Hohe Investitionen und Spezialisierung: Jede Branche erhält eine eigene Cloud

Auch in den nächsten Jahren wird es bei den Cloud-Investitionen nur nach oben gehen. Davon profitieren aber vor allem branchenspezifische Angebote, so Gartner.

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(Bild: iX)

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Von
  • Harald Weiss

Mehr Cloud-Computing steht weiterhin ganz oben auf den To-do-Listen vieler CIOs. Laut einer Umfrage von Gartner planen 78 Prozent hier zunehmende Investitionen. Damit belegt dieser Bereich nach Security und Analytics den dritten Platz beim Investitionsranking. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den aktuellen Marktprognosen wider. So soll der Cloud-Markt bis 2027 auf über eine Billion US-Dollar anwachsen, womit der Cloud-Umsatz die höchsten Zuwachsraten unter allen IT-Bereichen belegt. Diese Entwicklung liegt unter anderem daran, dass sich die Einschätzungen der CIOs über verschiedene Cloud-Eigenschaften deutlich verschoben haben. Beispielsweise sagten 2015 noch die meisten von ihnen, dass "Cloud-Computing stets unsicherer sei, als On-Premises-Rechenzentren". Doch in diesem Jahr stimmen die meisten der Aussage zu, dass "Cloud-Computing stets sicherer sei, als On-Premises-Rechenzentren".

Doch das Cloud-Wachstum hat nicht nur eine quantitative Komponente – auch inhaltlich erwartet Gartner viele Änderungen, die im Wesentlichen aus zwei Trends bestehen. Eine explosionsartige Zunahme von branchenspezifischen Clouds und die neuen Anforderungen an eine Cloud-basierte KI. So sagen die Analysten in ihren zehn wichtigsten Trends, dass bis 2027 über 70 Prozent der Unternehmen branchenspezifische Clouds nutzen werden. Ziel ist es, die rasant wachsenden Business-Anforderungen damit besser und schneller bedienen zu können. Derzeit würden erst 15 Prozent solche speziellen Cloud-Plattformen nutzen.

Diesen neuen Cloud-Plattformen integrieren SaaS, PaaS und IaaS zu anwendungsspezifischen Business-Paketen, die dann relativ wahlfrei kombiniert werden können. So lassen sich neue, komplexe Lösungen leichter und in kürzerer Zeit erstellen. Diese Module nutzen ein entsprechendes Data-Fabric, über das alle auf dieselben aktuellen Daten zugreifen können. Große Unternehmen können diese Plattformen auch individualisieren, um eigene Anforderungen besser abdecken zu können. Am stärksten werden solche branchenspezifischen Clouds im produzierenden Gewerbe und in der Telekommunikation zum Einsatz kommen. Die Hersteller geben als Gründe primär eine bessere Unterstützung bei der Automatisierung an, während es den Telko-Unternehmen vorwiegend um Kosteneinsparungen geht.

Was die Cloud-Nutzung im Detail betrifft, so werden nicht alle Probleme verschwinden. "Bis 2028 werden über 50 Prozent aller Unternehmen keinen Vorteil aus einer Multi-Cloud-Strategie gewinnen können", sagte Gartner-Analyst Dennis Smith in seiner Präsentation auf dem jüngsten Gartner-Symposium. Eine Besserung sieht er dagegen bei der Cloud-Nutzung für neue digitale Business-Modelle: Dieser Anteil wird von derzeit knapp 50 Prozent bis 2028 auf 95 Prozent ansteigen. Zunehmend wichtiger wird in diesem Zusammenhang auch die Frage nach der digitalen Souveränität. So gehen die Analysten davon aus, dass bis 2028 über die Hälfte aller Unternehmen entsprechende Strategien und Regeln eingeführt haben werden; derzeit sind es weniger als zehn Prozent.

Bei den Cloud-Workloads wird es sich vor allem um KI-Anwendungen handeln: Über die Hälfte wird bis 2028 allein auf diesen Anwendungsbereich entfallen. Das zeichnet sich bereits deutlich ab, denn der Rechenaufwand zum Erstellen und Trainieren von generativen KI-Plattform ist erheblich und kann ausschließlich von großen Unternehmen gestemmt werden.

Was den Betrieb der IT-Infrastruktur angeht, so sind die Ausblicke nicht so gravierend. Hier bleibt die Security eine Top-Priorität und KI stellt nicht nur neue Anforderungen an die Rechenleistung, sondern ermöglicht auch einen effizienteren IT-Betrieb. Letztlich weisen die Gartner-Analysten noch darauf hin, dass auch die Arbeitsplätze wesentlich mehr KI-Unterstützung erhalten werden, sodass die Produktivität und die User-Experience steigen, während gleichzeitig der Administrationsaufwand spürbar abnehmen soll.

(fo)