CES

Smartes Teleskop: Unistellar Odyssey mit App-Steuerung

Das Spiegelteleskop Unistellar Odyssey verspricht scharfe astronomische Bilder dank Nikon-Optik. Die Smartphone-App navigiert über den Himmel und schießt Fotos.

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Rotes Teleskop an Messestand

Das smarte Spiegelteleskop Unistellar Odyssey Pro bringt einen Sucher mit, hier erkennbar im unteren Drittel des Tubus. Die rote Farbe ist ein aufpreispflichtiges Gimmick.

(Bild: Jan-Keno Janssen)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Zwei neue smarte Spiegelteleskope stellt der französische Hersteller Unistellar auf der CES in Las Vegas vor. Sie heißen Odyssey und Odyssey Pro. Die Geräte kosten astronomische 2499 respektive 3999 Euro. Im Wesentlichen unterscheidet sich die Pro-Version durch einen Sucher für den unverstellten Blick ans Firmament. Die günstigere Variante zeigt das Bild ausschließlich als Foto in der zugehörigen Smartphone-App.

Himmelskörper zu beobachten, ist nicht so leicht, wie es klingt. Stabile Teleskope bringen wegen der stabilisierenden Gegengewichte einiges auf die Waage und kosten sehr viel Geld. Günstige Vertreter erweisen sich wegen der hohen Brennweiten oft als zu wackelig, um das gewünschte Objekt im Blickfeld zu behalten, und erzeugen damit bei vielen Hobbyastronomen mehr Frust als Lust. Die Teleskope von Unistellar werden per Smartphone-App bedient und steuern Himmelskörper über Schrittmotoren an. Zittrige Hände fallen damit als Fehlerquelle schonmal aus.

Der Spiegel der Odyssey-Teleskopreihe hat einen Durchmesser von 85 mm. Damit ist er kleiner und fängt weniger Licht ein als der 114 mm große Spiegel des Vorgängers eQuinox 2. Das Gesichtsfeld ist mit 34 x 45 Bogenminuten etwa gleich groß wie das des Vorgängermodells. Die Brennweite des Odyssey beträgt 320 mm. Das Teleskop eignet sich damit zur Betrachtung sowohl von Planeten als auch von entfernten Objekten wie Galaxien und Nebeln.

Unistellar Odyssey Pro, ausgestellt in Las Vegas

(Bild: Jan-Keno Janssen)

Die Bauart unterscheidet sich nicht fundamental von den Vorgängern. Inbegriffen ist ein Dreibeinstativ aus Aluminium. Mit 134 mm Höhe ist es geringfügig kleiner als der Vorgänger. Es wiegt 4 kg und damit weniger als halb so viel wie der Vorgänger. Der Sensor löst acht Megapixel auf. Die Raw-Dateien rückt das Ding leider nicht heraus.

Kleines Gimmick: Unistellar bietet eine Red Edition an; sie kostet 4499 Euro und damit noch einmal 500 Euro mehr als das ansonsten baugleiche Odyssey Pro. Es hat allerdings seinen Grund, dass optische Geräte dunkel gehalten sind, damit sie auftreffendes Licht schlucken und es nicht in alle Richtungen und in verfälschten Farben reflektieren.

Die aktualisierte App nennt Unistellar "Celestial Pilot". Sie macht Vorschläge, was sich am Nachthimmel zur Beobachtung eignet, und zeigt nur Himmelsobjekte, die tatsächlich zum aktuellen Datum zu sehen sind. Nachdem sich die App am Himmel orientiert hat, sprich auf welchen Ausschnitt des Firmaments das Teleskop blickt, soll ein Knopfdruck genügen, um beispielsweise Planeten wie Mars und Jupiter oder auch weit entfernte Spiralnebel anzusteuern.

Die Unistellar-App zeigt Himmelskörper an, die sich zum jeweiligen Zeitpukt beobachten lassen. Nach einem Fingertipp auf ein Objekt setzt sich das Teleskop über Schrittmotoren in Bewegung.

(Bild: Unistellar)

Frühere Geräte erforderten noch, dass Nutzer manuell fokussieren. Für die Odyssey-Reihe verspricht Unistellar einen "Stellar-Autofokus", dessen intelligenter Algorithmus den motorisierten Sensor so justiert, dass auch Millionen Lichtjahre entfernte Himmelsobjekte scharf abgebildet werden.

Nur mit der Pro-Version des Odyssey kann man die Himmelskörper mit bloßem Auge betrachten. Unistellar hat Optik des Kameraherstellers Nikon in die neue Teleskopserie eingebaut. Die Standard-Variante übermittelt Bilder aufs Smartphone oder Tablet.

Astrofotografie erfordert Geduld: Je länger man das Teleskop belichten lässt, desto besser die Bildqualität.

(Bild: Unistellar)

Die Mobil-Apps von Unistellar stehen für Android und iOS kostenlos zur Verfügung. Nutzer entscheiden selbst, wie lange sie belichten: Nach 15 Sekunden zeigt sich das Bild noch recht blass und mit Bildrauschen behaftet. Nach beispielsweise 15 Minuten langer Belichtung übermittelt das Gerät klare Bilder auch von schwach leuchtenden Nebeln.

Dabei unterstützt die Software zwei Modi. Planeten oder den Mond zeigt sie in "Fine Pixel Resolution", also nativer Auflösung. Bei lichtschwachen Galaxien kombiniert die App jeweils vier Pixel zu einem. Die Auflösung reduziert sich dadurch auf etwa zwei Megapixel. Das Teleskop erstellt keine Langzeitbelichtung, sondern fertigt viele einzelne Bilder an, die es am Ende zu einem einzigen verrechnet.

(akr)