Sonys A9 III fotografiert 120 Raw-Bilder pro Sekunde in voller Auflösung

Dank eines Global Shutter soll die neue Alpha die schnellste Kamera für Sport- und Actionfotografie sein. Einige Kenndaten hält Sony noch zurück.

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Reichlich Custom-Buttons und sonst schnörkellos - Sonys Alpha 9 III für Fotoprofis.

(Bild: Sony)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Nico Ernst
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Sony hat mit der Alpha 9 III den Nachfolger seiner zuletzt im Jahr 2019 aktualisierten Profikamera der 9er-Serie vorgestellt. Anfang 2024 soll das spiegellose Gerät auf den Markt kommen, es ist vorwiegend auf Sport- und Reportagefotografie ausgelegt. Dabei zählt hauptsächlich Geschwindigkeit, nicht die höchste Auflösung. Daher bleibt der Vollformatsensor auch bei 24 Megapixeln, wie auch bei anderen Kameras dieser Kategorie.

Laut Sony ist das Exmor RS genannte Bauteil jedoch der erste CMOS-Sensor im Vollformat, der mit einem Global Shutter arbeitet. Das bedeutet, dass das Auslesen des gesamten Bildinhalts in einem Schritt erfolgt und nicht zeilenweise. Einen mechanischen Verschluss gibt es, wie bei den Topmodellen anderer Hersteller, nicht mehr. Beim Abnehmen des Objektivs schützt eine Plastikklappe den Sensor.

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Durch den Global Shutter entfällt der nicht nur der beim Filmen stark einschränkende Rolling-Shutter-Effekt, auch bei schnellen Schwenks gibt es keine Verzerrung mehr. Weiterhin ermöglicht der Datentransfer in einem Rutsch enorme Bildraten und kürzeste Synchronisationszeiten beim Blitzen: Bis zu einer Verschlusszeit von einer 1/80.000 Sekunde ist das möglich. Wie auch bei den Bildraten weist Sony jedoch darauf hin, dass dafür geeignete Blitze und Objektive nötig sind, Angaben zu den passenden Modellen gibt es bislang nicht.

Da die Kamera offensichtlich mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris entwickelt wurde, hat Sony die für Sportfotografen wichtige Bildrate bei Serienaufnahmen ans Limit geschraubt: 120 RAW-Fotos bei vermutlich leicht verlustbehafteter Kompression, aber in voller Auflösung und mit 14 Bit Farbtiefe sind möglich. Das schafft die 9 III aber nur für 1,6 Sekunden, was 192 Bilder ergibt, bis der Puffer voll ist. Weil man diese Bildrate nicht immer benötigt, gibt es die clevere Funktion des „Speed Boost“: Das Höchsttempo kann während Serienaufnahmen zeitweise zugeschaltet werden, indem ein Funktionsknopf an der Vorderseite betätigt wird, während der Auslöser schon gedrückt ist. Diese „C5“ genannte Taste liegt da, wo sich bei üblicher Haltung der Mittelfinger des Fotografen befindet. Wie beim Blitzen gilt auch hier: Kontinuierlichen Autofokus gibt es nur mit geeigneten Objektiven.

Um die Bildauswahl bei diesen Mengen an Fotos zu erleichtern, spielt die Alpha auf Wunsch die Einzelbilder als Video ab. In diesem Clip kann gescrollt, und ein bestimmtes Foto zum Übertragen markiert werden. In der Übersicht aller Aufnahmen sind die Highspeed-Serien zudem farbig markiert, damit sie sich leichter finden lassen. Auch das ist wieder auf den Workflow von Sportfotografen abgestimmt, weil sie oft die relevantesten Momente einer Sportart besser kennen als eine Redaktion und eine Vorauswahl vornehmen. Die Übertragung ist per WLAN nach 802.11ac möglich, wie bei besseren Notebooks kommt dabei ein 2×2-MIMO zum Einsatz, was rund 50 MByte/s unter besten Bedingungen ergeben kann.

Angesichts des Tempos wirft die Wahl der Speicherkarten Fragen auf. Sony hat zwei Kombislots für SD-Karten (bis UHS-II) und CFExpress verbaut. Letztere Karten müssen aber im A-Format, nicht im aktuellen und theoretisch doppelt so schnellen B-Format gehalten sein. Das B-Format wurde mit der Spezifikation CFExpress 4.0 zwar erst vor wenigen Wochen definiert, jedoch wurde die 9 III bereits vor knapp einem Jahr angekündigt. Die Entwicklung der schnellen Speicherkarten dürfte an Sony nicht vorbeigegangen sein. Wie Petapixel berichtet, sollen jedoch schon mit SD-Karten alle Fotofunktionen verfügbar sein. Wie schnell hintereinander dann die 120-fps-Serien ausgelöst werden können, ist bis jetzt nicht bekannt.

Der Rest der Ausstattung ist auf der Höhe der Zeit für professionelle Kameras, was auch beim Filmen gilt: 4K bei 120 Bildern pro Sekunde ist möglich, bei 60 fps lässt sich auch ein Oversampling von der 6K-Auflösung des Sensors nutzen, was mehr Details verspricht. Per HDMI kann Raw-Video mit 16 Bit Farbtiefe an einen externen Rekorder geschickt werden, intern speichert die Kamera 10-Bit-Video mit 4:2:2 Farbraum, Farbformate wie S-Cinetone und S-Log3 werden unterstützt. 8K-Video, wie Nikons Konkurrenzmodell Z 9, beherrscht die 9 III durch die geringere Sensorauflösung nicht.

Ein Unterschied zur Nikon und auch Canons R3 ist zudem, dass Sony den Handgriff für Hochkantarbeiten nicht an der Kamera verbaut, sondern nur als Zubehör anbietet. Ein solches ist auch das neue Objektiv FE 300mm F2.8 GM OSS, das als Neukonstruktion das leichteste 300-Millimeter mit f/2.8 sein soll: Rund 1,7 Kilo, und damit weniger als die meisten 70-200 mm-Teles der Klasse soll es wiegen.

Beim Autofokus bietet Sony das, was auch seine anderen neuen Kameras können, nämlich Hybridtechnik aus Erkennung von Kontrasten und Phasenwechsel. Bei Einzelbildern sind es 795 Messpunkte, beim Filmen 627. Die bekannten KI-Funktionen zur Erkennung von Motiven wie Menschen oder Tieren sollen auch bei hohen Bildraten zuverlässig arbeiten. Etwas mehr als klassenüblich ist die Stabilisierung des Sensors, hier sollen 8 Blendenstufen erreicht werden. Keinerlei Angaben macht das Unternehmen bisher jedoch zum Dynamikumfang der wetterfesten Kamera, zur Rauschfreiheit oder allgemein der Bildqualität. Ein Blick in die technischen Daten zeigt zudem, dass die nutzbare Empfindlichkeit des Sensors erst bei ISO 250 beginnt, nach oben sind es 25.600. Beides gilt beim Fotografieren wie Filmen.

Während Sony in seinem Vorstellungsvideo noch vom Frühjahr 2024 für die Verfügbarkeit der Kamera spricht, hat das Unternehmen einen Tag nach der Ankündigung die Angaben präzisiert. Ab dem Nachmittag des 8. November 2023 kann die Alpha 9 III auch bei deutschen Händlern für 6.999 Euro vorbestellt werden, sie soll ab Januar 2024 versandt werden. Wie bei neuen High-End-Kameras üblich, ist mit anfangs begrenzten Kontingenten zu rechnen. Das 300-Millimeter-Tele soll zeitgleich für 6.700 Euro in den Handel kommen.

(tho)