Farbsäume aus, womit es eine etwas ruhigere und klarere Bildwirkung bei Offenblende erzielt. Ab f/11 wird der Bildeindruck bei beiden Objektiven wieder zunehmend weicher, was sich mit Beugungsunschärfen erklären lässt, diese wird im Nahbereich bei diesem Abbildungsmaßstab und aufgrund der hohen Auflösung der A7R IV früh sichtbar.

Sigma 105 mm an der Sony A7R IV:
links: f/2.8 / rechts: f/11

Sigma 105 mm an der Sony A7 II:
links: f/2.8 / rechts: f/11

Der Unschärfeverlauf beim Sigma ist butterweich – ebenso wie die Hintergrundunschärfe insgesamt. Das Sony-Objektiv erschafft dagegen etwas definierte Unschärfekreise.

Das Sigma 105 mm 1:2.8 DG DN Macro ist ein gelungenes Makro-Objektiv, das dank des hohen Freistellpotenzials und des cremigen Schärfeverlaufs auch gut zum Porträt-Objektiv taugt. Die Abbildungsleistung liegt auf hohem Niveau. Anders als der Sony-Konkurrent kämpft es bei geöffneter Blende nicht mit sichtbaren Farbsäumen.

Sigma 105 mm 1:2.8 DG DN Macro: Beispielbilder (12 Bilder)

Sony A7R IV mit Sigma 105 mm bei f/4.0, 1/640 s, ISO 2000

Die Handhabung ist dank Autofokus, Fokusbegrenzer, Blendenring und konfigurierbarer (Autofokus-Sperr-)Taste sehr komfortabel und lässt im Vergleich zum Original nichts vermissen. Beim manuellen Scharfstellen liegt es sogar leicht vorn. Dabei müssen Fotografen weniger tief in die Tasche greifen.

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