Smartphone-Teleskop Ultrascope: 3D-Bauteile und Lasercutter-Vorlagen sind da

Die langen Winternächte sind Festtage für alle Hobbyastronomen. Bei bewölktem Himmel hingegen kann man die Zeit für den Bau eines eigenen, hochauflösenden Spiegelteleskops nutzen – mit Lasercutter und 3D-Drucker.

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Smartphone-Teleskop Ultrascope: 3D-Bauteile und Lasercuttervorlagen sind da

(Bild: openspaceagency)

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Im Oktober 2014 kündigte die britische Open Space Agency (OSA) ein Eigenbau-Projekt an, das uns sofort begeisterte: Das Ultrascope ist ein Spiegelteleskop, das jeder mit 3D-Drucker und Lasercutter selbst nachbauen können sollte, per Arduino und Raspberry Pi automatisiert und mit einem Mobiltelefon als Sensor und Netzwerkschnittstelle. Doch nach dieser hoffnungsfroh stimmenden Ankündigung dauerte es noch über ein Jahr (in dem sich auf der Webseite der OSA wenig tat), bis endlich die ersten Dateien und Teile der Bauanleitung tatsächlich zum Download bereitstanden. Die bekommt man seit einigen Wochen über die Projektplattform Wevolver. Das Design steht unter der CERN Open Hardware Licence v1.2.

Aufbau des Ultrascopes. Die Explorer-Version soll sich zur Beobachtung von Objekten bis zur Magnitude 9 eignen – das reicht, um etwa einen Blick auf Neptun zu werfen.

Die 3D-Vorlagen für Teile der Mechanik bestehen aus lauter einzelnen STL-Dateien. Sie sollen sich zum Beispiel auf einem Ultimaker 2 produzieren lassen; insgesamt sind laut Angaben der OSA dafür etwa 2,2 kg Filament (ABS oder PLA) nötig. Die Vorlagen für den Laserzuschnitt bekommt man als Illustrator-Dateien (.AI), die Teile sollen aus 10 Millimeter starkem Acrylglas aus zwei Tafeln im Format 75 cm × 50 cm gelasert werden. Dafür braucht man schon ein erwachsenes Gerät, mit einem billigen China-Cutter bekommt man so dickes Material auf keinen Fall geschnitten.

Die Bauanleitung für diesen ersten Schritt zum eigenen Teleskop gibt es als PDF zum Download, sie besteht im wesentlichen in einer Auflistung der einzelnen Teile nebst Anweisung für die 3D-Druckparameter, einer Checkliste sowie einer kurzen FAQ. Die Anleitung für den zweiten Bauabschnitt war zwar bereits für "Anfang Dezember" angekündigt, ist aber bisher weder bei Wevolver noch auf der OSA-Webseite zu finden. Insgesamt soll man sein eigenes Ultrascope in sechs solcher Arbeitspakete aufbauen und in Betrieb nehmen können.

Zu viel Zeit sollte sich die OSA allerdings nicht mehr damit lassen, das Projekt fertigzustellen – und auf jeden Fall muss sie dringend über Alternativen für das als Sensor eingeplante Telefon nachdenken. Derzeit ist das Ultrascope nur für den Betrieb mit Smartphones mit Windows Phone als Betriebssystem vorgesehen. Das explizit empfohlene Modell für die Himmelsbeobachtung ist wegen seiner 41-Megapixel-Kamera das Lumia 1020 aus dem Jahr 2013. Das kann man derzeit zwar noch vereinzelt kaufen, als Basis für eine Bauanleitung für ein ambitioniertes (und auch nicht ganz billiges) Hobby-Astronomie-Projekt ist das unserer Ansicht nach allerdings nicht zukunftssicher genug.

Mit den jetzt veröffentlichten Teilen kann man mit dem Bau der sogenannten Explorer-Plus-Version des Ultrascope beginnen, das einen Spiegel mit knapp 9 Zentimeter Durchmesser (3,5") tragen soll. Parallel entwickelt die OSA eine größere Version namens Odyssey, deren Spiegel 20 Zentimeter messen soll (8"). Mit dem Explorer-Rohr sollen sich Objekte bis zu einer Magnitude von 9 beobachten lassen, zum Beispiel Asteroiden. Vision des OSA-Projekt ist es, dass sich die Ultrascope-Nachbauer in großer Zahl mit ihren fertiggestellten Geräten als "Citizen Scientists", also als Bürgerwissenschaftler betätigen und miteinander und mit hauptberuflichen Wissenschaftlern vernetzt auf die Jagd nach Asteroiden und Planeten gehen. (pek)